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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ich es dir gesagt habe. Du rennst hier hierum wie ein Tollwütiger, nur weil ein kleines Mädchen ein Geheimnis hat.«
    »Ein schönes Geheimnis!« schrie ich. »Ist dir noch nie die Idee gekommen, daß es gefährlich sein könnte? Diese Biester sind geschlechtlich überreizt und…« Ich stockte und verfiel in ein verlegenes Schweigen, während sie mich mit dem niederträchtigsten Lächeln seit den Tagen der Malatestas bedachte.
    »Wie kommt es, daß jetzt ausgerechnet du den Palasteunuchen spielst? Das sind süße, liebenswerte kleine Geschöpfe ohne einen einzigen bösen Gedanken unter ihrem Pelzschopf. Aber glaube nur nicht, daß ich nicht weiß, was hier vor sich geht. Du selber hast sie geschaffen. Wenn sie also irgendwelche schmutzigen Gedanken haben sollten, dann weiß ich, wo die herstammen.«
    Ich stürmte aus dem Haus. Ich holte den Jeep aus dem Hof und preschte durch den Wald.
    Ich traf den Häuptling im Hause an. Er saß faul an den Baum gelehnt, in dessen Ästen seine Hütte stand. Vor ihm brannte ein kleines Feuer, und eine seiner Frauen briet einen Sperling. Er begrüßte mich in der Volplasprache.
    »Weißt du eigentlich«, platzte ich ärgerlich heraus, »daß zwei deiner Volplas sich momentan im Zimmer meiner Tochter aufhalten?«
    »Aber gewiß«, antwortete er mir gelassen. »Sie gehen dort jeden Tag hin. War das unrecht von ihnen?«
    »Sie lehrt ihnen die Sprache der Menschen.«
    »Du hast uns gesagt, daß einige der Menschen vielleicht Feinde sein könnten. Wir möchten ihre Sprache lernen, um uns besser schützen zu können.«
    Er langte mit einer Hand hinter den Baum und zog – kaum wollte ich meinen Augen trauen – eine Nummer der San Francisco Chronicle aus ihrem Versteck. Er hielt sie mir entschuldigend entgegen. »Wir haben sie aus dem Briefkasten vor deinem Haus genommen.«
    Er breitete die Zeitung am Boden aus. Ich sah am Datum, daß es die gestrige Ausgabe war. Er sagte stolz: »Von den zweien, die dein Haus besuchen, habe ich die Menschensprache gelernt. Ich kann – wie die Menschen sagen – das meiste hiervon ,lesen'.«
    ICH stand stocksteif da und starrte ihn mit offenem Munde an. Wie konnte ich die Lage zu meinen Gunsten ändern, damit der Spaß mit den Volplas nicht ins Wasser fiel? Klang es wahrscheinlich, daß die Volplas, indem sie die Menschen aus der Ferne beobachteten und belauschten, ihre Sprache hätten lernen können? Oder hatte sie ihnen ein menschlicher Freund beigebracht?
    Das war es – ich mußte eben auf meine Anonymität verzichten. Meine Familie und ich hatten auf unserer Ranch eine Volplafamilie gefunden und ihnen Englisch gelehrt. Das klang einleuchtend. Schließlich war es ja auch die Wahrheit.
    Der Volpla deutete mit seinem langen dünnen Arm auf die Zeitung.
    »Die Menschen sind gefährlich. Sie werden mit ihren Gewehren nach uns schießen, wenn wir hier weggehen.«
    Ich beeilte mich, ihm das auszureden. »Nichts dergleichen wird geschehen. Wenn die Menschen euch erst einmal kennengelernt haben, werden sie euch in Ruhe lassen.« Ich sagte das mit Nachdruck in der Stimme, aber zum ersten Male kam mir der Gedanke, daß es möglicherweise für die Volplas gar nicht so spaßig sein würde, wie ich es mir vorgestellt hatte. Trotzdem fuhr ich fort: »Du mußt die einzelnen Familien unverzüglich über das Land verteilen. Du bleibst mit deiner Familie hier, damit wir in Verbindung bleiben können, aber die anderen Familien mußt du wegschicken.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir können hier nicht weg. Im Walde sind wir sicher. Die Menschen würden nach uns schießen.«
    Dann stand er auf und schaute mich prüfend mit seinen großen Augen an. »Vielleicht bist du gar kein guter Freund. Vielleicht hast da uns belogen. Warum willst du, daß wir unser sicheres Versteck verlassen?«
    »Ihr werdet glücklicher sein. Ihr werdet mehr Wild finden.«
    »Wir werden Menschen finden. Einer hat schon nach uns geschossen. Wir haben ihm vergeben und sind jetzt Freunde. Aber einer von uns ist tot.«
    »Ihr habt noch einen anderen Menschen zum Freund?« fragte ich wie vor den Kopf geschlagen.
    Er nickte und zeigte das Tal entlang. »Er ist dort oben bei einer anderen Familie.«
    »Gehen wir hin.«
    Er hatte den Vorteil, gelegentlich ein paar Meter im Geleitflug zurücklegen zu können. Trotzdem konnte der Häuptling nicht mit mir Schritt halten. Halb laufend, halb rennend legte ich die Strecke zurück und hatte bald einen beträchtlichen Vorsprung gewonnen. Mein keuchender Atem

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