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Galaxis Science Fiction Bd. 01

Galaxis Science Fiction Bd. 01

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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die Eigenschaften zur Größe, die niemals den Zwang der Umstände anerkennen werden, aber er trägt auch in sich den Keim der Fehlbarkeit.
    Stan war einer von uns. Sein Triumph war unser Triumph. Seine Gefahr war unsere Gefahr.
    Stanley L. McMillen III, Oberleutnant, Pilot, Raketenjockey, Mensch, Stan. Er war nur tausend Meilen von uns weg, aber diese Meilen zeigten senkrecht in den Himmel. Wir lernten ihn so gut kennen, als wäre er schon ewig unser engster Vertrauter und Freund gewesen.
    MICH persönlich erschütterte die Nachricht besonders. Ich kannte Stan. Auf dem College waren wir gute Freunde gewesen, und das Schicksal hatte uns auch später wieder zusammengebracht. Wir dienten beide bei der Luftwaffe. Während ich mich allerdings so schnell wie möglich wieder davongemacht hatte, war er geblieben. Gerüchtweise hatte ich später gehört, daß er Testpilot geworden war – Spezialist auf Raketenflugzeugen. Ich hatte allerdings keine Ahnung gehabt, daß das Raketenprogramm schon so weit gediehen war.
    Nun, kein Mensch hat wohl eine Ahnung gehabt. Das Geheimnis wurde sorgfältiger gehütet als seinerzeit das Manhattan-Projekt, aus dem die Atombombe hervorging.
    Ich erinnere mich, wie ich Stans Bild in der Zeitung anstarrte. Es war kein besonders gutes Bild, aber es war Stan. Das glatte schwarze Haar, der schmale flotte Schnurrbart, die abstehenden Clark Gable-Ohren, sein unbekümmertes Lachen. Und ich fühlte fast körperlich seine unbändige Lebensfreude. Sie zeigte sich auf hunderterlei Arten. Er kannte eine Menge Mädchen, obwohl er dabei keineswegs wahllos verfuhr; er aß gut, trank kräftig, sammelte klassische Jazzmusik, interessierte sich aufrichtig für zeitgenössische Kunst und war ein guter, ja leidenschaftlicher Erzähler.
    Jetzt war er allein – und vielleicht schon bald würde er sterben müssen. Ich gelobte mir, daß ich helfen würde, ihn herunterzuholen.
    Es waren Tage des wilden, überschäumenden Enthusiasmus. Hunderte überschwemmten das Cocoa-Prüfgelände der Luftwaffe, von dem aus Stans Schiff gestartet war, und boten ihre Hilfe an. Aber ich war kein Ingenieur. Ich war nicht einmal ein Arbeiter, ein Schweißer oder Nieter. Ich war höchstens ein armseliger Mechaniker des Wortes, ich war Journalist.
    Aber Worte zumindest konnte ich beitragen.
    Hastig schloß ich einen mündlichen Vertrag mit einer der lokalen Zeitungen und flog nach Washington. Lange Zeit bildete ich mir ein, daß die Artikel, die ich während der nächsten Tage schrieb, die folgenden Ereignisse mitbestimmen halfen, denn viele meiner Berichte wurden von anderen Blättern übernommen.
    Das bekannte Washington-Fiasko kam auf das Konto der Untersuchungskommission des Senats. Jeder, der nur im entferntesten mit dem Projekt zu tun gehabt hatte, wurde vorgeladen und sollte verhört werden, was als vorläufig einziges Resultat zur Folge hatte, daß alle leitenden Köpfe des Projekts fürs erste von ihrer lebenswichtigen Arbeit abgehalten wurden. Innerhalb eines Tages allerdings wurde der Kommission klar, daß sie sich hier wohl zu viel vorgenommen hatte.
    General Beauregard Finch, der Leiter des Forschungs- und Entwicklungsprogramms, war der harte; Brocken, an dem sich die Kommission die Zähne ausbiß. Mit nüchternen und präzisen Worten beschrieb er die Entwicklung des Projektes, die theoretischen Forschungsarbeiten, die praktische Erprobung gewonnener Erkenntnisse, den Bau des Schiffes, das Training der Anwärter auf den Pilotensitz und die endgültige Wahl.
    In Worten, die gerade wegen ihrer Kürze und Knappheit ungeheuer wirkten, beschrieb er den Start der riesigen Dreistufenrakete. Innerhalb von 56 Minuten hatte dann die Endstufe die errechnete Kreisbahnhöhe von 1075 Meilen erreicht. Geschwindigkeit und Kurs des Schiffes sollten hier eine letzte Korrektur erfahren. Aus diesem Grunde mußten die Motoren noch einmal fünfzehn Sekunden lang gezündet werden. In diesem Augenblick machte das Verhängnis einen dicken Strich durch die sorgfältig kalkulierten Pläne der Menschen.
    BEVOR Stan die Automatik ausschalten konnte, waren die Düsen beinahe eine halbe Minute lang aufgeflammt.  Der Treibstoff, den er später so dringend benötigen würde, um das Schiff abzubremsen und wieder in den Anziehungsbereich der Erde gelangen zu lassen, war fast verbraucht. Seine Bemühungen, die zu große Geschwindigkeit wieder zu verringern, ergaben nur eine Annäherung an die ursprünglich vorgesehene Bahn.
    Das waren die nackten Tatsachen:

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