Galaxis Science Fiction Bd. 06
ich schwöre, sie war wie aus allen Wolken gefallen, als ich ihr meine Diagnose sagte. Irgend jemand hat das Zeug auf ihr Essen getan; aber fragt mich nicht, wie und warum, weil ich nicht die leiseste Ahnung habe.«
»Nun, fürs erste haben wir genug Arbeit«, sagte Mimi nachdenklich. »Wo sollen wir anfangen? Ich glaube, die gleiche Antwort…«
Es klopfte an der Tür, und Mimi rief »Herein!«
Gladys Porosky drückte die Tür auf und verkündete atemlos:
»Wir können ihn nicht finden. Wir haben uns überall umgesehen, aber wir können ihn nirgends finden.«
»Wie? – Ach, Graham.« Tony sprang auf. »Aber er war noch im Schlafzimmer, als ich ging. Er muß doch irgendwo in der Nähe sein.«
Gladys schüttelte den Kopf. »Wir haben hineingeschaut, als er nicht antwortete, aber er war nicht mehr da. Dann haben wir uns verteilt. Alle Kinder haben mit gesucht. Er ist nicht im Labor, er ist nicht auf den Feldern und auch in keinem der Häuser. Kein Mensch hat ihn heute gesehen.«
»Danke, Gladys«, unterbrach Mimi. »Willst du bitte Jack O’Donnell für uns suchen gehen? Sag ihm, er soll hierher kommen.«
»Okay!« Gladys rannte wieder aus dem Zimmer und ließ einen Wirbelsturm von Aufregung und durcheinander redenden Stimmen hinter sich zurück.
»Ich nehme an, er hat sich verdrückt«, sagte Tony. »Vermutlich hat er mit Hilfe seines verdammten Kode eine der Industriekolonien angerufen und sich noch in der Nacht heimlich abholen lassen. Seine Koffer stehen allerdings immer noch bei mir, ich habe sie an diesem Morgen gesehen. Das ist komisch.«
»Was bedeutet ein bißchen Gepäck für einen Burschen, der so schreiben kann, wie er«, sagte Gracey. »Er kann alles haben und noch mehr dazu, wenn er nur mit dem kleinen Finger wakkelt.«
O’Donnell kam herein, und sie warteten in gespanntem Schweigen, während der ehemalige Rechtsanwalt HarvesÜbertragung von Grahams Bericht durchlas.
»Die einzige Verleumdung, die ich finden kann, ist die Behauptung über die marcainesüchtige junge Mutter. Wer soll denn das sein, und was ist damit?« sagte er schließlich.
Sie klärten ihn auf, und er schüttelte bedauernd den Kopf. »Damit haben wir vor Gericht keine größere Chance, als sie ein Schneeball in der Hölle hat. Das versetzt uns den Todesstoß.«
JOAN Radcliffe lag fast friedlich in ihrem Bett. Die immer gegenwärtigen Schmerzen, die ihren zarten Körper zerwühlten, hatten vorübergehend etwas nachgelassen, und sie freute sich darüber wie über ein kostbares Geschenk.
Ich sehe durch das Fenster auf die einzige Straße der Kolonie, sagte sie zu sich selbst. Drüben über der Straße kann ich gerade noch eine Ecke des Kandrohauses sehen und eins der zwei Fenster zur Straßenseite. Ich sehe Polly Kandro, die im Wohnzimmer sauber macht, aber sie sieht mich nicht. Jetzt kommt sie heraus und putzt das Fenster. Jetzt dreht sie sich um und sieht mich und winkt mir zu, und ich lächele. Jetzt nimmt sie ihr Tuch und geht hinter das Haus, und ich kann sie nicht mehr sehen.
Und jetzt schlüpft etwas die Straße hinunter und hält Sunny Kandro in seinen dünnen braunen Armen.
Und jetzt kommt Polly wieder nach vorn gelaufen. Ihr Gesicht ist kreidebleich. Sie versucht zu rufen, mir zuzuwinken. Dann fällt sie ohnmächtig zu Boden.
Joan wußte, was sie zu tun hatte, und sie versuchte es. Der Knopf der Sprechanlage befand sich in ihrer nächsten Nähe, und sie brauchte ihren Arm nur wenige Zentimeter zu bewegen. Sie drückte den Knopf nieder, aber es kam keine Antwort. Die Sekunden vergingen, vielleicht sogar Minuten, und das Ding, das Pollys Baby gestohlen hatte, war schon nicht mehr zu sehen.
Sie biß die Zähne zusammen und richtete sich mühsam auf. Sie dachte: Jetzt kannst auch du etwas für die Kolonie tun. Und sie werden mich auch nicht närrisch nennen können, denn wenn ich länger warte, werde ich es nie mehr einholen können, weil es schon viel zu weit weg ist. Niemand ist da, außer Polly, und die liegt draußen auf der Straße und rührt sich nicht. Ich muß es gleich tun. Ich kann nicht warten, bis sie antworten und jemand aus dem Labor herkommt.
Arme Polly, dachte sie, während ihr Herz wild klopfte und die Schmerzen mit glühenden Lanzen in ihre Glieder stachen, wir müssen uns gegenseitig helfen. Sie beschattete die Augen gegen die späte Morgensonne und spähte die Straße hinauf. Jenseits des Flugplatzes bemerkte sie ein sich bewegendes Pünktchen, und sie folgte ihm – ein Schritt, ein zweiter
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