GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Mastern den Höhepunkt der Veranstaltung ankündigte. Beim Blick aus dem Fenster und dem Anblick, der sich ihm da bot, zweifelte Jason stark, dass Ismas Gruppe heil an den aufgedrehten, mit Äxten schwingenden Feindeshorden vorbei kommen konnte. Einige Monster prahlten mit ihren Kriegsheldentaten und machten sich lustig über die Feiglinge, die Gala-ner, die es ihnen viel zu einfach gemacht hatten. Netans Krieger glaubten, der Sieg gehöre ihnen und niemand würde einen Gegenangriff wagen, beziehungsweise keiner wäre da, um die Galanischen Truppen anzuführen. Alle wichtigen Galanherrscher und Armeeführer waren getötet worden oder saßen gefangen im Kerker. Als am Horizont ein Licht aufleuchtete, das fast so hell erstrahlte wie einst die Sonne am Himmel, glaubten die Heerscharen an ein Feuerwerk zu ihren Ehren.
Auch Jason erblickte das sonderbare rote Leuchten in der Ferne und wusste in dem Moment, Isma war gekommen. Gebannt versuchte er, etwas zu erkennen. Doch nichts tat sich und allmählich erlosch das Licht wieder. Das Zeichen musste ihm gegolten haben. Würden sie es schaffen? Wie plante Isma an der feindlichen Meute vorzukommen und die Geheimtür an der Westmauer der Festung zu finden? Er musste sofort han-deln und ihnen zur Hilfe eilen. Mit einem Handzeichen deutete er seinen Schwestern an, ihm zu folgen. Die Gelegenheit war günstig, denn die Capitaner schienen abgelenkt zu sein. Leise verließen sie das Zimmer und stiegen die Treppe hinunter. Die Bediensteten, die sonst umhereilten, hatten sich den Feiernden angeschlossen und waren nirgends zu erblicken. Fantastisch! Jason und seine Schwestern spähten um die Ecken, und niemand war zu sehen. Sein Herz pochte spürbar, das ihm fast schwindelig davon wurde. Wir müssen es schaffen, ermahnte er sich. Endlich fand Jason die Tür zur kleinen Besenkammer, in der sich seine Schwestern verstecken sollten. Er öffnete den Verschlag, dann umarmte er die beiden Mädchen noch einmal fest und redete beruhigend auf sie ein. Ein kurzer Moment des Zweifels überkam ihn und er fragte sich, ob er das Richtige tue, sie ohne Schutz allein zu lassen. Sie fürchteten sich, und ihm ging es genauso.
Als er sie verließ, machte er sich auf den Weg zum Kerker. Eigentlich hatte er dies nicht vorgehabt, aber da keiner der Diener zu sehen war, und er wusste, dass Syria Isma und ihre Gefährten sofort dorthin führen wollte, machte er sich auf den Weg zu den Gefangenen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Jason versteckte sich reflexartig und in letzter Sekunde hinter einer Säule, bevor eine Dienerin an ihm vorbeihetzte. Was sollte er nun tun? Er stand inmitten einer riesigen Vorhalle und durfte jetzt nicht entdeckt werden. Zur rechten Seite schielend, schaute er, ob die Luft rein war. Schnell huschte er in den nächstliegenden Gang. Dort mussten bald die Stufen kommen, die in den Kerker führten. Vorsichtig arbeitete er sich vor. Endlich fand er die große Stahltür. Er rüttelte vorsichtig daran, aber sie blieb verschlossen.
Mist, dachte er. Dann vernahm er Schritte hinter sich und sah einen Wachmann kommen. Schnell versteckte er sich um die Ecke in einem weiteren Gang. Der Posten schloss die große Stahltür auf, öffnete sie und ging hindurch. Die Tür schloss sich langsam wieder. Kurz bevor sie ins Schloss fiel, stemmte Jason seinen Fuß dazwischen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er sah sich noch einmal um, in der Hoffnung, immer noch unent-deckt geblieben zu sein. Er horchte, ob der Wärter die Treppen hinabgestiegen war und nicht wieder zurückkam, weil sich die Tür nicht geschlossen hatte. Jason wartete noch einen Augenblick, bevor er sich durch die leicht geöffnete Tür zwängte und sie dann behutsam zufallen ließ. Als er sich umdrehte, überkam ihn ein kaltes Grausen. Vor ihm befand sich eine lange steile Treppe, die nach unten führte. Das Ende der Stufen konnte er nicht erkennen. Wie der Weg in die Hölle, dachte er. An den Wänden hingen Fackeln, die die Stufen kaum beleuchteten. Es war klamm und roch schimmelig. Er eilte die Treppe schnell und lautlos hinunter, da er vermutete, ein Wärter könnte bald patrouillieren kommen. Hier war es so eng, dass es keine Möglichkeit gab, sich zu verstecken. Was sollte er sagen, oder wie sollte er sich verhalten, wenn man ihn hier entdecken würde? Er versuchte sich eine Ausrede parat zu halten und rannte einfach weiter. Endlich unten angekommen, tastete er sich wachsam voran. Er kam an einer offenen Tür vorbei. Langsam musste
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