Galaxis Science Fiction Bd. 06
Schritt, ein dritter – und sie ließ dabei keine Sekunde das Pünktchen aus den Augen…
Sie weinte verzweifelt über den Schmerz, der durch ihren Körper jagte, während sie über die felsige Wüste stolperte. Die herumliegenden spitzen Steine schnitten in ihre Füße, aber sie wagte nicht, vor sich auf den Boden zu blicken, aus Furcht, das kleine Pünktchen in der Ferne aus den Augen zu verlieren.
Ein paar hundert Meter kämpfte sie sich noch vorwärts, dann schwankte sie und schlug der Länge nach hin. Ich habe getan, was ich konnte, dachte sie. Mit einer letzten Anstrengung zog sie noch ihren rechten Arm nach vorn, so daß er in die Richtung der fernen Rimrockhügel zeigte, auf die das Pünktchen weiter floh…
JEMAND ergriff Tony beim Arm und zeigte auf seinen Helm. Einen Augenblick lang starrte er den jungen Laborarbeiter verständnislos an, dann schaltete er sein Helmradio ein.
»Was ist los?«
»Joan – Joan Radcliffe. Sie war an der Sprechanlage, gab aber keine Antwort, als wir abhoben.«
»Ich komme sofort.« So schnell es ihm der plumpe Schutzanzug erlaubte, eilte der Arzt durch den Verladeraum des Labors in den Waschraum, um sich zu entseuchen. Er hätte ein Jahr seines Lebens daran gegeben, wenn er diesmal die umständliche Entseuchungsprozedur hätte abkürzen können, aber er hatte sich in der Nähe der offenen Versandkisten aufgehalten, und er würde weder sich noch Joan helfen, wenn er sie beide der Gefahr einer Strahlenkrankheit aussetzen würde.
Er legte die Strecke zwischen dem Labor und den Häusern der Siedlung im Dauerlauf zurück. Er übersah dabei fast die immer noch leblos auf der Straße liegende Gestalt von Polly. Völlig verwirrt hob er sie auf und schaute sich nach Hilfe um. Es war niemand zu sehen.
Einen Augenblick zögerte er, dann nahm er sie mit in das Haus der Radcliffes. Behutsam legte er sie in Hanks Schlafkoje nieder. Puls und Atmung waren in Ordnung. Er ließ sie liegen und öffnete die Tür zu Joans Schlafzimmer. Der Doktor verlor keine Sekunde, während er auf Joans leeres Bett starrte. Es schien ihm allerdings, daß er eine Ewigkeit so dastand, bis er den Knopf der Sprechanlage niederdrückte. Eine zweite Ewigkeit verging, bis das Labor endlich antwortete.
Was auch immer geschehen war, was auch immer für eine geheimnisvolle Kraft Joan aus ihrem Bett geholt und Polly bewußtlos auf der Straße liegen gelassen hatte, das – so dachte er – mußte für Joan die furchtbarste Qual gewesen sein, hier diesen Knopf niederzudrücken und dann zu warten und zu warten, bis es zu spät war.
»Bist du das, Doc? Was gibt es?«
»Ein Unglück. Schickt mir Jim Kandro her – zu den Radcliffes, und schickt Anna zu den Kandros. Das Baby ist allein. Ist Mimi da? Gib sie mir.«
»Tony?« Es war eine Beruhigung, Mimis klare nüchterne Stimme zu hören.
»Irgendein Unglück ist passiert, Mimi. Ich weiß noch nicht, was, aber Polly ist ohnmächtig, und Joan ist verschwunden.«
»Ich komme sofort.« Sie hängte auf.
Jim kam hereingestürzt. Er atmete schwer, und in seinen Augen saß der Schreck. Er starrte den Doktor an, dann seine Frau, dann wieder den Doktor und brachte nur ein einziges armseliges Wort über seine zitternden Lippen: »Wieder?«
»Ich weiß nicht. Sie ist ohnmächtig. Bring sie nach Hause, dann kümmere dich um Sunny. Anna ist schon unterwegs, um dir behilflich zu sein.«
Jim verließ den Raum mit seiner Bürde in den Armen, und Tony ging wieder in das Schlafzimmer zurück. Er fand keinen Fingerzeig, nichts, keine einzige Spur, die Joans Verschwinden erklärte.
Dann hörte er einen herzzerbrechenden Schrei von der andern Straßenseite, und er rannte hinüber zu den Kandros.
Das Wohnzimmer war leer.
Im Schlafzimmer lag Polly allein und immer noch bewußtlos. Er fand Jim Kandro in dem neuen Kinderzimmer. Er hockte auf dem Fußboden neben der leeren Babywiege, und sein Gesicht war vom Schmerz zerrissen.
SIE müßten mit dem Test in wenigen Minuten fertig sein, aber wenn ihr schon abmarschbereit seid, dann geht ruhig los. Ich wette hundert zu eins, daß das hier Dreck aus den Höhlen ist.« Joe Gracey zerbröckelte eine der Erdkrumen, die sie auf dem Boden des Kinderzimmers gefunden hatten.
»Sobald wir das Funksprechgerät haben, gehen wir los«, sagte Mimi. »Harve bringt es her.«
Anna erschien in der Tür. »Sie ist wieder bei Bewußtsein.«
Tony trat in das Schlafzimmer. »Polly?«
Ihre Augenlider flatterten. Ihr Puls schlug schon wieder stärker,
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