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Galaxis Science Fiction Bd. 03

Galaxis Science Fiction Bd. 03

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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reizendes Mädchen zerbrechen würde, das an einem gewöhnlichen Wochentag wie Samstag abend gekleidet war und, nach Parfüm duftend, zwei alkoholische Drinks bestellte – obwohl es allein reiste.
    Lenore spürte, wie ein angenehmes Kribbeln sie überlief, das Gefühl eines süßen Geheimnisses, das köstliche Gefühl unbekümmerter Fröhlichkeit. Sie nahm das Tablett und balancierte es vor sich her. Als sie ein wenig von dem Inhalt verspritzte, nahm sie aus jedem der Gläser einen kleinen Schluck. Es schmeckte wunderbar süß und kühl.
    Als sie am Kopf der großen Treppe angelangt war, fiel ihr ein, daß sie ja nicht einmal den Namen ihres neuen Bekannten wußte. Sie schloß die Augen und sagte sehr langsam und sehr deutlich in ihren Gedanken: »Mr. Fairheart.«
    Im gleichen Moment verspürte sie seine Anwesenheit – so übermächtig und atemberaubend wie eine Umarmung. »Wo sind Sie?«
    »Am Kopf der Mitteltreppe.«
    »Gehen Sie sie hinunter!«
    Sie ging Treppen hinunter, durchschritt lange Gänge, dann wieder Treppen, während er sie führte. Einmal hielt sie kurz inne, um noch einen Schluck aus den Gläsern zu nehmen, deren Inhalt wieder überzulaufen drohte.
    Das Eis kitzelte ihre Nase, und sie mußte niesen.
    »Sie wohnen aber schrecklich weit unten.«
    »Ich muß meinen Pflegebefohlenen nahe sein«, erklärte er ihr. »Ich sagte Ihnen ja schon, daß ich hier auf dem Schiff arbeite. Ich bin Zoologe, und meine Aufgabe ist es, alle neuen Arten außerirdischen Lebens zu klassifizieren und zu untersuchen, denen wir auf unseren Fahrten begegnen. Und leider erwische ich dabei immer das schlimmste Quartier auf dem ganzen Schiff. Ja, augenblicklich habe ich nicht einmal mein ganzes Appartement zu meiner Verfügung. Der ganze Vorraum liegt voller Schiffszubehör, über das mein Steward immer stolpert, wenn er mir das Essen bringt.«
    Sie ging weiter. Tiefer und tiefer stieg sie in den Bauch des Schiffes hinab, neue Treppen, neue Gänge. Wie viele Decks bin ich schon unten, fragte sie sich, zwei oder zwölf oder zwanzig? Warum kann ich mich nicht erinnern? Nur vier kleine Schlückchen, und in meinem Kopf dreht sich schon alles. Noch einen Gang hinunter. Hier riecht es aber komisch. Diese unteren Decks sind schlecht belüftet. Vielleicht ist das der Grund, daß ich mich so schwindelig fühle.
    »Nur noch eine Treppe«, wisperte er ihr zu. »Nur noch eine.«
    Noch ein paar Stufen, noch ein Gang, und hier war die Tür zu seiner Kabine. Sie blieb einen Augenblick stehen, um sich etwas zu beruhigen.
    Sie bemerkte die Warnung auf der Tür und fragte: »Sie meinen, was immer es ist, um was Sie sich zu kümmern haben, es ist mit da drin bei Ihnen?«
    »Haben Sie keine Angst«, kamen seine beruhigenden Gedanken. »Es kann Ihnen nichts tun. Es ist in einem Käfig eingesperrt.«
    Sie schob den Riegel zurück und drückte die Klinke nieder. Einen Moment verspürte sie einen stechenden Kopfschmerz, dann stand sie schon im Vorraum – ein blasser Blau-undSilber-Schatten, das Tablett in der Hand, die Bücher unter den Arm geklemmt, mit hämmernden Pulsen.
    Sie schaute sich furchtsam im Vorraum um, sah das riesige schwarz- und orangefarbene Spinnennetz, dessen Fäden so dick wie Seile waren, sah die Tür in der rechten Wand und das Zimmer dahinter, aus dem warmes Licht herausströmte. Er stand da und blickte sie lächelnd an. Mit der einen Hand stützte er sich auf einen Stuhl, die andere hielt er ihr ausgestreckt entgegen. Zum ersten Male hörte sie seine wirkliche Stimme.
    »Hallo, Schmetterling«, sagte er.
    »Hallo«, sagte sie. Sie lächelte ihn an und streckte ihm ihre Hand entgegen. Sie trat einen Schritt vor. Dann blieb sie erschrocken stehen, denn ihre Hand war auf eine undurchdringliche Wand gestoßen.
    SIE konnte ihn sehen, wie er lächelnd dastand und ihr seine Hand darbot, aber eine unsichtbare Schranke hatte sich zwischen ihnen aufgerichtet. Und dann begann das Zimmer, in dem er stand, langsam zu verblassen, das Licht wurde schwächer, seine Gestalt wurde durchsichtig und die Konturen fließend. Das Bild verschwand. Wie gelähmt stand sie da und starrte auf das mit einer Stahlblende verkleidete Bullauge des Vorraums, der sein Licht jetzt nur noch durch das dicke Glas des Oberlichts empfing.
    STEIF und starr stand sie da, nur das Eis in den Gläsern klirrte leise. Dann fiel ihr das Tablett aus der Hand, und die eisige Flüssigkeit spritzte ihr auf die Silbersandalen. In dem schweigenden Dämmerlicht stand sie unbeweglich

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