GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
nicht verleugnen, dass sein ganzer Körper vor Spannung zitterte. Netan ritt voran und die Truppe kam wieder in Bewegung.
Er konnte die stickige Luft riechen, die aus der Richtung des Tores strömte, doch erkennen konnte er nichts, so düster war es. Als er über die Schwelle trat, betrat er eine lange und hölzerne Brücke, die in der Luft zu schweben schien. Sie gingen vorsichtig weiter, und als der Letzte seinen Fuß auf die Brücke setzte, schloss sich das Portal hinter ihnen. Nichts als die Brücke war zu sehen. Dieser Ort schien erschreckend leer und düster, als wäre er nicht real. Es gab keinen Himmel und keine Erde, keine Bäume und keine Pflanzen, und man hörte keinen einzigen Laut. Es war wie ein schwarzes Loch und darin gab es nur diese Brücke. Die Capitaner trugen Fackeln, die den Weg ein wenig erleuchteten. Aber auch das Feuer wurde von der
Dunkelheit verschluckt und man konnte gerade mal die Hand vor Augen sehen. Jason bekam eine Gänsehaut und ihm stockte der Atem vor Furcht. Seine 15-jährige Schwester Julien und er hatten Elena, die mit ihren zwölf Jahren die Jüngste war, in die Mitte genommen. Sie hielten sich einander krampfhaft an den Händen, um zu verhindern, dass einer von ihnen in dem schwarzen Loch verloren gehen konnte.
Lange Zeit schritten sie voran, bis sie endlich ein weiteres Portal erreichten, das sich wie von Geisterhand selbstständig öffnete. Beim Anblick des nahenden Ausgangs entfuhr Jason ein tiefer Atemzug vor Erleichterung. Kaum herausgetreten schweiften seine Augen über eine trostlose Landschaft.
Sie waren in Capan. Hier erstreckte sich nur ödes, vertrocknetes Land. Es war eine triste Steppe, weit und breit keine Pflanzen oder Lebewesen. Sogar der Himmel hatte keine Farbe. Capan war ein grauenvoller Anblick, genauso hässlich wie sein Volk, die Capitaner.
Sie setzten ihren Marsch fort. Irgendwann in der Ferne tauchten Türme auf, die fast bis zum Himmel ragten. Den ganzen Weg hatte keiner gesprochen. Netan ritt auf seinem Ross voran. Nun blieb er stehen und ließ seine Männer vorlaufen. Er wartete am Wegesrand. Als Jason auf seiner Höhe war, stieg Netan vom Pferd ab und lief neben ihm her.
„Bald erreichen wir meine Festung. Sie steht inmitten unserer Hauptstadt Grasan. Siehst du die drei Türme? Wir haben es nicht mehr weit. Ich erwarte von dir, dass du dich ausruhst. Nutze die Zeit, denn danach wirst du Jeremia Nahal ausfindig machen. Präge dir den Namen gut ein, denn ihn will ich tot sehen. Er bringt die Herrscher aus den anderen Territorien gegen mich auf. Vernichte ich ihn, vernichte ich alle. Danach lasse ich dich und deine Schwestern frei."
Jason erschreckte die Tatsache, dass er den Mann suchen sollte, der gegen Netan kämpfte, damit alle Völker überleben konnten. Das wollte Jason auf gar keinen Fall, aber welche Wahl blieb ihm?
Er war erschöpft, und die Trauer um seine Eltern ließen ihn keinen klaren Gedanken fassen. Netan stieg wieder auf sein Ross und galoppierte davon.
Endlich erreichten sie Grasan.
Eine riesige Stadtmauer umgab die Stadt und ein großes Stadttor schien der einzige Einlass zu sein. Als sie das Stadttor passierten, sah er das erste Mal ein Lebenszeichen in Capan, wenn man das als Leben bezeichnen konnte.
Die Bestien hier hatten eine Behaarung, die Wölfen glich. Fast der ganze Körper war bedeckt davon. Auch Kinder und Frauen hatten diese grauenvollen Reißzähne.
Sie liefen durch die Gassen, und die Bewohner blieben stehen, um Elena, Julien und ihn zu begaffen. Elena bebte vor Angst am ganzen Körper und Jason drückte sie fest an sich. „Schau nicht hin Elena, du musst dir diese Monster nicht anschauen", flüsterte er ihr zu.
Endlich erreichten sie das Herrscherhaus. Die Türen wurden geöffnet und direkt wieder geschlossen, nachdem sie eingetreten waren. Netan rief seine Diener herbei und befahl ihnen, Jason und seine Schwestern zu einem Raum zu geleiten. Ein Blick von Netan reichte aus, damit unmissverständlich klar war, dass Jason seiner Order folgen sollte. Jason nickte ihm zu. Er war viel zu erschöpft, um einen klaren Gedanken zu fassen.
Sie wurden in ein Zimmer geführt. Als die drei endlich alleine waren, fielen sie sich in die Arme und fingen an, zu weinen. Elena und Julien wollten sich nicht mehr beruhigen. Jason drückte sie so fest an sich, wie er nur konnte. „Wir schaffen das", ermunterte Jason die beiden.
„Jason, was ist mit Mama und Papa? Sind sie wirklich tot? Ich habe solche Angst." Elena
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