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Galaxis Science Fiction Bd. 03

Galaxis Science Fiction Bd. 03

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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würde wohl zu Fuß durch die Wüste wandern? Er beschattete seine Augen. Es waren ungefähr zwanzig Leute, und sie trugen – Karabiner und Sauerstoffmasken. Die Polizei!
    Aber warum? Noch nie hatten sie Besuch von Kommissar Bells kleiner Polizeitruppe gehabt. Es war auch nie noch Grund dazu vorhanden gewesen, denn jede Kolonie verwaltete sich selbst und kümmerte sich auch selbst um Recht und Ordnung.
    Als er sah, daß die im Gänsemarsch herantrottenden Soldaten Richtung auf das Labor nahmen, drehte er sich um und ging hinein. Er hätte sich jetzt zwar um seine Patienten kümmern müssen, aber er war Mitglied des Kolonistenrates, und was sich da draußen abzeichnete, sah so aus, als würde es die Belange des Rates betreffen. Er ging geradeswegs in das Verwaltungsbüro und fragte Mimi: »Hat Harve das Tonbandgerät schon wieder zusammengebaut?«
    »Vorige Woche«, antwortete sie. »Gott sei Dank. Warum?«
    »Ich glaube, Bells Jungen wollen uns einen Besuch abstatten.« Er berichtete ihr, was er draußen gesehen hatte. »Es kann nicht schaden, wenn wir unser Gespräch aufnehmen.«
    Mimi nickte gedankenvoll und knipste einen Hebel an der Seite ihres Schreibtisches herunter. »So. jetzt wird alles, was hier gesprochen wird, aufgenommen werden.«
    Sam Flexner, der zufällig anwesend war, fragte: »Was wollen sie?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Tony zurück. »Aber ich denke, wir tun gut daran, auch Joe Gracey zu benachrichtigen, daß er auf schnellstem Wege hierher kommt. Er wird vermutlich im Augenblick bei seinen Schößlingen auf Feld C sein. Ruf doch bitte das Südende an, damit sie ihm Bescheid geben können.«
    Gracey war der leitende Agronom und wie Mimi und Tony Mitglied des Kolonistenrates. Das vierte und neueste Mitglied war Nick Cantrella. In den sechs Monaten seit seiner Ankunft hatte Nick es fertiggebracht, vom einfachen Monteur zum Leiter der Reparaturabteilung aufzusteigen. Im Moment war er mit einer bösen Säureverbrennung am Arm zu Hause. Die Verletzung war nicht so schlimm, daß er im Notfall nicht hätte kommen können; aber Tony war sich nicht schlüssig, ob das in diesem Fall ratsam wäre, und bemerkte, daß auch Mimi Bedenken zeigte. Nick hatte ein aufbrausendes Temperament und manchmal sehr wenig Hemmungen.
    »Nein«, sagte der Doktor zu den Fragern, die sich allmählich eingefunden hatten, »ich bin nicht dafür, daß wir ihnen entgegengehen. Ihr geht am besten wieder an eure Arbeit und seht zu, daß ihr das neue Zimmer für die Kandros rechtzeitig fertig bekommt. Flexner, du bleibst bitte hier. Möglicherweise handelt es sich um eine dieser verdammten Vorschriften über den Umgang mit radioaktiven Materialien, irgend so eine technische Vorsichtsmaßnahme, die wir nicht genügend beachtet haben.«
    Einige Minuten vergingen, dann hörten sie ein Klopfen an der Tür und die altertümliche Formel: »Öffnen Sie im Namen des Gesetzes!«
    Der Besuch bestand aus einem Dutzend Polizeisoldaten mit umgehängten Karabinern, Masken und Sauerstofftanks – ein typisches Beispiel militärischen Konservatismus, da eine Handvoll OxEn Pillen nur ein Hundertstel der Ausrüstung gewogen und sie hundertmal länger am Leben gehalten hätte. Außerdem waren noch zwei Zivilisten dabei und ein Offizier – Leutnant Ed Nealey.
    Tony atmete erleichtert auf, als er Ed sah. Sie waren beide Mitglieder des Abonnentenklubs, der das hohe Porto, mit dem wissenschaftliche Zeitschriften von der Erde belastet waren, unter sich aufteilte, und Tony wußte, daß Nealey ein gewissenhafter und anständiger Offizier war.
    Er wollte ihm schon seine Hand zur Begrüßung entgegenstrecken, als er sich noch rechtzeitig des Protokolls erinnerte. Der eine der Zivilisten war ihm unbekannt, aber der andere war Hamilton Bell, Kommissar für interkoloniale Angelegenheiten.
    »Ich bin Tony Hellmann, Kommissar«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern. Ich bin der Arzt der Kolonie und Mitglied unseres Rates.«
    Der Kommissar war ein kleiner Mann, ein bißchen wichtigtuerisch, wie es schien, und sah eigentlich genauso aus, wie es das Gerücht von ihm behauptete: ein Beamter, der sich nie irgendein hervorgetan hatte und der, dank guter Freunde, den Posten auf dem Mars erhalten hatte, als seine Verwicklung in einen Bestechungsskandal offenkundig geworden war und er irgendwie mundtot gemacht werden mußte.
    »Können Sie hier für die Kolonie sprechen?« sagte er kurz angebunden und übersah Tonys dargebotene Hand.
    Der Doktor

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