Galaxis Science Fiction Bd. 08
hochgeschätzten Diener nicht mehr auf die Straße. Aber an dem Nachmittag, als die Gerichtsverhandlung beendet und der Soth freigesprochen worden war und auf den Stufen des Gerichtsgebäudes erschien, zertrümmerte ihm jemand den Schädel mit einem Ziegelstein.
Ollie Johnson und ich gingen rechts und links von ihm, und sein purpurnes Blut spritzte über meinen Anzug. Als der Mob das sah, drängte er näher und schrie nach mehr.
Ein Polizist half uns, den Soth zurück ins Gerichtsgebäude zu schleppen, während das Überfallkommando die Menge zerstreute. Wir schafften ihn aus einem Hinterausgang in ein Krankenauto, das ihn zur Reparatur zurück in die Willow Run Fabrik brachte.
Riesige Überschriften auf den Abendausgaben:
Freigesprochener Soth auf den Stufen des Gerichts ermordet!
Ich war schon halbwegs zu Hause, als die Rundfunkstationen aktiv wurden. Der Pöbel war los. Laufend wurden Berichte über die neuesten Entwicklungen durchgegeben. Als Jack und ich auf dem windgekräuselten See landeten, hatte die Miliz um die Willow Run Fabrik einen Kordon gezogen, um sie vor einer Menschenmenge zu schützen, die zu stürmen drohte. Die Polizei hatte Verstärkungen angefordert.
Vicki kam mir auf der Anlegebrücke entgegen. Ihr Gesicht war kreidebleich. Ich glaube, ich sah auch nicht sehr optimistisch aus, denn als sie mich sah, brach sie in Tränen aus und warf sich in meine Arme.
»Die armen Soth«, schluchzte sie. »Was werden sie jetzt mit ihnen machen?«
»Das weiß Gott allein«, antwortete ich. Ich wies Jack an, das Schiff festzumachen und über Nacht hierzubleiben. Ich befürchtete, ich könnte jede Minute zurückgerufen werden. Ermurmelte etwas von Überstunden, aber ich glaube, seine Hauptsorge war, daß er sich in der Nähe eines Soth aufhalten mußte.
Wir gingen zum Haus. Jack blieb im Bootshaus zurück, wo ich ihm auf Verlangen der Gewerkschaften ein Zimmer eingerichtet hatte.
Der Soth stand bewegungslos vor dem Fernsehschirm, und starrte auf ein streifiges Bild der Aufruhrszene vor dem Willow Run Werk. Sein Gesicht verriet wie gewöhnlich nicht das geringste von seinen möglichen Gefühlen, aber ich glaubte doch eine gewisse innere Spannung zu verspüren. Seine schwarze Servierjacke war an den Schultern zerknittert.
Als Vicki jedoch einige Martinis bestellte, mixte und servierte er sie uns willig. Wir tranken sie schweigend. Auch beim Abendessen wechselten wir nur ein gelegentliches Wort. Es widerstrebte uns beiden, die traurigen Ereignisse der letzten Stunden in Gegenwart eines Soth zu erwähnen.
Wir waren noch beim Essen, als ein Flugzeug über unsere Köpfe donnerte. Eine Minute später sah ich es an unserem Kai landen. Ein Passagier stieg aus.
Es war Ollie Johnson, der ohne Hut den Weg zum Haus herauf gestolpert kam.
Ich erwartete ihn an der Tür, aber er stürzte an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
»Wo ist er?« schrillte er und stürmte weiter in die Küche, bevor ich ihm antworten konnte.
Ich folgte ihm neugierig und sah gerade noch, wie er sich vor dem Soth niederwarf und echte Tränen zu vergießen begann. Eine volle Minute lag er so da und zischte und schluchzte, und allmählich dämmerte mir ein unheimlicher Verdacht. Ich schickte Vicki auf ihr Zimmer und trat in die Küche.
Ich sagte: »Ich glaube, Sie schulden mir eine Erklärung.«
Der Ollie schien mich gar nicht zu hören.
Der Soth schob ihn mit einem Fuß beiseite und drängte sich an mir vorbei zurück ins Wohnzimmer, wo er von neuem seine unbewegliche Zuschauerstellung vor dem Fernsehschirm einnahm.
»Es ist wirklich bedauerlich«, sagte ich.
Er gab mir keine Antwort, wandte jedoch den Kopf um ein geringes in meine Richtung, so daß seine muschelförmigen Ohren jede meiner Bewegungen auffangen konnten.
MINUTENLANG standen wir so da und starrten gebannt auf das unglaubliche Schauspiel, das sich uns auf dem Schirm zeigte. Die Menschenmasse, die sich vor der Willow Run Fabrik drängte, wurde von Minute zu Minute größer. Tausende von Leuten wimmelten schon durcheinander, und die aufgeregte Stimme des Reporters, der mit seinem Aufnahmewagen hinter der Menschenmenge stand, wurde gelegentlich von hysterischen Schreien übertönt.
Mehr und mehr Leute tauchten auf, und es wurde immer offensichtlicher, daß die dünne Absperrkette der Polizisten und Milizsoldaten nicht mehr lange halten würde.
Armee-Lastwagen mit riesigen Scheinwerfern hielten die sich wie wahnsinnig gebärdenden Menschen noch etwas in
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