Galaxis Science Fiction Bd. 01
sah einen mannsgroßen Steinhügel. Er war nur schwer zu erkennen unter der windgepeitschten Staubschicht, die ihn umhüllte.
Ein Grab.
»Er war ein Mann wie Sie«, sagte sie mit leiser Stimme. »Gott allein weiß, daß Simon ihn nicht töten wollte. Aber er wollte entfliehen. Er hatte sich gegen uns entschieden. Simon fühlte es. Es kam zu einem Kampf. Simons Hände – nun ja, er weiß einfach nicht, wie stark er ist…«
Sie brauchte es ihm nicht weiter zu erklären. Ben wußte, welche Kraft in diesen schuppigen Pranken steckte.
DIE Stunden wurden zu angsterfüllten Ewigkeiten. Irgendwo im Dunkel des interplanetarischen Raums raste Jakobs Schliff dahin und kam näher und näher. Wie weit war es noch weg? Eine Million Kilometer? Fünfzigtausend? Oder durchbrach es gerade jetzt – in diesem Augenblick – die staubige Atmosphäre der Venus?
Eine Entscheidung ohne jeden Vorbehalt, hatte Maggie gesagt.
Jakob konnte keinen möglichen Deserteur in seiner Gruppe gebrauchen. Und ihm Treue vorheucheln, das war unmöglich, solange er ein Scheusal wie Simpel Simon bei sich hatte.
Vielleicht würde bald Jakob, und nicht Ben, eine Entscheidung zu treffen haben – eine Entscheidung, die auf einen zweiten Steinhügel in der Wüste hinauslaufen könnte.
Ben lief es kalt den Rücken herunter.
Bevor er sich schlafen legte, ging er noch einmal in den Vorratsraum, wo auch das Visi-Radio stand. Maggie saß an dem Apparat. Simpel Simon hatte den Sehschirm angestellt und durchsuchte die in Nacht gehüllte Öde vor dem Haus.
»Gibt es etwas Neues?« fragte er Maggie.
Das Mädchen murmelte, ohne aufblicken, eine Verneinung.
Bens Blick wanderte über die Reihe der Sauerstoffmasken, Windanzüge und Vita-Rationen. Und dann, auf einem vollgestopften Wandbrett, erblickte er einen kleinen venusianischen Kompaß.
Fast automatisch griff er danach. Sein Hirn hatte nur einen Gedanken. Ein Kompaß würde es ihm ermöglichen, eine bestimmte Richtung einzuhalten.
Simpel Simon bewegte sich. Er drehte sich nach Ben um. Seine fremdartigen Augen blickten argwöhnisch.
Bens Hand schloß sich fester um den Kompaß. Er versuchte sich zu entspannen, alle verdächtigen Gedanken aus seinem Gehirn zu verdrängen. Er starrte in den Sehschirm und konzentrierte sich auf den nie endenden Tanz des Staubes.
Die Augen des Venusianers musterten ihn mißtrauisch, als suchten sie nach dem verklungenen Echo einer verdächtigen Regung.
»Ich glaube, ich haue mich jetzt in die Falle«, gähnte Ben. »Gute Nacht, Maggie.«
Simon schaute unzufrieden drein. »Ben – nicht einer von uns. Ich wachen.«
OHNE ihn einer Antwort zu würdigen, verließ Ben den Raum. Der Kompaß lag heiß und klebrig vom Schweiß in seiner Hand.
Er tat einen tiefen Atemzug.
Warum hatte er überhaupt den Kompaß genommen? Er wußte es selbst nicht genau. Vielleicht, so überlegte er, hatte er sich im Unterbewußtsein schon entschieden.
Er stand am Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Er wußte, daß es zwecklos war, jetzt an Schlaf zu denken. Der Schlaf, der in den letzten Tagen ihm ein immer bereiter Freund gewesen war, war jetzt ein feindlicher Fremder geworden.
›Mein Gott‹, so schrieen seine Gedanken, ›was soll ich nur tun?‹
Langsam und sacht kam draußen der Staub zur Ruhe. Das Heulen des Windes war verstummt. Verschwommen und weit entfernt sahen seine überraschten Augen einige Lichter aufglühen – die Lichter von Hoover City.
Es schien, als hätte für einige wenige Sekunden eine kosmische Kraft das Wüten des Sturmes besänftigt, um ihm damit seine Entscheidung zu erleichtern.
Mit fliegenden Händen holte er den Kompaß hervor.
Achtundsechzig Grad, las er. Ostnordost.
Er hatte kaum die Richtung festgestellt, als der Wind von neuem aufkam und der tanzende Staub die Lichter wieder verhüllte.
»Achtundsechzig, achtundsechzig«, murmelte er vor sich hin.
Doch jetzt konnte er nichts weiter tun, als abzuwarten und zu schlafen versuchen.
Starke Hände rüttelten ihn wach. Er öffnete seine Augen und blickte in undurchdringliche Dunkelheit. Sein erster Gedanke war, daß er blind geworden wäre.
»Ben! Wachen Sie auf!« Er hörte Maggies Stimme. »Das Schiff kommt. Ich habe eine Nachricht aufgefangen.
Wir haben nur noch wenige Minuten.« Sie knipste eine kleine Lampe an und ging hinaus.
Noch immer schläfrig, schlüpfte er aus dem Bett. Er langte nach seinen Kleidern. Urplötzlich wurde ihm die volle Bedeutung ihrer Worte bewußt.
Jakobs Schiff kam, und
Weitere Kostenlose Bücher