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Galaxis Science Fiction Bd. 13

Galaxis Science Fiction Bd. 13

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Lehrhandbücher und versuchte sich selbst als Lehrer zu vervollkommnen, versuchte herauszufinden, wo sie Fehler begangen hatte.
    Der Verstand der Kinder war scharf genug. Die Zahl ihrer Fragen wurde nicht geringer. Aber sie wurden spitzfindiger, wurden überraschender gestellt, immer mit dem Versuch, durch das engmaschige Netz von Ausflüchten durchzubrechen, hinter dem ihre Lehrer die Wahrheit verbargen. Und es wurde Em immer klarer, daß jede neue Ausflucht einen Schritt rückwärts bedeutete.
    Sie versuchte ihre Fragen mit sinnlosen vielsilbigen Wörtern zu beantworten und ihnen, wenn sie eine Erklärung der Wörter verlangten, zu sagen, daß es keine einfachere Möglichkeit gab, die Antwort zu formulieren, und daß sie nur durch Lernen fähig sein würden, zu verstehen. Diesen Trick gab sie schnell wieder auf, denn es dauerte nicht lange, und sie vermochten ihn zu durchschauen. Sie konnte es an dem Ausdruck erkennen, der in ihre Gesichter kam – diesen jetzt vertrauten Blick verletzten Mißtrauens.
    Die Krisis kam, als Paul eine Frage stellte, der sie einfach nicht ausweichen konnte. Es war eine Frage, die früher oder später jedes Kind seiner Mutter stellt, aber Em wußte das nicht. Ihre Überraschung und Verlegenheit, als er sie plötzlich in der Mitte einer sich endlos dahinziehenden Rechenstunde fragte: ,,Em, wo komme ich her?«, war nicht von der Art, die eine schlecht-vorbereitete Mutter empfinden mochte. Aber es war trotzdem Verlegenheit.
    Ihr erster Impuls ging dahin, sich um die Antwort zu drücken,
     



 
    indem sie ihm sagen wollte, er solle nicht während des Unterrichts Fragen allgemeiner Natur stellen. Aber ein Blick in sein ängstliches kleines Gesicht genügte, um sie umzustimmen.
    Und sie war sich auch Helens Blick bewußt, der erwartungsvoll auf ihr ruhte. Ein halbes Lächeln lag um ihren Mund, doch der Rest ihres Gesichtes war gespannt, verstockt – und ja, anklagend.
    »Nun«, sagte sie. »Nun ja…«Jot stand daneben, und sie schaute ihn hilfesuchend an, obgleich sie wußte, daß er ihr nicht helfen konnte. Die ratlose Handbewegung, mit der er ihren fragenden Blick beantwortete, war völlig überflüssig.
    »Helen sagt«, fuhr Paul fort, »daß eine große Maschine uns gemacht hat. Sie sagt, daß sie sie manchmal klopfen hören kann. Sie sagt, wenn sie klopft, dann macht sie Babies.«
    Oh nein, dachte Em. Nicht das. Das war nicht recht. So etwas durften sie einfach nicht denken. Maschinen waren nicht die Meister. Maschinen wurden von Menschen gemacht. Eine Maschine konnte nie einen Menschen machen. Aber konnte man erwarten, daß sie etwas anderes dachten. War es nicht ganz natürlich, wenn sie keine anderen Menschen kannten, wenn zwei Maschinen ihr Leben kontrollierten?
    »Glaubst du das wirklich, Helen?« fragte sie. Aber Helen schlug nur wortlos die Augen nieder.
    »Und du, Paul, glaubst du das?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Hast du jemals die Maschine gehört, Paul?«
    Helen mischte sich ein. »Ich hör' sie nicht, ich fühl' sie. Ich fühl' sie, wie sie klopf, klopf, klopf macht.« Sie brach unvermittelt ab und schaute wieder zu Boden.
    »Aber ihr beiden wißt doch, daß es nur die Maschinen sind, die uns unsere Luft und das Licht und alles andere geben. Sie sind ganz tief unten vergraben. Sie arbeiten und arbeiten wie alle guten Maschinen.«
    »Dann, wenn die Maschinen uns nicht gemacht haben«, sagte Paul, »wo sind wir dann hergekommen?
    Wir müssen doch von irgendwo gekommen sein? Irgendwo, wo es Bäume gibt und Hunde – und andere Jungen und Mädchen.« Seine piepsende kleine Stimme wurde lauter. »Warum dürfen wir nicht zu ihnen? Warum hältst du uns vor Ihnen eingesperrt?« »Was?« sagte sie erschrocken. Wie konnte sie ihnen die Wahrheit sagen, wenn es das war, was sie dachten?
    »Warum dürfen wir nie zu ihnen hin und mit ihnen in den Bäumen spielen? Warum hältst du die ganze Zeit die große Tür zugesperrt?« Seine Augen füllten sich mit Tränen, aber er weinte nicht. Es war dieser Umstand, daß er nicht laut aufweinte, der Em mehr als alles andere zu einem Entschluß kommen ließ.
    »Ich werde es euch sagen«, sagte sie. Sie schaute Jot einen langen Augenblick an. Er nickte ihr zu, sehr langsam. Selbst Jot sah ein, daß sie nun die Wahrheit nicht länger verbergen konnten.
    DIE Augen der Kinder wurden groß. Sie schauten einander an und dann zurück auf Em.
    »Bevor ich anfange«, sagte sie, »müßt ihr mir versprechen, tapfer zu sein. Ihr werdet Dinge hören, die ihr

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