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Galaxis Science Fiction Bd. 13

Galaxis Science Fiction Bd. 13

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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obwohl das nicht mehr zu ihrem Aufgabenbereich gehörte als Tanzen zu dem seinen.
    ANGEREGT durch das menschliche Beispiel hatten sie im Laufe der Zeit die Stellung von Mann und Frau angenommen – er brüstete sich manchmal, älter und erfahrener zu sein, sie wies dann listig darauf hin, daß das ihn nicht notwendigerweise auch klüger machen würde. Er hatte – seit dem Tode des letzten erwachsenen Menschen – mehr daran gedacht, die Kinder glücklich zu machen – sie dagegen, Paul und Helen vor Schaden zu bewahren.
    Und wie eine Frau, die genau weiß, daß sie intelligenter ist als ihr Mann, versuchte sie diese Intelligenz dazu zu benutzen, indem sie ihm gegenüber nicht allzu offen demonstrierte. Aber jetzt glaubte sie, daß sie sprechen mußte.
    »Wenn ihnen jemals etwas widerfährt, dann sind wir allein. Ich glaube nicht, daß du dir richtig klar darüber bist, wie empfindlich und verletzbar Menschenkinder sind!«
    »Natürlich bin ich mir klar darüber, Em.«
    »Und nicht nur körperlich«, fuhr sie unbeirrt fort, als hätte sie seinen Einwurf gar nicht gehört. »Du mußt bei der Auswahl der Geschichten, die du ihnen vorliest, mehr vorsichtig sein.«
    »Was hab ich denn nun schon wieder getan?«
    »Lies ihnen keine Geschichten vor von Kindern, die Sachen besitzen, die sie niemals selbst haben können. Bleib bei Märchen.«
    »Aber es gibt nicht so viele Märchen. Und sie kennen sie inzwischen alle auswendig. Aber auch so, die Menschen würden bestimmt nicht diese Bücher für ihre Kinder mitgenommen haben, wenn sie schädlich wären, oder?«
    »Oh, oh, oh! Manchmal frage ich mich, ob auch nur ein Fünkchen Verstand in deinem großen Quadratschädel ist. Siehst du denn nicht ein, daß das nichts ausmachen würde, wenn sie ihre eigenen Väter und Mütter hätten, die ihnen diese Geschichten erzählen?«
    »Natürlich sehe ich das ein. Ich habe nur nicht gedacht, daß…«
    »Nun, dann denke!« sagte sie scharf.
    Er senkte den Blick. »Ich denke gerade«, sagte er nach einer Pause. Dann schaute er auf und sagte: »Ich denke zum Beispiel, daß in nicht allzu langer Zeit wir es ihnen sagen müssen. Die Wahrheit, meine ich.«
    »Warum sagst du das gerade jetzt?« fragte sie voll plötzlicher Furcht.
    »Ach, so Sachen, die sie manchmal sagen. Die Art und Weise, wie sie mich über die große Tür ausfragen, wie sie manchmal zu ihr hinschauen. Kleinigkeiten dieser Art.«
    »Ich weiß«, sagte Em schließlich, »aber ich fürchte mich. Ich fürchte mich davor, wie sie es aufnehmen werden, wie das Wissen sie verändern könnte.«
    Sie schwiegen beide lange Minuten. Dann sagte Jot: »Können wir nicht ein Märchen erfinden? Ein großes langes Märchen über das alles, so daß wir ihnen niemals die Wahrheit sagen brauchen?«
    Em legte ihre metallene Hand auf die seine. »Lieber Jot, kannst du selbst ein ganz kleines Märchen erfinden?«
    Er schüttelte dumpf seinen Kopf.
    »Und ich auch nicht«, sagte sie. »Und selbst wenn wir es könnten, dann würde es nicht viel nützen. Es wäre nur eine große Ausrede, statt der vielen kleinen, zu denen wir jetzt unsere Zuflucht nehmen. Und, wie dem auch sei, in zwei oder drei Jahren sind sie groß genug, um die große Tür alleine aufzubekommen. Und wir werden es nicht verhindern können. Bis dahin müssen sie Bescheid wissen. Sie sollten inzwischen soviel von den kleinen Wahrheiten erfahren, daß ihnen dann die große Wahrheit keinen zu mächtigen Schock versetzt.«
    »Na, ich für meinen Teil«, sagte Jot, »kann nicht einsehen, wie das sie darauf vorbereiten soll, wenn sie lernen müssen, daß Hund H-U-N-D geschrieben wird oder daß zwei Bolzen und zwei Bolzen vier Bolzen machen.«
    »Natürlich kannst du das nicht«, sagte sie, und ihr Ton wurde wieder schärfer. Weil sie wußte, daß er, in seiner einfachen direkten Art, der Wahrheit näher gekommen war, als sie zugeben mochte. »Es geht darum, ihren Verstand zu entwickeln, ihn zu disziplinieren, ihn vorzubereiten.«
    »Es war nur so ein Gedanke«, sagte Jot hastig. »Du weißt ja am besten, was für sie richtig ist, Em.«
    ABER auch Em mußte allmählich einsehen, daß man nicht die kleinen Wahrheiten lehren konnte, wenn man die ganze Zeit über der einen großen auswich. Denn die wachsende Verwirrung der Kinder lahmte ihren Lerneifer.
    Sie mühten sich immer noch mit den Aufgaben ab, die der Lehrplan eigentlich für Fünfjährige vorsah. In den langen Stunden, während die Kinder schliefen, studierte Em die

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