Galaxis Science Fiction Bd. 02
Möglichkeiten.
Alles in allem gibt es eigentlich nur eine Hauptschwierigkeit, wenn wir uns ein glaubhaftes außerirdisches Lebewesen vorstellen wollen. Wir haben noch nie eins gesehen. Was ich damit sagen möchte, ist folgendes: Wir kennen den Aufbau des Lebens auf unserer Erde. Wir wissen, daß zum Beispiel der Säugetierorganismus bei weitem allen anderen Lebensformen überlegen ist – was irdische Verhältnisse betrifft. Es ist wahr, ein Säugetier verschwendet eine Menge Nahrung, indem es seine eigene Wärme produziert, aber das macht es klimatisch unabhängig.
Denn obwohl ein Reptil sich in einem geeigneten Klima durchaus entwickeln kann, ist sein Lebenskreis doch sehr beschränkt. Wird die Außentemperatur zu kalt, verfällt es einer Kältestarre, wenn es auch nicht daran zugrunde geht. Wird es zu heiß, stirbt es an Hitzschlag, denn da es einen, wie bei den Säugetieren, eingebauten »Wärmeregulator« nicht besitzt, kann es sich weder warm noch kühl halten.
Säugetiere und Reptilien sind beides Wirbeltiere. Sie besitzen zwei Paar Gliedmaßen und gewöhnlich einen Schwanz. Aber wir wissen wirklich nicht, ob jedes höherentwickelte Lebewesen nach diesem Plan gebaut sein muß.
Um ein klassisches Beispiel anzuführen: Wir wissen wirklich nicht, ob ein Zentaur möglich ist oder nicht. Hier auf der Erde existiert er nicht, aber ist der Grund dafür in einer anatomischen Notwendigkeit zu suchen, oder hat es sich hier einfach so ergeben?
ALLES Leben der Erde basiert auf dem Kohlenstoff. Es ist durchaus möglich, daß irgendwo ein anderes Element diese Rolle übernommen hat, aber bis jetzt ist nur ein einziges den Chemikern bekannt, das mit Erfolg an die Stelle des Kohlenstoffs treten könnte – das Silizium. Aber wir wissen wirklich nicht, ob sich irgendwo ein solcher Austausch auch vollzogen hat.
Was aber vergleichsweise kleinere Äußerlichkeiten betrifft, so ist alles, was wir wissen, daß es sich nun einmal so zugetragen hat. Der Mensch hat keinen Schwanz und ist auch fast völlig haarlos. Aber er braucht nicht haar- und schwanzlos zu sein, um die Schrift erfinden zu können, ein Automobil zu bauen und sich mit Wissenschaft, Politik und Verbrechen zu beschäftigen, WENN wir einen Pelz und einen Schwanz besäßen, würde das zwar unsere Mode, unsere Bräuche und unsere Moral beeinflussen, aber wenn Gehirn, Sinnesorgane und Hände die gleichen blieben, könnten wir immer noch Sinfonien und Bücher schreiben, Häuser, Schiffe und Flugzeuge bauen und uns vielleicht den Kopf zerbrechen, wie wohl ein außerirdisches Lebewesen aussehen mag.
DIE VERLASSENEN DES ALLS
MICHAEL SHAARA
(Illustriert von EMSH)
Eine Sache zu finden, für die sich zu sterben lohnt, ist oft leichter, all eine Sache zu finden, für die sich zu leben lohnt. Das jedenfalls war das Problem der Roboter auf Tyrban III.
CAPTAIN Steffens von der Raumpatrouille stand auf dem toten vierten Planeten des Sternes Tyrban in der Region des Kohlensacknebels und zählte Gebäude. Elf, nein, zwölf waren es. Ob diese Zahl wohl irgendeine besondere Bedeutung hatte? Noch konnte er es nicht sagen.
»WAS meinen Sie dazu?« fragte er. Leutnant Ball, der Erste Offizier des Schiffes, wollte sich nachdenklich am Kopf kratzen, als ihm gerade einfiel, daß er ja einen Raumanzug trug. »Sieht wie ein provisorisches Lager aus«, meinte er dann. »Nur wenige Gebäude und alle aus einheimischen Materialien. Vielleicht waren es Schiffbrüchige?«
Steffens ging schweigend die kleine Anhöhe hinauf. Verwitterte Gesteinsbuckel durchbrachen hier und da den sandigen Boden.
»Keine Inschriften zu sehen«, sagte er.
»Die wären auch schon längst verwittert. Sehen Sie, wie der Wind die Felsen glattgeschliffen hat? Jedenfalls gibt es auf dem ganzen verdammten Planeten sonst kein einziges Bauwerk mehr. Eine bedeutende Zivilisation kann man das gerade nicht nennen.«
»Sie glauben doch nicht, daß das Eingeborene gebaut haben?«
Ball sagte nein, das glaube er nicht, Und Steffens nickte.
Steffens starrte immer noch die Steine des Bauwerks an. Plötzlich empfand er eine tiefe Ehrfurcht vor dem Alter dieser Steine. Er fühlte instinktiv, daß das alles alt war – zu alt. Sacht strich er mit seinen behandschuhten Fingern über die glatte Steinwand. Obwohl die Atmosphäre sehr dünn war, besaß das Gebäude keine Luftschleuse, stellte er fest.
Balls Stimme ertönte in seinem Helm: »Wollen wir uns hier häuslich niederlassen, Skipper?«
Steffens
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