Galaxis Science Fiction Bd. 11
habe diesen reizenden Arm wirklich nicht gern durchlöchert, aber für mich war es jedenfalls nicht so schmerzhaft wie zu verhungern oder selbst angeschossen zu werden, und nun – wenn Sie nichts dagegen haben – sind Sie an der Reihe, den Käfig zu betreten, Miß Roberts.«
Sie versuchte, sich nach Ihrer Pistole zu bücken.
»Bemühen Sie sich nicht«, sagte ich sanft. »Meine Kugel ist schneller.«
SIE richtete sich wieder auf. Schrecken lauerte in ihren Augen.
»Was haben Sie mit mir vor?« flüsterte sie.
»Ich könnte Sie jetzt töten, so wie Sie es mit mir getan hätten. Sie töten und ihren Leichnam in eine andere Zeit senden. Wie viele Tote haben Sie auf dem Gewissen? Kein Richter könnte Sie überführen, aber ich kann es. Und mich könnte man ebensowenig überführen.«
Sie preßte ihre Hand auf die Wunde. Das Blut sickerte durch ihre Finger, während ihre Augen mich anblitzten.
»Ich werde nicht um mein Leben betteln, Weldon, falls Sie sich das erhoffen. Ich könnte Ihnen eine Teilhaberschaft anbieten, aber ich bin nicht gerade in der richtigen Position dazu, nicht wahr?«
Sie war großartig, bewundernswert intelligent und durch und durch tapfer – und tödlicher als eine Kobra. Das durfte ich nicht vergessen.
»In den Käfig«, sagte ich. »Ich habe ein paar Freunde in der Zukunft, die mit Ihnen bestimmte Dinge vorhaben. Ich werde Ihnen nicht verraten, was; schließlich haben auch Sie mir nicht verraten, was ich durchzumachen hatte, oder? Grüßen Sie meine Freunde von mir. Wenn ich es einrichten kann, dann werde ich sie besuchen – und auch Sie.«
Sie betrat zaghaft den Käfig. Es wäre schön gewesen, diese wundervollen Lippen zum Abschied zu küssen. Einen ganzen Monat hatte ich von ihnen geträumt, mich nach ihnen gesehnt und sie gleichzeitig verabscheut.
Es wäre dasselbe gewesen, als wenn ich eine Giftschlange geküßt hätte. Ich wußte es, und ich konzentrierte mich auf das Schließen der Käfigtür.
»Sie würden gern reich sein, nicht wahr, Weldon?« sagte sie durch das Drahtgeflecht.
»Wenn ich will, kann ich das sein«, sagte ich. »Ich habe die Maschine. Ich könnte Leute in die Vergangenheit und Zukunft senden und mir eine Menge Geld machen. Nur würde ich ihnen etwas zu essen mitgeben. Ich wurde sie nicht kaltblütig in ihr Verderben schicken, nur um mein Geheimnis zu bewahren. Sonst noch was?«
»Sie möchten mich haben«, sagte sie.
Ich widersprach nicht.
»Sie könnten mich haben.«
»Gerade lange genug, um meine Kehle durchgeschnitten oder mein Hirn ausgeblasen zu bekommen, wie? Zu einem solchen Preis kann ich darauf verzichten.«
Ich riß den Hebel herunter.
Der Drahtkäfig vibrierte und verschwand. Ihr Blut war noch auf dem Boden, aber sie war jetzt in der Zukunft, von der ich gerade gekommen war.
Die Reaktion setzte ein. Ich war dem Hungertod und ihrer Pistole entronnen, aber ich war kein Held, und das plötzliche Nachlassen der Spannung ließ mich schwindeln.
Ich bebte am ganzen Leib, während ich durch das große, leere Haus stolperte und endlich ein Telefon fand.
LOU Pape war so schnell da, daß ich mich noch nicht ganz beruhigt hatte, trotz einer Flasche Brandy, die ich mir aus einer Anrichte geholt hatte. Vielleicht war es auch wegen des Datums auf dem Etikett – 1763 –, das mir von neuem eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
Lous besorgter Gesichtsausdruck verschwand, als er sah, daß mir anscheinend nichts passiert war, kehrte jedoch zurück, als ich ihm meine Erlebnisse des letzten Monats berichtete. Natürlich glaubte er mir kein Wort. Im Grunde hatte ich es auch nicht erwartet.
»Wenn ich dich nicht kennen würde, Mark«, sagte er und schüttelte unglücklich seinen dunklen Kopf, »dann würde ich dich umgehend ins Bellevue zur Beobachtung einliefern lassen. Vielleicht sollte ich das auf alle Fälle tun.«
»Na, schön, sehen wir mal nach, ob wir Beweise finden«, schlug ich erschöpft vor. »Nach dem zu schließen, was mir erzählt wurde, müßte es eine Menge geben.«
Wir durchsuchten das Haus bis zum Keller, wo Lou sich mit offenem Mund umsah.
»Jesus!« keuchte er. »Der Anbau zum Metropolitan Museum!«
Der Keller hatte denselben Umfang wie das Haus und war ungefähr doppelt so hoch wie ein normales Zimmer, und der ganze glitzernde Raum war vollgestopft mit Gemälden in prunkvollen, schweren Rahmen, mit Statuetten, Büchern, Manuskripten, Trinkgefäßen und Schüsseln und Schmuckgegenständen aus Gold und Juwelen, großen Gemmen und
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