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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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glänzendes goldenes Y mit einem Punkt in der Gabel – das Abzeichen eines Schleuder-Kommandanten. Gestern beim Befehlsempfang hatte er es noch nicht getragen. Das konnte nur bedeuten, daß seine Ernennung gerade durchgegeben worden war. Er sah sehr jung aus und sehr verängstigt.
    Ich erinnerte mich seiner vom Unterricht her. Er war derjenige gewesen, der sich während der Fragestunde schüchtern gemeldet hatte; derjenige, der, als er aufgefordert worden war, seine Frage zu stellen, sich halb erhoben und dann herausgeplatzt war: »Entschuldigung, Sir, aber sie – sie riechen nicht wirklich, oder?«
    Ein stürmisches Gelächter war seinen Worten gefolgt. Es war das Lachen von Männern, die den ganzen Nachmittag über der Hysterie nahe gewesen und jetzt froh waren, daß endlich einmal jemand etwas gesagt hatte, das dazu beitrug, die unerträgliche Spannung zu lockern.
    Und der weißhaarige Instruktionsoffizier, der nicht einmal die Andeutung eines Lächelns hatte sehen lassen, hatte geduldig gewartet, bis die Nervosität sich in befreiendem Lachen Luft gemacht hatte, bevor er mit ernster Stimme geantwortet hatte: »Nein, sie stinken nicht wirklich. Es sei denn, sie baden sich nicht. Aber das gilt ja auch für Sie, meine Herren.«
    DAS hatte uns den Mund gestopft. Selbst der Junge, der mit rotem Gesicht auf seinen Stuhl gesunken war, hatte den Wink verstanden. ›Das gilt ja auch für Sie, meine Herren…‹
    Ich schüttelte mich und schritt auf den Jungen zu. »Hallo, Commander« sagte ich, »schon lange hier?«
    Er grinste gezwungen. »Über eine Stunde, Commander. Hatte den 8.15 genommen, der vom Lager abgeht. Die anderen schliefen größtenteils noch ihren Rausch von letzter Nacht aus. Ich hatte mich zeitig aufs Ohr gelegt – wollte genügend Gelegenheit haben, mich hier ein wenig umzusehen. Nur – ich bin noch nicht dazu gekommen.«
    »Ich weiß. An manche Dinge kann man sich einfach nicht gewöhnen. Und an manche Dinge sollte man sich auch nicht gewöhnen können.«
    Er schaute auf meine Brust. »Ich nehme an, das hier ist nicht Ihr erstes Schleuderkommando?«
    Mein erstes? Eher mein erstes Dutzend, mein Kleiner! Aber dann fiel mir ein, daß mir jeder erzählt, ich würde für meine Orden noch sehr jung aussehen, und außerdem – der Junge war ziemlich weiß um die Nase. Deshalb sagte ich: »Nein, nicht gerade mein erstes. Aber jedenfalls meine erste Klops-Besatzung. Für mich also genauso neu wie für Sie. Wie wär’s, Commander – mir fällt es auch nicht leicht. Wie wär’s, wenn wir dieses Tor da zusammen erstürmen würden. Dann hätten wir das Schlimmste hinter uns.«
    Der Junge nickte heftig. Wir hakten uns unter und marschierten auf den Posten zu. Wir zeigten ihm unsere Papiere. Er öffnete das Tor und sagte: »Geradeaus. Dann einer der Fahrstühle zu Ihrer Linken bis zum fünfzehnten Stockwerk.«
    Immer noch Arm in Arm näherten wir uns dem Haupteingang des großen Gebäudes, gingen eine lange Treppe hoch, bis wir unter einem großen Schild in Schwarz und Rot standen, auf dem wir lasen:
    PROTOPLASMA RÜCKGEWINNUNGSZENTRALE DRITTER DISTRIKT
    Ein paar alte Männer, die sich jedoch noch sehr gerade hielten, und eine Menge uniformierter, ziemlich hübscher Mädchen liefen geschäftig durch die Eingangshalle. Ich stellte mit Genugtuung fest, daß die meisten davon schwanger waren. Das war der erste angenehme Anblick, der mir seit fast einer Woche begegnet war.
    Wir traten in einen der Lifts und sagten dem Mädchen »Fünfzehn«. Sie drückte auf einen Knopf und wartete, bis noch ein paar andere Leute hinzugestiegen waren. Sie schien nicht schwanger zu sein. Ich hätte wirklich gern gewußt, warum wohl nicht.
    Meine Phantasie fing schon an zu spielen, als ich einen Blick auf die Achselklappen erhaschte, die die anderen Passagiere trugen. Das versetzte mir einen Stoß, der mich schnellstens in die Wirklichkeit zurückbrachte.
    Auf einem kreisrunden roten Fleck standen die schwarzen Buchstaben VES über einem weißen G-4. VES hieß natürlich Vereinigte Erdstreitkräfte. – Alle Einheiten trugen diese Buchstaben. Aber warum benutzten sie hier nicht G-l, Personal? G-4 dagegen war Feldzeugkorps. Feldzeug!
    IN dieser Hinsicht kann man sich auf VES hundertprozentig verlassen. Tausende von Psychologen, von Spezialisten in jedem Rang zerbrechen sich die Köpfe, wie sie den Kampfgeist der Männer an der Front erhalten können – aber immer wieder von neuem suchen sich die guten alten verläßlichen VES aus

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