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Galaxis Science Fiction Bd. 08

Galaxis Science Fiction Bd. 08

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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unempfindlichen, aus Silikat gesponnenen Handschuhen um sich. Seine beiden Füße waren immer noch fest an dem Schiffsrumpf verankert, aber der Rest seines Körpers knickte an den Knien in einem rechten Winkel nach hinten um. Hier draußen am Schiff gab es keine Schwerkraft mehr, und wenn er sich zurückbeugte, gab es nichts, was seinen Oberkörper nach unten zog und seinen Gelenken dadurch mitteilte, daß sie sich bogen. Sein Körper verharrte genau in der Lage, in die er ihn versetzte.
    Er drückte sich von der Hülle ab, und sein Oberkörper schoß nach oben und nach vorne.
    Er versuchte es behutsamer. Er balancierte mit beiden Händen, bis er waagerecht lag. Dann drückte er sich nach oben ab – sehr langsam, sehr sachte. Die Arme hatte er seitwärts ausgestreckt, um das Gleichgewicht zu halten.
    Endlich stand er wieder gerade. Er mußte warten, bis ein leichtes Schwindelgefühl vorüberging. In ihm war alles ganz 
     

     
    leicht, so als triebe er auf einer Wolke dahin.
    Er hatte einen Augenblick die Augen geschlossen. Jetzt machte er sie auf und schaute sich um. Mein Gott, wo befanden sich die Steuerdüsen? Er konnte nichts erkennen. Sie waren schwarz in schwarz, nichts in nichts.
    Er schaltete die Handlampen wieder ein. Im Raum gaben sie keinen Strahl, nur elliptische, scharf gezeichnete Lichtflecke auf blauem Stahl. Wo sie auf ein Hindernis trafen, eine Niete vielleicht, warfen sie einen Schatten – messerscharf und so schwarz wie der Weltraum ringsherum. Die erleuchtete Stelle war grellweiß, ohne jede Lichtstreuung.
    Er streckte seine Arme vor, wobei sein Körper sanft in die entgegengesetzte Richtung pendelte. Bewegung und Gegenbewegung. Plötzlich sprang das Bild einer Steuerdüse mit ihren glatten zylindrischen Wänden ihn an.
    Er versuchte, darauf zuzugehen. Sein Fuß schien an der Hülle festzukleben. Er zerrte, dann bekam er ihn los. Es war ein Gefühl, als müßte er ihn aus einem zähen Brei herausziehen, der nach oben immer dünner wurde. Acht Zentimeter hoch, und er hatte sich fast befreit. Fünfzehn Zentimeter hoch, und sein Fuß schien davonzufliegen.
    Er machte einen Schritt vorwärts und setzte den Fuß wieder auf. Er spürte, wie der zähe Brei sich wieder um ihn schloß und nach unten zu ziehen suchte. Als die Sohle des Magnetschuhes noch fünf Zentimeter von der Oberfläche entfernt war, schnappte sie plötzlich nach unten und traf den Rumpf mit einem hallenden Geräusch. Der Raumanzug trug die Vibrationen weiter, verstärkte sie in seinen Ohren zu einem Donnern.
    Erschreckt hielt er inne. Der Lufttrockner, der der Luft in seinem Anzug die Feuchtigkeit entzog, konnte den plötzlichen Schweißausbruch kaum verarbeiten, der seine Stirn und Achselhöhlen tränkte.
    Er wartete eine Minute, versuchte dann, von neuem einen Fuß zu heben – vielleicht ein oder zwei Zentimeter. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt er ihn in dieser Höhe und schob ihn vorwärts. Das ging leichter als er gedacht hatte. Die Magnetkräfte wirkten nur vertikal, nicht horizontal. Aber er mußte dabei höllisch aufpassen, daß sein Fuß nicht vorzeitig zurückschnappte.
    Er keuchte erschöpft. Jeder Schritt war eine Strapaze. Seine Kniegelenke schmerzten, und etwas stach ihn mit spitzen Messern in die Seite.
    Mullen blieb stehen, um den Schweiß trocknen zu lassen. Es bestand Gefahr, daß seine Sichtscheibe sich von innen beschlug. Er schaltete kurz die Lampen wieder ein. Die Steuerdüse war genau vor ihm.
    Das Schiff besaß vier davon, die in einem Abstand von jeweils neunzig Grad aus der Mitte des Schiffes schrägwinklig nach außen ragten. Sie bildeten die »Feinsteuerung« des Schiffes. Die Grobsteuerung wurde von den mächtigen Schub- und Bremsdüsen an Bug und Heck des Schiffes besorgt. Sie verliehen dem Schiff seine Geschwindigkeit. Außerdem gab es da noch die Hyperatomikmotoren, die für die Sprünge gebraucht wurden, die die astronomischen Entfernungen einer Raumreise überwanden, als gälte es nur einen Besuch in der Nachbarstadt.
    Aber gelegentlich mußte die Flugrichtung um ein geringes korrigiert werden, und dafür waren dann die Steuerdüsen da. Jede einzelne für sich konnte das Schiff nach oben, unten, rechts oder links versetzen. Zu Paaren geschaltet und entsprechend eingestellt, konnte das Schiff damit in jede gewünschte Richtung gedreht werden.
    Mullen hatte sich jetzt zu dem Rand der Steuerdüse gezogen. Mit eingeschalteten Lampen beugte er sich herunter und starrte in die schwarzgähnende

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