GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
erwartete.
Der gebieterische Herrscher saß auf seinem Thron; mit den Krallen seiner rechten Pranke tippte er ungeduldig auf die Armlehne. Als Jason die große Halle passierte und vor Netan stehenblieb, schickte Netan den Diener mit einem Wink fort.
„Also, was kannst du mir berichten?", raunte er ihn an.
Jason plagten wieder Schuldgefühle. Er wusste, dass es falsch war, die Netans Feinde zu verraten, aber dann sah er seine Schwestern vor seinem inneren Auge, und er wusste, er hatte keine andere Wahl. „Ich habe Jeremia Nahal gefunden. Er befindet sich mit anderen Kriegern und Gesandten aus allen Territorien in der Stadt Kanas."
Netan grinste zufrieden und fügte verächtlich hinzu. „Hast du erfahren können, was sie als nächstes vorhaben?"
„Ja, das habe ich", murmelte er zögernd.
„Dann raus mit der Sprache! Ich hab's eilig."
„Sie planen noch drei Tage in Kanas zu verweilen, um die neuen Rekruten auf den Kampf vorzubereiten."
Netans grausames Gelächter erscholl durch den ganzen Saal. Aus tiefster Kehle grollten Laute, die Jasons Blut gefrieren und seinen Kopf zwischen die Schultern sacken ließ.
Mit gehässiger Stimme fuhr der Regent fort: „Dann sollen sie es versuchen. Sie glauben wirklich, sie hätten irgendeine klitzekleine Chance. Das ist lachhaft. Wir vernichten sie, bevor sie sich überhaupt wappnen können. Wir greifen sie in Kanas an. Sie werden den Angriff nicht erwarten, da sie nicht wissen können, dass ich eine mächtige Waffe besitze. Einen Seelenwanderer. Ich habe dich!"
Jason sackte tiefer in sich zusammen. Er wollte sich am liebsten die Zunge abbeißen, aber Netan bemerkte sein Verhalten und spürte, dass Jason noch Informationen zurückhielt.
„Möchtest du mir vielleicht noch etwas sagen?", brummte Netan neugierig.
Zu schnell hob Jason den Kopf, um zu antworten. „Nein, das war es schon", widersprach er eine Spur zu hastig.
„Es wäre besser für dich, wenn du mir alles erzählst. Deine Schwestern wären eine nette Unterhaltung für meine Männer. Sie würden ihren Spaß mit ihnen haben, wenn du verstehst, was ich meine."
Und ob Jason verstand. Nur der Gedanke, was sie ihnen antun könnten, löste in ihm eine starke Übelkeit aus. Alles sträubte sich dagegen, aber er konnte sein Wissen nicht zurückhalten, nicht wenn es um das Leben seiner Schwestern ging. „Ich habe eine fremde Seelenwanderin gesehen."
„Was hast du? Wo hast du sie gesehen?", schrie Netan aufgebracht. Wütend stand er von seinem Thron auf und watschelte breitbeinig auf Jason zu.
„Das wolltest du mir vorenthalten!" Mit seiner rechten Hand schlug er Jason mit voller Wucht ins Gesicht und zog ihm dabei seine langen Fingernägel durchs Fleisch. Sogleich lief das Blut über die linke Gesichtshälfte und tropfte auf seine Kleidung und auf den Boden.
„Wie kannst du es wagen, mir so etwas Wichtiges vorzuenthalten", wollte Netan wissen. Seine dunkelroten Augen, die vor
Zorn leuchteten, verharrten auf Jason, der sich instinktiv vor Schmerz und panischer Angst krümmte. Am liebsten wäre er gestorben, bevor er den Verrat verübt hatte. Er musste stark sein. Netan etwas zu verheimlichen, war töricht gewesen.
„Rede, Mann, sonst kannst du unsere Abmachung vergessen", brüllte er.
Mit zittriger Stimme begann Jason zu plaudern. „Ich kenne sie nicht. Mir fiel nur auf, dass sie die ganze Zeit an der Seite von Jeremia Nahal war, und ihm überall hin folgte. Es sah so aus, als würde sie zu ihm gehören und dann entdeckte sie mich und ich türmte. Und das ist wirklich alles, was ich weiß."
Netan richtete sich auf. Jason stand gebückt vor ihm. Er wusste nicht, was Netan vorhatte, und deshalb fühlte er sich elend. Doch dann schritt Netan zurück zu seinem Thron und setzte sich wieder, mit dem Blick auf Jason. „Gut, sehr gut, aber es reicht nicht. Ich muss wissen, wer dieses Mädchen ist und welchen Bezug sie zu Nahal hat. Ich will ihren Namen. Hast du mich verstanden?", funkelte er ihn fordernd an.
Jason nickte erleichtert, dass er noch leben durfte, während Netan ergänzte: „Jetzt geh, ich werde dich wissen lassen, wann du zu mir kommen sollst; und Jason, ich rate dir, dass du dann die richtigen Antworten für mich hast."
Zügig drehte Jason sich um seine eigene Achse und verließ zügig den Saal. Am oberen Treppenabsatz angelangt, triefte ihm immer noch Blut, welches sogar sein Hemd längst durchtränkt hatte, aus Nase, Mund und aufgeplatzter Haut. Die Wunde brannte wie Feuer. Er öffnete
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