GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
man mit dem Schwert umging. Ich entdeckte meine Brüder. Theran und Talon duellierten sich mit den Schwertern. Casper nahm Anlauf, warf einen Speer durch die Luft und traf einen weit entfernten Sandsack. Ich war stolz auf ihn. Nie hätte ich gedacht, dass er dieses Talent besaß. Jazem konnte ich nirgends finden. Vielleicht ruhte er sich gerade aus.
Während ich dort stand, spürte ich plötzlich Blicke auf mir. Bevor ich erkannte, wer es war, wusste ich es längst. Mein Herz hatte es mir bereits verraten. Ich schaute in Jeremias Richtung und unsere Augen trafen sich. Er lächelte mir zu. Ich errötete.
Wo war der ganze Mut geblieben? Ich kam mir wie ein kleines, schüchternes Mädchen vor. Ich hob unsicher die Hand und winkte ihm zu.
Da war sie. Jeremia hatte sie endlich entdeckt. Sie stand am Rande des Marktplatzes und beobachtete die Männer. Jeremia wusste mit Sicherheit, dass sie ihre Brüder sehen wollte, hoffte aber, dass sie auch wegen ihm gekommen war.
Im Laufe des Tages hatte er die Männer ein wenig kennen gelernt, und sah sich nun in der Lage, ihre Fähigkeiten zu beurteilen. Charismas Brüder Theran und Talon erwiesen sich als sehr eifrig und geschickt mit den Waffen, was ihn sehr beeindruckte. Solche Männer, die ihre Schwerter mit solcher Präzision führen konnten, brauchte die Armee. Zum Glück waren sie ihm wohl gesonnen. Casper erschien eher schüchtern, hatte sich aber mit dem Führen des Speeres hervorgehoben. Er war sehr nett und freundlich, aber auch sehr still. Der Einzige, der ihm aus dem Weg ging, war Jazem. Jeremia hatte ihn beobachtet und war überrascht, wie gut er sich mit Pfeil und Bogen machte, aber auch mit dem Schwert konnte er umgehen. Jazem unterhielt sich lieber mit Gerrit als mit ihm. Dafür zeigte er Verständnis, denn sein Verhalten am gestrigen Tag war mehr als beschämend gewesen. Warum musste er Jazems Schwester auch so berühren? Sein Verlangen war plötzlich so stark gewesen, dass er sich nicht mehr zügeln hatte können. Und nun, wo er sie sah, spürte er dieselbe Sehnsucht.
Wie bezaubernd sie so dastand. Ihre langen, blonden Haare wehten leicht im Wind. Ihr Gesicht war vollkommen, alles an ihr erschien makellos. Sein Herz pochte heftiger. Warum löste ein Mädchen bei ihm solche Gefühle aus? Nein, er durfte sie nicht anstarren. Er trat zu einem Mann, der ihm am nächsten stand und zeigte noch einmal, wie man den Bogen richtig spannte. Trotz des Versuches, sich abzulenken, musste er ständig an sie denken.
Ich fühlte mein Herz schnell und hart schlagen. Jeremia löste Gefühle in mir aus, die ich zu stoppen versuchte, aber es gelang mir nicht. Er schien so nah und doch so fern; niemals würden wir ein Liebespaar werden dürfen. Das wusste ich, aber wie konnte ich meinem Verstand verwehren, was mein Herz längst erhoffte?
Nur unter Zwang löste ich meinen Blick von ihm und suchte Jazem. Endlich fand ich mein Brüderchen etwas abseits stehend, sich mit Gerrit unterhaltend. Es überraschte mich, wie gelassen er sich gab. Er lachte sogar, was mich freute. Dann näherte sich Jeremia den beiden und sofort nahm Jazem eine steife Haltung an. Sein Gesicht verfinsterte sich. Jeremia ließ sich aber nicht davon abschrecken und stellte sich zu ihnen.
Zuerst sprach er mit Gerrit, der dann forteilte. Nun standen Jazem und Jeremia sich gegenüber und besprachen etwas. Je-remia streckte Jazem die Hand entgegen. Dieser zögerte, aber ergriff sie schließlich. Erleichtert atmete ich aus. Wie schön, dass die beiden sich verstanden. Nun trommelten Gerrit und Jeremia die Männer zusammen. Nach einer kurzen Ansage, dass das Training beendet war, zerstreuten sich die Männer in alle Richtungen. Theran sah mich als erstes. Er winkte meinen Brüdern zu und signalisierte ihnen, dass ich da war. Alle vier kamen auf mich zu gestürmt.
„Ich glaube nicht, dass du wegen uns hier bist", meinte Jazem. „Jetzt geh schon, sonst wird er gleich weg sein. Wir machen uns auf den Weg zu Tante Lanas Haus. Oder möchtest du, dass ich hier auf dich warte?"
„Danke für dein Angebot, Jazem, aber du kannst ruhig abziehen. Ich komme bald nach."
Einen Augenblick sah er mich forschend an. Er musste mir meine Anspannung angesehen haben und wollte mir wahrscheinlich nur zur Seite stehen.
„Wie Ihr verlangt, meine Herrin." Er verbeugte sich übertrieben, nahm meine Hand und deutete einen Kuss auf meinem Handrücken an. Ich belächelte seine übertriebene Geste und zog ihn leicht am Ohr.
Dann machten
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