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Galaxis Ahoi

Galaxis Ahoi

Titel: Galaxis Ahoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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sah mich an. „Demnach – hat Vater recht?“
    Diesmal war es an mir, zu nicken. Mein Glimmstengel schmeckte mir auf einmal nicht mehr, und ich zerdrückte ihn langsam zwischen den Fingern.
    „Er hat recht. Es dürfte mit einem Wunder zugehen, wenn Zach Polk und Meister Schmidt an das Innere des Mechanismus herankommen. Ich bin ganz ehrlich mit Ihnen, Kind, denn Sie können die Wahrheit vertragen. Aber bitte lassen Sie sich nichts anmerken. Ich habe keine Lust, daß sich unsere brave TELLUS schon jetzt in ein Tollhaus verwandelt.“
    Anne nickte wieder. Sie zuckte leicht die Achseln und sah mich irgendwie flehend an.
    „Ja – dann, dann –“ Ihre Augen sagten mehr, als Worte jemals auszudrücken vermochten, und ich wußte haargenau, was ihr jetzt in diesem Augenblick am liebsten gewesen wäre.
    Aber schließlich waren wir ja nicht allein, und so zwinkerte ich ihr verständnisinnig zu und tat dann so, als ob ich auf dem Kontrollpult ein ganz besonders interessantes Instrument entdeckt hätte, das näherer Inspektion bedurfte.
    Als ich wieder aufblickte, war der Sessel neben mir leer.
    „Menschenskind, Dan“, sagte ich zu mir, „du wirst dich doch nicht etwa in das Mädchen vernarrt haben?“
    Aber wie anders würden Sie das kribbelnde Gefühl erklären, das sich in letzter Zeit immer dann in mir regte, wenn ich Anne Randolph vor mir sah?
    Dann mußte ich wieder an das Schicksal denken, das uns bevorstand, wenn Zach und Schmidt keinen Erfolg hatten, und begann pausenlos vor mich hinzufluchen, wie ein Beduine. Ich wurde jedoch in dieser Beschäftigung abrupt unterbrochen. Die Schottentür in der Kabinenrückwand flog mit einem lauten Knall auf, und dann trampelten hastige Schritte den Mittelgang herauf.
    Ich wandte mich in meinem Sitz um.
    Es war Zach Polk, der mit fliegenden Armen und einem wahren Sturzbach von Schimpfworten in das Cockpit gestürmt kam. Seine mit konzentrierter Verbissenheit gemurmelten Kraftausdrücke stellten meine eigenen kümmerlichen Bemühungen weit in den Schatten. Die Passagiere starrten mit aufgerissenen Augen hinter ihm her und verhielten sich mucksmäuschenstill.
    Ohne mich weiter zu beachten, ließ sich Zach vom Schwung und von seinen krummen Beinen bis an die Kontrolltafel tragen. Schon aus weiter Ferne hatten sich seine Augen auf ein bestimmtes Instrument auf dem Pult geheftet. Jetzt bohrte er fast seine Nase in das Schutzglas, hielt den Atem an und starrte auf die Skala. Dann holte er tief Luft und begann eine neue Serie von einigermaßen erstaunlichen Flüchen.
    „Was gibt’s denn, in Dreiteufelsnamen?“ fragte ich, angesteckt von seiner Erregung.
    Ich beugte mich vor und beäugte das Instrument, das Zach noch immer anstarrte. Es war das Fernthermometer, das die Betriebstemperatur der Schneebiegl-Yamashida-Anlage anzeigte.
    „Die Isolierungen sind am Verschmoren“, sagte Zach Polk. „Der Meteorit hat mehrere Schaltrelais beschädigt.“
    Ich begriff nicht ganz und muß wohl ein dummes Gesicht gemacht haben, denn er verzog die Mundpartie und deutete mit seiner Rechten auf das Fernthermometer.
    „Na, sieh es dir doch mal an!“
    So sah ich es mir denn noch einmal an und stellte mit einem eisigen Kälteschauer fest, daß die Nadel weit im roten Gefahrengebiet stand. Und sie stieg noch immer.
    „Die Hitze in der Anlage nimmt weiter zu, obwohl ich bereits die Luft im Maschinenraum etwas verdünnt habe. Die Isolierungen in den Schaltschützen schmoren durch, und wenn wir nicht sofort die Reservespeicheraggregate aus dem Hauptstromkreis nehmen, dann schlagen in der nächsten Minute mehrere Millionen Amperestunden durch die Y-Anlage …“ Er bückte sich und entfernte eine Deckelplatte unterhalb der Kontrolltafel. Ein Gewirr von vielfarbigen Kabeln und golden schimmernden Verbindungskontakten wurde sichtbar.
    „… und was dann passiert“, fuhr er fort, „steht in keinem Buch geschrieben. Auch die tollkühnsten Versuchspiloten haben bisher noch keine Lust verspürt, es auszuprobieren.“
    Er begann an den Kontakten herumzuhantieren, und ich war in meinem Fluchrezitativ gerade bis zu der Stelle gekommen, wo Dan Marsh und Boß Lazzerini, dicht gefolgt von Herrn Maximilian Schneebiegl, in die tiefste Hölle geschickt werden, als das Unfaßbare passierte.
    Ich vermeinte noch, einen titanenhaften Schlag zu verspüren, aber genau vermag ich es nicht zu sagen.
    Ich war einfach nicht mehr da, – weg, ausradiert, fortgewischt.
     
5. Kapitel
     
    Aber dann war ich plötzlich

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