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Galaxis Science Fiction Bd. 05

Galaxis Science Fiction Bd. 05

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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genaue Gegenteil. Wenn nämlich ein Sturm die leuchtenden Wolkenschichten der Sonne aufriß, könnten sie dadurch dünn genug werden, um die Spitzen riesiger schwarzer Berge sehen zu lassen.
    Ein Jahrhundert später – wissenschaftliche Erkenntnisse folgten damals einander nicht in dem Tempo, wie wir es heute gewöhnt sind – wurde Cassinis spezieller Beitrag zu diesem Problem zwar entkräftet, aber die Theorie selbst – nämlich leuchtende Atmosphäre und dunkle Oberfläche – schien eine neue Bestätigung zu finden.
    Im November 1769 brachte die Sonne einen besonders auffallenden Fleck hervor, und Alexander Wilson aus Glasgow, der das Ereignis mit größter Sorgfalt verfolgt hatte, erkannte zum ersten Male das, was heute wohl jeder von Fotografien der Sonne her kennt. Ein Sonnenfleck war nicht einfach nur ein dunkler Punkt. Er wies in sich selbst eine Differenzierung auf. Der Mittelpunkt war schwarz, über zwischen diesem, und der strahlenden Umgebung befand sich ein mitteldunkles Gebiet. Wenn ein solcher Fleck auf seiner Wanderung um die Sonne am Rand der Scheibe angekommen war, konnte man deutlich sehen, daß sich infolge der perspektivischen Verschiebung die Stellung des schwarzen Zentrums zu dem helleren Randgebiet verändert hatte.
    Kurz gesagt, man stellte fest, daß das mitteldunkle Randgebiet tiefer liegen mußte als die es umgebende leuchtende Atmosphäre, während das schwarze Zentrum des Flecks sich noch tiefer befand.
    Offensichtlich setzte sich also die Sonnenatmosphäre aus mehreren Schichten zusammen, eine davon, die am hellsten strahlende Schicht, ganz oben – aber noch unter jener geisterhaften Korona, die normalerweise nicht zu sehen war – und schwächer strahlende Schichten darunter. Ab und zu wurden in diesen Schichten Löcher aufgerissen, und wenn diese Löcher sich zufällig übereinander befanden, konnte man durch sie hindurch die schwarze nichtleuchtende Oberfläche der Sonne sehen.
    OBGLEICH Sir William Herschel, einer der bekanntesten Astronomen der damaligen Zeit, der Ansicht war, »daß es in der Naturphilosophie manchmal sehr nützlich sei, Dinge anzuzweifeln, die allgemein als selbstverständlich hingenommen werden«, so akzeptierte er in diesem Fall Wilsons Überlegungen vorbehaltlos.
    Er glaubte allerdings, eine untergeordnete Korrektur machen zu müssen. Wilson hatte von der untersten Schicht als schwächer strahlend gesprochen, wogegen Sir William sie als nichtleuchtend ansah. Nur weil sie das Licht der darüberliegenden Schicht reflektierte, war sie zu sehen. Nach seiner Ansicht wurde durch diese reflektierende und absorbierende Schicht der Oberfläche die Sonne gegen die Strahlungshitze der Oberschicht geschützt.
    Um seiner Überzeugung mehr Nachdruck zu verleihen, wies er darauf hin, daß alle Himmelskörper, »wie wir mit gutem Grunde annehmen können, bis zu einem gewissen Grade Licht ausstrahlen«. Die dunkle Seite des Mondes tat das bei Gelegenheit – in Wirklichkeit reflektiertes Erdlicht und das wiederum reflektiertes Sonnenlicht –, auch die Nachtseite der Venus glühte ab und zu – vermutlich eine Aurora –, und die Polarnacht der Erde wurde durch die Aurora borealis im Norden und die Aurora australis im Süden erhellt.
    Der Unterschied in der Strahlungsstärke schien mehr ein Unterschied der Intensität als ein Unterschied grundsätzlicher Natur zu sein, meinte Sir William weiter und schrieb dann: »Die Ähnlichkeit der Sonne mit den anderen Körpern des Sonnensystems in bezug auf Festigkeit, Masse, Atmosphäre, gegliederte Oberfläche, Rotation und Anziehungskraft läßt uns vermuten, daß sie höchstwahrscheinlich wie die übrigen Planeten bewohnt ist, und zwar von Lebewesen, deren Organe sich den ungewöhnlichen Bedingungen des riesigen Himmelskörpers angepaßt haben.«
    Das war im Jahre 1794. Heutzutage müßten wir uns schon sehr anstrengen, wenn wir eine noch unwahrscheinlichere Theorie erfinden wollten, aber die Auffassung Herschels widersprach keineswegs den damals verfügbaren Beobachtungsdaten. Solange nicht einmal die Natur des chemischen Verbrennungsprozesses einigermaßen verstanden wurde, klang eine solche Darstellung vernünftig.
    Es muß daher als besonders auffällig erscheinen, daß Herschel als Vertreter einer derart absurden Meinung den Versuch unternahm, eine Beziehung zwischen den Sonnenflecken und dem irdischen Wetter aufzudecken. Da er weder astronomische noch meteorologische Statistiken zur Verfügung hatte, nahm er seine Zuflucht

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