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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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allen Namen den häßlichsten und geschmacklosesten aus.
    Oh gewiß, sagte ich mir, man kann keinen mörderischen gnadenlosen interstellaren Krieg fünfundzwanzig Jahre lang führen und dabei jeden Gedanken und jede Überlegung auf die Goldwaage legen. Aber nicht Feldzeugkorps, meine Herren. Nicht hier – auf dem Schlachthof. Wir sollten doch wenigstens versuchen, so zu tun als ob.
    Dann fuhr der Lift an, und während das Fahrstuhlmädchen die einzelnen Stockwerke ansagte, bekam ich genug Stoff, um auf andere Gedanken zu kommen.
    Dritter Stock – Materialeingang und Klassifizierung.
    Fünfter Stock – Vorbearbeitung der Organe.
    Siebter Stock – Gehirnneubildung und Nerveneinpassung.
    Neunter Stock – Kosmetik, Grundreflexe und Muskelkontrolle.
    An diesem Punkt zwang ich mich endlich, wegzuhören, so ungefähr, wie man sich zwingt wegzuhören, wenn man beispielsweise auf einem schweren Kreuzer ist und der rückwärtige Maschinenraum von dem Blitz eines Eoti-Strahlers getroffen wird. Nachdem man ein paar Mal dabei gewesen ist, wenn so was passiert, lernt man, seine Ohren zuzumachen und sich zu sagen: ›Ich kenne keinen Menschen in diesem verdammten Maschinenraum, keinen einzigen Menschen, und in ein paar Minuten wird alles wieder still sein.‹ Und in ein paar Minuten ist es dann auch wieder still. Das Dumme ist nur, daß man mit größter Wahrscheinlichkeit anschließend zu dem Kommando eingeteilt wird, dessen Aufgabe es ist, die blutige Schmiere von den Wänden des glühendheißen Raumes zu kratzen und die Düsen wieder zum Feuern zu bringen.
    Dasselbe tat ich jetzt. Und kaum hatte ich die Stimme des Mädchens abgeschaltet, waren wir auch schon im fünfzehnten Stock angelangt – ›Letzte Instruktionen und Verschiffung‹ –, und der Junge und ich stiegen aus.
    Er war ganz grün im Gesicht, und seine Beine schienen ihn nicht richtig tragen zu wollen. Seine Schultern hingen schlaff nach vorne. Und wieder mußte ich ihm deswegen dankbar sein. Nichts half besser über die eigene Schwäche hinweg, als sich um jemand anderen kümmern zu. können.
    »Kommen Sie, Commander«, flüsterte ich. »Sprung auf und auf sie los. Versuchen Sie es mal von der Seite anzusehen – für Burschen wie uns ist das alles schließlich nicht viel anderes als ein Familientreffen.«
    Ich hatte das Falsche gesagt. Er schaute mich an, als hätte ich ihm eins auf die Nase gegeben. »Vielen Dank, daß Sie mich erinnert haben, mein Herr«, sagte er. Dann ging er mit steifen Schritten auf das Mädchen am Empfang zu.
    Ich hätte mir die Zunge abbeißen mögen. Ich eilte ihm hastig nach. »Tut mir leid, mein Junge«, sagte ich ihm. »Dieses verflixte Wort ist mir einfach so herausgerutscht. Aber nehmen Sie es mir um Gottes willen nicht krumm. Mein Gott, ich habe es eigentlich nur mir zuliebe ausgesprochen.«
    Er schwieg einen Augenblick und nickte mir dann zu. Dann lächelte er sogar. »Also schön – Schwamm darüber. Es ist ein rauher Krieg, nicht wahr?«
    Ich lächelte zurück. »Rauh? Mein Lieber, wenn man nicht aufpaßt, hat man mir gesagt, kann es einem sogar passieren, daß man dran glauben muß.«
    DIE Empfangsdame war eine pummelige kleine Blonde mit zwei Eheringen an der einen und einem dritten an der anderen Hand. Soviel ich in Bezug auf die augenblicklichen planetarischen Gebräuche wußte, bedeutete das, daß sie zweimal verwitwet war.
    Sie nahm unsere Marschbefehle entgegen und sprach mit lebhafter Stimme in ein Mikrophon:
    »Achtung! Achtung! Ausbildungsabteilung.
    Rufen Sie für sofortige Verschiffung die folgenden 
    Seriennummern auf – 70623152, 70623109, 70623166
    und 70623123.
    Außerdem 70538937, 70538980, 70538966 und 70538923.
    Bitte lassen Sie sie durch die betreffenden Abteilungen  laufen und versichern Sie sich nochmals, daß alle Angaben  auf dein VES-AGO-Formblatt 362 gemäß VES-Befehl 7896 vom 15. Juni 2145 ordnungsgemäß ausgefüllt sind. Rufen Sie zurück, wenn bereit für Interview.«
    Ich war beeindruckt. Fast derselbe Vorgang, wie wenn man zur Feldzeugmeisterei geht, um einen neuen Satz Heckdüsen abzuholen.
    Sie blickte auf und beehrte uns mit einem flüchtigen Lächeln. »Ihre Mannschaften werden in Kürze bereitstehen. Möchten Sie nicht Platz nehmen, meine Herren?«
    Nach einer Weile stand sie auf, um einen Ordner aus einem Aktenregal auf der anderen Seite des Zimmers zu holen. Als sie wieder zurück an ihren Schreibtisch trat, bemerkte ich, daß sie schwanger war – vielleicht dritter oder vierter

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