Galaxis Science Fiction Bd. 03
da, ihr Gesicht war totenbleich und ihre Augen weit aufgerissen. Sie hatte eine Hand vor den Mund gepreßt, um den Entsetzensschrei zu ersticken, den ihre zugeschnürte Kehle nicht ausstoßen konnte.
Etwas berührte sie sanft an Kopf, an Armen und Füßen – an ihrem ganzen Körper. Die Fäden des Netzes klebten – zart wie Seidengespinst, fest wie Stahlseile.
SELBST wenn sie sich aus ihrer Erstarrung hätte lösen können, wäre es zu spät gewesen, als das Ding an der Wand auf acht dicht behaarten Beinen zu ihr herunterkletterte.
»Hallo, Schmetterling«, sagte er wieder.
WISSENSWERTES
IST KÜNSTLICHES LEBEN MÖGLICH?
WILLI LEY
ES ist jetzt fast vier Jahre her, daß Stanley L. Miller, ein junger Wissenschaftler an der Universität von Chicago, eine erstaunliche Entdeckung gemacht hat.
Folgendes war geschehen. Mr. Miller hatte versucht, im Laboratorium die Umweltbedingungen nachzuahmen, die vor rund 2 Milliarden Jahren auf der Erde vorgeherrscht haben müssen. Zu jener Zeit war die Atmosphäre unseres Planeten völlig verschieden von der heutigen. Es war eine Atmosphäre, die für jedes der heute existierenden Lebewesen, ein paar Bakterien vielleicht ausgenommen, pures Gift gewesen wäre.
Als er dann die Aufgabe gelöst hatte, die Oberflächenbedingungen der Erde nachzuahmen vor der Zeit, zu der das erste Leben sich zeigte, fand Miller, daß sich bei diesem Prozeß verschiedene chemische Verbindungen gebildet hatten. An und für sich wäre das nichts Überraschendes gewesen, außer, daß diese Verbindungen Aminosäuren waren, die Bausteine des Proteins. Und Protein wiederum ist die Grundlage, auf der sich das Leben aufbaut.
ÜBERDENKEN wir einen Augenblick alle die wenigen Tatsachen, die bisher über das Leben an sich bekannt sind. Fangen wir an mit der unleugbaren Tatsache, daß auf der Erde Leben existiert. Aber das war nicht immer so. Schon vor einem halben Jahrhundert waren sich die Wissenschaftler einig, daß vor einem gewissen Zeitpunkt in der Vergangenheit unseres Planeten ein Leben auf der Erde nicht möglich gewesen sein konnte, denn schließlich und endlich konnte nichts Lebendes auf der Erde existieren, die sich in glutflüssigem Zustand befand. Das Leben auf der Erde muß deshalb zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt aufgetaucht sein.
Hier ergeben sich zwei Alternativen. Entweder muß sich das Leben auf der Erde selbst entwickelt haben, und zwar aus toten, unorganischen Stoffen, oder der interplanetarische und interstellare Weltraum beherbergt gewisse Lebenssporen, die unaufhörlich auf jeden der Planeten fallen. Hier gehen sie entweder gleich zugrunde – falls die Bedingungen für ein Leben noch nicht erfüllt sind –, oder sie bleiben am Leben und vermehren sich.
Später begannen sich die Naturwissenschaftler darüber Gedanken zu machen, wie die Oberfläche unserer Erde ausgesehen haben muß, nachdem sie sich genügend abgekühlt hatte. Trotzdem die große Hitze vorüber war, erhielten sie eine ausgesprochen lebensfeindliche Umwelt. In der Uratmosphäre war kein freier Sauerstoff vorhanden; er hatte sich mit allen möglichen anderen Stoffen zu Oxyden verbunden. Dafür bestand die Atmosphäre aus Ammoniak, Kohlendioxyd und Kohlenmonoxyd, aus Methangas und Wasserdampf. Wasser gab es allerdings auch schon in flüssiger Form. Die Sonnenenergie traf in allen Wellenlängen auf die Erde, angefangen von den langwelligen Rundfunkwellen bis herunter zu den extrem kurzwelligen Röntgen- und Höhenstrahlen. Gewitter und gigantische elektrische Entladungen waren an der Tagesordnung.
Und als man dann diese Bedingungen im Laboratorium künstlich herstellte, entstanden dabei Aminosäuren!
Wir wollen jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen. Zwischen Aminosäuren und einem großen und verwickelt aufgebauten, Proteinmolekül besteht ungefähr ein solcher Unterschied, wie zwischen einem Ziegel und dem fertigen Haus. Und von einem Proteinmolekül ist es wiederum ein weiter Weg – wenn auch unbekannt, wie weit – bis zu einer lebenden Zelle. Miller und seine Kollegen hatten also beileibe keine lebende Zelle erschaffen – leider werden diese Dinge oft übertrieben –, sondern nur die Substanzen, die wir als Unterbausteine einer lebenden Zelle bezeichnen können.
Wir dürfen auch von hier nicht etwa den Gedanken weiterspinnen und hoffnungsvoll sagen: jetzt, wo man aus toter Materie die Bausteine des Lebens hat schaffen können, wird man vielleicht nächste Woche ein paar tausend
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