GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
schlich ich durch den Flur zum Schlafzimmer meiner Eltern, beim Vorbeigehen nahm ich gedämpft Stimmen wahr, auch sie schliefen nicht mehr. Natürlich, denn heute würde sich auch ihr Leben ändern. Ich hörte, wie Talon und Theran sich leise unterhielten. Ich klopfte vorsichtig an die Zimmertür meiner Eltern. Schon öffnete sich die Tür, und meine Mutter stand fertig angezogen vor mir.
Auch mein Vater wollte gerade das Zimmer verlassen. „Was ist los, Isma?", fragte er. „Es ist noch recht früh, warum bist du schon wach?"
„Ich habe heute Nacht etwas Wichtiges erfahren. Als ich dann erwachte, konnte ich nicht mehr schlafen. Mama, ich muss dringend mit dir sprechen", bat ich drängend.
Sie sahen beide, wie besorgt ich war.
„Komm, lass uns in die Küche gehen, und ich mache uns schnell einen Tee, und dann erzählst du uns, was dich so erschreckt hat", schlug Mutter vor.
Wir gingen gemeinsam in die Küche. Vater kam mit, das bereitete mir etwas Unbehagen, da ich mit ihm persönlich noch nie über meine Gabe gesprochen hatte. Es war mir ein wenig unangenehm, meine Gefühle vor Vater zu offenbaren, aber ich wusste, dass er zu mir stand. Ich würde erfahren, wie er die Sache wirklich sah, ohne mich vor meinen Brüdern verteidigen zu müssen. Mutter stellte Wasser auf, und in der Zwischenzeit setzten wir uns an den Tisch.
„Was ist los? Du machst mir Angst, Isma", keuchte meine Mutter beunruhigt.
„Heute Nacht bin ich gewandert, und ich war in Fisius' Haus. Alle Krieger befanden sich in der großen Empfangshalle und sprachen von neuen Angriffen auf Falan."
Mutter schlug sich die Hand vor den Mund. Vater legte seinen Arm um sie, auch er war geschockt. Ich erzählte weiter.
„Ich näherte mich Fisius, der mit Jeremia und Gerrit redete. Wegen der Angriffe wollte Fisius alle Männer schon heute abziehen lassen. Jeremia widersprach Fisius, da er Sorge hatte, dass die Männer noch nicht so weit seien und die Chance bekommen sollten, erst zu lernen, wie sie sich verteidigen können."
„Ich hoffe, dass Fisius ein Einsehen hat. Jeremia Nahal sollte sich durchsetzen. Niemand kann doch nicht jetzt unsere Söhne und die Männern losschicken. Das wäre ihr sicherer Tod", protestierte Mutter mit zittriger Stimme.
„Aber genau das hatte er vor", gab ich ihr zu verstehen. Mutter schaute erst mich, dann meinen Vater an. Sie war außer sich. Ich berührte ihre Hand.
„Er hat es sich aber dann doch anders überlegt. Die Männer sollen die drei Tage bekommen, damit sie nicht ganz unvorbereitet in den Krieg ziehen müssen."
Sichtlich erleichtert erwiderte Mutter meinen Blick. „Aber wie kam es zu dem Sinneswandel? Warum hat er es sich anders überlegt?"
„Ich habe etwas ausprobiert. Als ich bemerkte, dass Fisius darüber nachdachte, bin ich in seinen Körper hineingefahren. Da spürte ich, dass er die Männer in die Schlacht schicken wollte. In diesem Moment schrie alles in mir, dass er es nicht tun solle, und da änderte er abrupt seine Meinung. Ob ich es war, die ihn so handeln ließ? Ich weiß nicht, ob Wanderer diese Ga-be beisitzen. Ich habe nichts darüber gelesen, und du hast mir nichts darüber erzählt."
Mutter und Vater schauten sichtlich überrascht. Mit weit aufgerissenen Augen antwortete sie. „Also, ich habe diese Gabe nicht. Ich weiß nicht, ob es wirklich möglich ist, dass du andere beeinflussen kannst. Das Einzige, was ich dir sagen kann, ist, dass ich gehört habe, dass einige Seelenwanderer besondere Fähigkeiten entwickeln. Ich kenne Geschichten über Wanderer, die die Fähigkeit besaßen, die Aura von Menschen zu sehen. Sie sahen, ob ein Mensch schlecht oder gut war und das half, wem sie vertrauen konnten und wem nicht. Wenn jemand log, dann färbte sich die Aura pechschwarz. Aber von der Gabe, von der du sprichst, habe ich noch nie etwas gehört."
„Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, Mama."
„Trotz allem Isma, musst du aufpassen. Ich weiß nicht, ob es Auswirkungen hat, wenn du in andere Menschen fährst. Wer weiß, was es in dir auslösen könnte, wenn du deren Gedanken und Gefühle aufnimmst. Versprich mir, dass du auf dich Acht gibst und es nicht wieder ausprobierst. Ich bin glücklich, dass Fisius noch seine Meinung geändert hat, aber ich mache mir Sorgen um dich. Ich weiß, dass du denkst, dass es dein Schicksal ist, zu helfen, aber es ist Krieg, und du sollst dich nicht unnötig in Gefahr bringen."
Daraufhin senkte ich den Kopf. Natürlich war ich in Gefahr. Netan wusste
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