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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ich unwillkürlich meine Hand ausstreckte und ihm beruhigend über den Kopf strich.
    Wir beide hörten flatternde Flügelschläge über unseren Köpfen. Zwei Tauben flogen über den Bach und landeten in einem Eichenbaum auf dem jenseitigen Hügel.
    Ich zeigte mit dem Finger. »Dort ist eure Nahrung, wenn ihr sie zu fangen vermögt.«
    Er schaute mich fragend an. »Wie?«
    »Ich glaube nicht, daß du sie auf dem Baum, fangen kannst. Du mußt versuchen, über sie zu kommen und sie zu erhaschen, wenn sie wegfliegen wollen. Glaubst du, daß du so hoch steigen kannst?«
    Er schaute sich langsam um und prüfte den Wind, der in den Zweigen der Bäume spielte und in dem Gras der Hügel wühlte. Er machte den Eindruck, als wäre er schon tausend Jahre geflogen und könnte aus einem reichen Schatz von Erfahrungen schöpfen. »Ich kann hinauf. Ich kann mich auch eine Weile oben halten. Wie lange werden sie in dem Baum bleiben?«
    »Vermutlich nicht lange. Behalte den Baum im Auge, für den Fall, daß sie wegfliegen, während du noch Höhe gewinnst.«
    ER rannte auf eine nahestehende Eiche zu und kletterte hoch. Oben angekommen, warf er sich in die Luft und erwischte einen warmen Aufwind an der Hügelseite. Fast augenblicklich stand er schon sechzig Meter hoch. Er begann zu kreuzen und sich in unsere Richtung vorzuarbeiten.
    Die zwei Mädchen beobachteten ihn aufmerksam. Sie kamen zu mir herüber, wobei sie ab und zu stehen blieben und zu ihm hinaufschauten. Als sie dann neben mir standen, waren sie mucksmäuschenstill. Sie beschatteten ihre Augen mit ihren kleinen Händen und folgten ihm mit ihren Blicken, als er in fast siebzig Meter Höhe über unseren Köpfen vorbeizog. Eines der Mädchen streckte ihre Hand aus und packte mich am Ärmel, ohne allerdings ein einziges Mal die Augen von ihm abzuwenden.
    Er überquerte den Bach und hing dann bewegungslos über dem Kamm des Hügels, der die Eiche mit den Tauben trug. Ich konnte ihr Gurren hören. Dann fiel mir ein, daß sie möglicherweise die Sicherheit ihres Baumes nicht aufgeben würden, solange die raubvogelhafte Silhouette des Volplas den Himmel verdunkelte.
    Ich löste die Hand des Mädchens von meinem Ärmel und sagte zu ihr, wobei ich meine Worte mit Gesten unterstrich: »Er will einen Vogel fangen. Der Vogel ist in jenem Baum. Du kannst den Vogel aufscheuchen, so daß er ihn fangen kann. Schau her.« Ich stand auf und suchte mir einen Stecken. »Kannst du das machen?«
    Ich warf den Holzknüppel in einen Baum. Dann suchte ich ihr einen anderen Stecken. Sie warf ihn geschickter, als ich erwartet hatte.
    »Gut, meine kleine Hübsche. Jetzt lauf über den Bach zu dem Baum dort und wirf einen Stecken hoch.«
    Sie kletterte den Baum hoch, der neben uns stand, glitt im Gleitflug über den Bach und ließ sich dann den Hügel hinauftragen bis in den Baum, wo die Tauben saßen.
    Die Vögel flatterten auf und stiegen mit kräftigen Flügelschlägen nach oben.
    Ich schaute zurück, ebenso das Mädchen, das noch an meiner Seite stand. Das Männchen in der Luft faltete seine Flughäute zusammen und ließ sich fallen. Er wurde zu einem goldenen Blitz, der über den Himmel zuckte.
    Die Tauben hatten die Drohung entdeckt. Sie stiegen nicht mehr, sondern versuchten zu flüchten. Ich sah, wie sich eine der Flughäute des Volplas ein wenig öffnete. Er schwenkte in die neue Richtung ein und stürzte wie ein Pfeil nach unten.
    Die Tauben teilten sich und begannen im Zickzack das Tal entlang zu fliegen. Der Volpla tat etwas, was ich nicht erwartet hatte – er öffnete seine Flügel und schoß unter dem einen seiner Opfer hindurch und vor ihm wieder nach oben.
    Seine Flughäute schlossen sich einen Augenblick, und als sie sich wieder öffneten, fiel die Taube wie ein Stein zu Boden.
    Der Volpla landete daneben.
    Das Volplamädchen neben mir hüpfte von einem Fuß auf den anderen und stieß dabei schrille Freudenschreie aus. Das zweite Mädchen, das die Vögel aufgescheucht hatte, kam im Gleitflug zu uns herüber und jabberte ebenfalls aufgeregt.
     

     
    SIE bereiteten ihm den Empfang eines Helden. Er war gezwungen, zu uns zurückzulaufen – für einen Flug war eine solche Last zu schwer. Die Mädchen flogen ihm entgegen. Ihre verschwenderischen Gunstbezeigungen hielten ihn etwas auf, aber schließlich trat er doch zu mir wie jeder andere erfolgreiche Jäger.
    Sie waren ganz außer sich über den Vogel. Sie untersuchten ihn mit spitzen Fingern, bewunderten seine Federn und tanzten um ihn

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