GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Westflügel der Festung erreichten, einen Ort ohne Tür.
„Und nun?", wollte Gerrit wissen.
„Irgendwo hier muss es einen Durchgang geben. Den müssen wir finden", erklärte ich und fing an, die Wand abzutasten. „Die Tür ist versteckt. Also helft mir, sie zu finden!", ordnete ich an.
Gemeinsam befingerten wir die Wände, die über und über mit Moos und Spinnweben bedeckt waren. In der Dunkelheit erkannten wir kaum etwas, was unsere Suche stark erschwerte. Das Leuchten unserer Fackeln wurde schon schwächer, bald würden wir nichts mehr sehen.
„Ich habe sie gefunden", rief einer und enttarnte eine alte, niedrige Holztür, die gerade mal 1,50 Meter Höhe maß. Ich machte zwei große Schritte drauf zu und legte mein Ohr dagegen, um zu horchen, ob jemand zu hören war. Aber kein Laut regte sich. Ich klopfte zunächst zaghaft, erhielt jedoch keine Antwort. Konnte es sein, dass keiner da war? Ich klopfte noch einmal, diesmal etwas kräftiger.
„Hier darf keiner rein, Befehl von Netan", kam von der anderen Seite der Tür.
Ich erkannte eine liebliche, vertrauenswürdige, weibliche Stimme. „Syria? Ich bin's Charisma."
Augenblicklich wurde die Tür knarrend geöffnet und dahinter erschien Syria. „Kommt schnell!"
Durch die viel zu niedrige Tür bückend, halb krieschend, traten wir alle flott ins nächste Gewölbe und Syria schloss hinter uns die Kindertür wieder ab. Seltsam, dachte ich.
„Bist du Isma?" Syria schaute mich mit großen Augen an.
„Ja, schön dich endlich mal kennen zu lernen." Ich ergriff ihre Hand und schüttelte sie behutsam.
„Ich hab mich auch schon gefreut, dich endlich kennen zu lernen. Netans Siegesfeier hat einen Höhepunkt erreicht und alle Untertanen saufen Gegorenes", erklärte sie schockiert, ohne richtig Luft zu holen.
Wir standen wie angewurzelt in der Halbdunkelheit. Einige von uns hielten noch die schwachen Fackeln in den Händen, die kaum noch Licht spendeten. Es tropfte Wasser von der Decke, und es war furchtbar kalt. Ein modriger, fauler Gestank fuhr mir in meine Nase, so dass ich das Gesicht angewidert verzog. Erst da bemerkte ich, dass alle ihre Blicke auf mich gerichtet hatten und wahrscheinlich darauf warteten, dass ich einen Befehl gab. Ich schluckte, schwieg und blickte Gerrit an.
Gerrit musterte längere Zeit intensiv Syria, bis seine Gesichtszüge sich schlagartig erhellten. „Sie ist es wirklich", meldete er voller Freude und nahm sie stürmisch in die Arme.
Syria wirkte überrumpelt von seiner Geste und schaute fragend zu mir.
„Das ist Gerrit. Der beste Freund von Jeremia. Er kannte dich, als du noch ein kleines Kind warst."
„Kannst du dich nicht an mich erinnern?", fragte er sie.
Syria schüttelte traurig den Kopf.
„Leider fehlt mir jegliche Erinnerung an meine Kindheit. Ich hoffe, wir werden bald Gelegenheit haben, uns besser kennen zu lernen."
„Das werden wir sicherlich. Ich kann es kaum erwarten, wenn dein Bruder es erfährt. Und wie dein Vater erst reagieren wird." Gerrit lächelte überglücklich.
„Hoffentlich werde ich meinen Vater wiedersehen. So viele Capitaner und ihr seid so wenige." Syria wirkte blass und schwach, als sie das sagte.
„Wir sind doch auch hierhergekommen, oder? Wir schaffen das schon. Aber sag, Syria, wo müssen wir lang?", sagte Gerrit.
„Folgt mir leise. Ich versuche, euch erst in den Kerker zu führen, um Jeremia und Casper und die anderen zwei Männer zu befreien. Unten dürften sich höchstens sechs Wachposten aufhalten."
„Das ist sehr gut. Mit denen werde ich sogar allein fertig", meinte Gerrit aufschneiderisch und hielt sein Schwert demonstrativ fest in der Hand, dabei zwinkerte er Syria zu.
Auf leisen Sohlen huschten wir durch das modrige Tunnelgewölbe. Wir waren so lautlos, wie vorher im Geheimgang.
Das Adrenalin rauschte immer noch schnell durch meine Adern und mein Herz pumpte wie verrückt.
Jeremia, ich bin bald bei dir.
Hoffentlich kamen wir nicht zu spät.
26. Kapitel
Jason hatte Syria, kurz bevor sie sich auf den Weg in den Westflügel machte, noch einmal gesprochen. Ängstlich bat er sie, auf sich aufzupassen. Dann hatten sie sich ein letztes Mal leidenschaftlich geküsst, bevor sie sich voneinander trennten. Er kehrte zurück aufs Zimmer, wo seine Schwestern warteten, sprach den beiden Mut zu.
Den ganzen Abend und die Nacht hindurch wüteten draußen lautstark die Krieger. Man konnte sein eigenes Wort kaum noch verstehen, dann stieg der Lärmpegel noch an, als Netan seinen
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