Galaxis Science Fiction Bd. 06
er wieder aufwachen würde, und auch über Hank, Polly und Jim, die man auf keinen Fall ohne Aufsicht lassen konnte.
Nach einer zehnminütigen Fahrt mit dem Geländewagen der Kolonie hatten sie die Ausläufer der Rimrockhügel erreicht. Da der Boden jetzt für den Wagen zu unwegsam wurde, hielt Tony an, und sie kletterten heraus. Weiter oben – auf dem am nächsten befindlichen Hügel – konnten sie die Schattengestalten der fünf Männer ausmachen, die man als Wache zurückgelassen hatte.
Einer davon kam ihnen entgegengelaufen. Es war Flexner, der Chemiker. »Sie sagten uns über das Funkgerät, daß ihr kommen würdet. Was habt ihr vor. Wir werden hier bald verrückt von all dem Herumsitzen und untätigen Warten. Tad meinte, er hätte Sunny noch einmal schreien hören, aber wir anderen haben nichts gehört.«
»Ich möchte mich nur einmal umschauen«, sagte Tony ausweichend. »Wir gehen in die Höhle.«
Sie schritten aus dem harten Sonnenlicht heraus und hinein in die zwei Meter hohe schwarze Öffnung der Höhle. Einer der Männer wollte vorangehen; aber Anna schickte ihn zurück. Eine Kreidelinie, die die anderen an der Wand entlang gezogen hatten, reichte völlig zur Orientierung.
Tony und Anna folgten dem Strich ungefähr fünfzig Meter in das Innere der Höhle. Dann machte der Weg einen Knick, und sie gingen vielleicht noch einmal fünfzig Meter nach rechts, bis der Gang sich plötzlich verengte und sie nicht mehr weiter konnten. Dann standen sie vor der schmalen Öffnung und lauschten.
Aber es gab nichts zu hören. Kein einziger Laut unterbrach das unterirdische Schweigen – außer dem Geräusch ihrer eigenen Atemzüge und dem Rascheln der Hände, wenn sie damit auf den Felsen entlangstreiften.
Sie warteten. Tonys Augen ruhten auf Anna.
»Ich höre etwas«, flüsterte sie endlich. »Furcht – hauptsächlich Furcht, aber auch Verlangen und Eifer. Vor uns fürchten sie sich nicht. Ich glaube sogar, sie mögen uns leiden. Sie fürchten sich – es ist unklar – vor Leuten!«
Sie schwieg und lauschte weiter.
»Ja, die anderen«, sagte sie nachdrücklich. »Sie möchten mit uns sprechen, Tony, aber ich weiß nicht –« Ihre Stirn runzelte sich in Konzentration, und sie setzte sich plötzlich auf den kalten harten Felsen nieder, als ob die körperliche Anstrengung des Stehens mehr war, als sie ertragen konnte.
»Tony, geh und sag den Wachen, daß sie weggehen sollen«, sagte sie.
»Nein«, antwortete er mit entschiedener Stimme.
»Bitte, geh« Beeile dich! Sie versuchen – » Plötzlich wandte sie sich nach ihm um. »Du hast alles verdorben«, sagte sie bitter. »Du hast ihnen Angst eingejagt.«
»Wieso?«
»Du hast ihnen nicht vertraut. Du hast gedacht, sie würden mir weh tun wollen.«
»Aber, Anna, wie kann ich ihnen vertrauen? Wie kann ich dich hier allein lassen und dazu noch die Wachen wegschicken. Verstehst du nicht, daß das ein zu großes Risiko ist?«
»Du hast mich schließlich hergebracht«, sagte sie müde. »Hast du nicht gesagt, ich wäre der einzige Mensch, der diese Arbeit tun könnte? Ich versuchte es zu tun. Bitte geh jetzt und schick die Wachen fort. Sag ihnen, sie sollen sich weiter entfernt aufstellen, vielleicht unten am Fuß der Hügel bei unserem Fahrzeug. Bitte, Tony, tue, was ich dir sage!«
»Also gut.« Er zögerte immer noch. »Anna, wer sind sie?«
»Ich –« die Bitterkeit ihrer letzten Worten machte einem kleinen Lächeln Platz. »Marszwerge, denkende Wesen.«
»Aber was bedeutet das?«
»Sie sind anders als wir.«
»So wie Sunny?«
»Nicht ganz so.« Sie machte eine kleine Handbewegung. »Noch stärker. Nein, vielleicht hast du recht. Sie sind wie er – nur älter.«
»Wieviel von ihnen sind dort unten?«
»Ich weiß es nicht. Einige. Es sind zu viele, als daß ich sie zählen könnte. Einer von ihnen ist ihr Sprecher.«
»Sprecher?« Ja, das war es, was ihn die ganze Zeit beunruhigt hatte. »Anna, wieso kannst du sie so deutlich verstehen? Du hast mir doch gesagt, du könntest nur ganz allgemeine Stimmungen und Gefühle aufnehmen. Du hast auch nicht sagen können, worüber Graham so ärgerlich war. Woher weißt du jetzt so genau, wovor sie sich fürchten?«
»Tony, ich kann es dir nicht sagen, warum ich sie so deutlich höre. Ich verstehe sie jedenfalls und weiß, daß ich recht habe. Jetzt geh, bitte, und sag den Männern, daß sie sich zurückziehen sollen!«
HALTET mir diesen Kerl vorn Leibe!« brüllte Graham.
Mimi raste durch Tonys
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