Galaxis Science Fiction Bd. 10
zweifellos auf das genaueste untersucht weiden. Die genaue Masse der Venus könnte mit Hilfe eines etwas komplizierteren Experiments festgestellt werden, indem man nämlich von der Raumstation aus eine Rakete auf einer solchen Bahn abschießt, daß ihr Weg von dem Schwerkraftfeld der Venus gebogen würde. Sorgfältige Beobachtungen dieses Weges würden das Problem der Venusmasse dann ein für allemal klären.
Um herauszubekommen, was unter der Wolkenschicht liegt, müßte man jedoch ein bißchen näher herangehen. Eine mögliche Methode wäre der Abschuß von Sonden von einem Raumschiff aus. Schließlich wird es sicher auch möglich sein, eine unbemannte Rakete auf der Venus landen zu lassen.
Und dann werden wir es wissen.
IM REICH DER TOTEN (DOWN AMONG THE DEAD MEN)
WILLIAM TENN
(Illustriert von ASHMAN)
Wenn der Feind aus dem Weltall fruchtbarer ist als die Menschheit, kommt man mit der alten Methode des biologischen Nachschubs nicht mehr weiter. Aber für den erfinderischen Menschenverstand ist nichts unmöglich. Er sucht und findet die Lösung des Problems.
ICH stand vor dem Außentor des Schlachthofes und spürte, wie sich mein Magen langsam und schmerzhaft zusammenkrampfte, ungefähr so wie damals vor elf Jahren, als ich zuschauen mußte, wie ein ganzer Flottenverband – annähernd 20 000 Mann stark – in der zweiten Schlacht um den Saturn in Stücke geblasen wurde. Aber damals hatten sich die zerfetzten Trümmer der Schiffe auf meiner Sehscheibe befunden, und ich hatte im Geiste die Schreie der Männer gehört, damals waren die kastenähnlichen Fahrzeuge der Eoti durch die schreckliche Zerstörung gestürmt, die sie angerichtet hatten. Das alles hatte den kalten Schweiß erklärt, der sich mir wie eine Schlange um Stirn und Nacken gewunden hatte.
Jetzt aber gab es nichts zu sehen als ein großes kahles Gebäude, das nicht anders aussah als die vielen hundert anderen Fabriken in den geschäftigen Vororten von Alt-Chikago, eine ganz gewöhnliche Fabrikanlage, umgeben von einem hohen Zaun mit einem verschlossenen Tor und großen Häfen für Versuchszwecke dahinter – das war der Schlachthof. Doch der Schweiß auf meiner Stirn war kälter, der Krampf in meinem
Magen schmerzhafter als jemals zuvor in einer dieser zahllosen blutigen Schlachten, die diesen Ort ins Leben gerufen hatten.
WAS natürlich alles sehr begreiflich war, sagte ich mir. Wasich hier verspürte, war die Urgroßmutter aller Ängste, der fundamentalste Widerwillen, die größte Abneigung, der mein Fleisch nur fähig war. Es war begreiflich – aber das half mir nicht viel. Ich konnte mich immer noch nicht dazu bringen, auf den Posten vor dem Tor zuzugehen.
Es war alles ganz gut gegangen, bis ich die riesige Abfalltonne vor dem Zaun gesehen hatte, die Tonne, aus der dieser leichte Gestank kam und die oben dieses grelle Plakat trug:
KAMPF DEM VERDERB
ALLER ABFALL IN DIE ABFALLTONNEN
DENKT DARAN – WAS ALT IST, KANN ERNEUERT
WERDEN WAS BESCHÄDIGT IST, KANN REPARIERT
WERDEN ALLER ABFALL IN DIE ABFALLTONNEN –
Konservierungspolizei.
Ich hatte diese viereckigen, in Fächer eingeteilten Tonnen und diese Plakate in jeder Kaserne, jedem Lazarett, jedem Genesungsheim zwischen hier und den Asteroiden gesehen. Aber hier an diesem Platz nahmen sie plötzlich eine ganz andere Bedeutung an. Ich war neugierig, ob sie vielleicht auch jene anderen Plakate hängen hatten, die kürzeren. Sie wissen schon:
Wir brauchen alle Reserven, um den Feind besiegen zu können – und – ABFALL IST UNSERE GRÖSSTE NATÜRLICHE RESERVE.
Es wäre wirklich außerordentlich geistreich, wenn sie auch die Wände des Schlachthofes mit diesen Plakaten geschmückt hätten.
Was beschädigt ist, kann repariert werden… ich spannte unwillkürlich die Muskeln meines rechten Armes unter dem blauen Jumperärmel. Er fühlte sich an wie ein Teil von mir, würde sich immer so anfühlen. Und in einigen Jahren – vorausgesetzt, ich würde so lange am Leben bleiben – würde die feine weiße Narbe, die ihn über dem Ellbogen umspannte, völlig unsichtbar geworden sein. Gewiß – was beschädigt ist, kann repariert werden. Alles außer einer Sache – der wichtigsten von allen.
Ich verspürte jetzt noch viel weniger Lust, hineinzugehen.
Und dann sah ich den Jungen. Den vom Arizona-Lager. Er stand genau vor dem Wachlokal und rührte sich – genau wie ich – nicht von der Stelle. In der Mitte seiner Uniformmütze trug er ein funkelnagelneues
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