GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
ihn traurig an, ihr tränennasses Gesicht war vor Schmerz und Ekel verzogen. Man hörte nur noch ein leises Wimmern. Jason wollte seiner Mutter helfen und versuchte, mit seiner ganzen Kraft, die Bestie von ihm wegzustoßen, aber sie packte ihn an der Kehle und schnürte ihm die Luft ab. Was dann geschah, würde er nie wieder vergessen. Der Krieger, der vor seiner Mutter stand, hob seinen Kopf und entblößte seine Reißzähne. Mit nur einer heftigen Bewegung stieß er seine Reißzähne in ihre Halsschlagader. Das Blut spritzte überall hin. Der Anblick hatte ihn so geschockt, dass er wie betäubt alle Glieder von sich baumeln ließ. Der Mörder hielt Mutters schlaffen Körper in den Armen und saugte ihr Blut. Das war nicht die Realität. Nein, das geschah nicht wirklich, dachte Jason. Vor seinen Augen starb seine Mutter und er konnte nichts tun. Er konnte einfach nichts tun. Draußen hörte er weitere Schreie. Schreie, die sein Blut gefrieren ließen. Was passierte? Drei Bestien packten ihn und zerrten ihn vor die Tür. Hinter ihm schleppten einige Monster seine Schwestern aus dem Haus. Mutter blieb regungslos auf dem Fußboden zurück, wo sie verblutete. Er wollte zu ihr, aber es fehlte ihm die Kraft. Er wurde mehrfach ins Gesicht geschlagen und in den Bauch getreten, bis er zu Boden ging. Links von ihm wurden seine Schwestern auf die kalte Erde gedrückt. Die Monster fesselten ihre Arme auf dem Rücken zusammen, und stellten sich dann hinter sie, damit sie nicht weglaufen konnten. Immer wieder hörte er Schreie. Der Wind trug sie von überall her. Seine Nase schnüffelte den Geruch von Verbranntem. Er sah hoch und erkannte, dass aus vielen Häusern lodernde Flammen schlugen. Eine Bestie mit einer Fackel näherte sich dem Haus seiner Familie. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte, versuchte er, aufzustehen und das Unheil aufzuhalten, aber er kam nicht weit. Er wurde mit voller Wucht in den Rücken getreten, so dass er mit seinem Gesicht in einer schlammigen Pfütze aufschlug. Blut kam aus seiner Nase und aus seinem Mund. Er versuchte, zu atmen, was ihm schwer fiel, da Dreck und Blut das Atmen erschwerten. Seine Nase schwoll langsam an. Er wurde wieder nach oben gezogen und einer der Krieger packte ihn gewaltsam am Kragen und fletschte die Zähne. Speichel tropfte ihm aus dem Maul: „Noch so eine Aktion, hässlicher Bastard, und deine Schwestern werden die nächsten auf meinem Speiseplan sein!" Dann drückte er ihn wieder zu Boden. Als Jason den Blick auf sein Haus richtete, stand dieses schon in Flammen. Ein schmerzhafter und verzweifelter Schrei entfuhr seiner Kehle. Seine Mutter lag in dem Haus. Neben ihm hörte er seine Schwestern weinen. Seinen Vater konnte er nirgends sehen. Wo hatten sie ihn hingebracht? „Vater", schrie er. Aber es war aussichtslos.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwann verstummten die Schreie. Seine Schwestern und er lagen gefesselt auf der dreckigen Erde.
Plötzlich hörte er wachsende Freudenschreie. Die Bestien jubelten über ihren Triumpf. Langsam versammelten sie sich. Sie kamen und stellten sich vor ihm auf. Es mussten Hunderte sein. Unerwartet erstarb das Gegröle und die Menge teilte sich und machte den Weg frei, für etwas oder jemanden, der auf einem gewaltigen Ross saß. Als Jason ihn erblickte, überkam ihn eine starke Übelkeit. Er sah noch erschreckender aus als die anderen Bestien. Sein Gesicht war vollkommen mit dunklen Haaren bedeckt, er trug einen langen gekräuselten Bart bis zur Brust. Auf seinem Haupt thronten kleine spitze Hörner, und seine scharfen Reißzähne zogen sich bis zum Kinn. Er war viel größer und muskulöser als die anderen, und trug eine Art Brustpanzer. Seine Haltung verriet eine gewisse Autorität. Jason erkannte sofort, dass dieses Ungeheuer der Anführer sein musste. Und als er dann sprach, war seine Stimme ein tiefes Grölen, das Jasons Inneres erzittern ließ.
„Wir haben wieder eine Schlacht gewonnen. Diese Bauerntölpel sind von uns wie dreckige Maden zermalmt worden. Keiner wird uns aufhalten können."
Die Bestien hoben ihre Waffen und besangen ihren Anführer.
Jason verstand nichts mehr. Wo waren all die Menschen, mit denen er aufgewachsen war? Hatte man alle ermordet?
Warum ließen sie ihn und seine Schwestern am Leben? Und wo war sein Vater?
Dann sprach der Anführer „Wer sind die drei Würmer dort am Boden und warum leben sie noch?" Er zeigte mit seinen Krallen auf sie.
Ein Krieger trat hervor.
Weitere Kostenlose Bücher