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Galaxis Ahoi

Galaxis Ahoi

Titel: Galaxis Ahoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesco von Puttkamer
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geschehen!
    Den Rest gab mir jedoch der Professor, der ratlos von seiner Luke zu mir blickte, die Achseln zuckte und verblüfft sagte:
    „Das ist ja gar nicht unsere Sonne!“
    Im nächsten Moment klebte ich an der Beobachtungsluke im Cockpit und starrte hinaus. Zach Polk kauerte über seiner Kontrolltafel und gab sich redlich Mühe, die Instrumente eines nach dem anderen mit den Augen zu verschlingen. Ich starrte meinerseits durch das dunkle Filterglas und tat mein Bestes, dem Professor einen Irrtum nachzuweisen.
    Aber da gab es keinen Irrtum. Die riesenhafte weiße Sonne da draußen war tatsächlich nicht unsere Sonne.
    Aber irgendeine Sonne war es, daran bestand kein Zweifel. Das Problem war nur: Welche? Alpha Centauri A? Proxima Centauri? Barnards Stern? Wolf 359? Sirius? Epsilon Eridani? Prokyon?
    Ich hätte mir noch eine Million weiterer wohlklingender Namen vorlegen können und wäre trotzdem nicht klüger geworden. Ich vermochte nur eines mit Bestimmtheit zu sagen: Diese Sonne hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Aber das will nicht viel heißen, denn bisher war ich ja auch noch nie aus dem Sonnensystem herausgekommen.
    Aber wie hatte es die TELLUS geschafft?
    „Verdammt noch mal“, ließ sich jetzt Zach vernehmen und griff in seine Hebel und Schalter, „wir fallen auf die Sonne zu.“
    Schließlich schafften wir es wieder, uns von der Sonne zu entfernen und schössen geradewegs in den freien Weltraum hinaus, und das lodernde Scheusal blieb weit hinter uns zurück. Zach schob seine Hebel in die Nullstellung zurück, und im nächsten Moment stürmte er mit schwingenden Armen den Mittelgang hinunter, um im Maschinenraum nach dem Rechten zu sehen.
    Ich preßte meine Nase wieder an die Beobachtungsluke und starrte hinaus. Wir schwebten in einem völlig leeren Raumsektor, und die nächste Sonne war das ungastliche Monstrum, das uns fast an seinen Busen gezogen hätte. Wie ich jetzt bemerkte, wurde sie in weitem Bogen von einem überdimensionalen Asteroidenring umgeben, den wir mit mehr Glück als Verstand unverletzt passiert hatten. Die Bruchstücke variierten in einer Größe von simplen Meteoren bis zu ansehnlichen Planetoiden, und einer von diesen mußte es gewesen sein, der unserem S-Y-Flug Einhalt geboten hatte. Wahrscheinlich hatte die Sonne einstmals auf eine ansehnliche Planetenfamilie hinunterblicken können, die jedoch im Laufe der Zeit den ungeheuren Schwerkraftbelastungen erlag und in Abertausende von Bruchstücken zerfiel.
    Anscheinend befanden wir uns am Rande eines recht dicht besiedelten Raumsektors, denn in einem Abstand von höchstens hundert Lichtstunden strahlte vor unserem Bug eine Unmasse von Sonnen aller Größen und Farbschattierungen. In den anderen Richtungen war der Raum verhältnismäßig leer, so daß ich also mit Fug und Recht behaupten konnte, eine Sternenformation vor mir zu sehen, die man gemeinhin als Stern- oder Kugelhaufen bezeichnete.
    Andererseits wußte ich aber auch mit ziemlicher Sicherheit, daß sich kein derartiges Gebilde in unmittelbarer Nähe unseres Sonnensystems befand. Und das konnte nur eines bedeuten.
    Mit unnachahmlicher Logik schloß ich also, daß wir uns irgendwo mitten im Weltraum befanden, wo noch niemals zuvor eine Menschenseele gewesen war. Wie ich aus meinen Studienjahren an der Raumakademie wußte, lagen diese kugelförmig angeordneten Haufen von etwa 100 000 Sternen nicht in der flachen Scheibe unseres Milchstraßensystems, sondern umgaben diese in Abständen bis zu einigen hunderttausend Lichtjahren wie eine Aureole. Ich erinnerte mich ferner, daß sich die Kugelhaufen fast alle auf einer bestimmten Seite unseres scheibenförmigen Milchstraßensystems konzentrierten, und zwar in Richtung des Sternbilds Sagittarius.
    Dann aber wurde mir bewußt, was meine Augen dort draußen in den schwarzen Tiefen sahen, – vielmehr: was sie nicht sahen, und ich begann haltlos vor mich hinzufluchen. Was nützten alle diese schönen Überlegungen und Erinnerungen, wenn nirgendwo am schwarzen Firmament auch nur die geringste Spur einer scheibenförmigen Galaxis zu sehen war? Der schwach glühende Spiralnebel, den ich zunächst in weiter Ferne zu erspähen vermeinte, erwies sich kurz darauf als ein Schmutzfleck auf dem Filterglas der Luke.
    Nein, ich konnte meine Augen auch noch so anstrengen: unsere Heimatgalaxis war und blieb verschwunden. Nur dieser Kugelhaufen vor uns, die riesige Sonne mit dem Asteroidengürtel hinter uns und mehrere Dutzend

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