Galaxis Science Fiction Bd. 13
Maat in dem Säureozean auf Alkestis elend zugrunde ging und sein zweiter Maat an der furchtbaren Fäulniskrankheit starb, hatte Wyatt ein nicht begreifbares Wirken einer höheren Ordnung dahinter gesehen; und jedesmal, wenn ein anderer Mann aus keinem erkennbaren Grunde sterben mußte auf luftlosen, bösartigen, nutzlosen Planeten, war ihm die Bedeutung der Dinge klarer und klarer geworden, und jetzt, dem Ende seines Lebens zu, kam Wyatt der Wahrheit immer näher, die letzten Endes vielleicht besagte, daß im Grunde nichts von Bedeutung war.
Besonders jetzt zu diesem Zeitpunkt in seinem langen Leben hatten die Dinge ihre Bedeutung verloren. So vieles war geschehen, so vieles war ihm begegnet, daß er die Fähigkeit verloren hatte, den Dingen noch länger Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen noch länger Bedeutung zuzumessen. Er war nicht mehr jung und tatenfroh wie früher; er hatte nur noch eine Sehnsucht: auszuruhen, und an der Brust dieses Mädchens hatte er die Erfüllung seines Lebens gefunden, und dieses Mädchen war alles, was er brauchte und was ihn noch anrühren konnte.
Doch Beauclaire wollte ihn nicht verstehen, konnte ihn vielleicht nicht verstehen. Es schien ihm, daß hier auf diesem Planeten ein großes Unrecht geschah, und je eingehender er darüber nachdachte, desto ärgerlicher und verwirrter wurde er. Er verließ das Schiff und betrachtete die furchtbare Wunde, die der Meteor dem Planeten geschlagen halte, und gedachte all der Schönheit und Lieblichkeit, die dabei hatte sterben müssen, und am Ende verfluchte er die Natur der Dinge, so wie Wyatt es vor vielen Jahren getan hatte. Und dann fuhr er fort mit seiner Übersetzung, des Buches. Schließlich gelangte er, innerlich immer noch hadernd, zu dem letzten Kapitel, das er wieder und wieder las. Als die Sonne zu einem neuen Morgen aufging, kehrte er zurück zum Schiff.
»Sie haben hier einmal einen Mann gehabt«, sagte er zu Wyatt, »der den Vergleich mit den besten Dichtern aushalten kann. Er schrieb ein Buch, das die Bibel dieser Leute ist. An manchen Stellen ähnelt es sogar unserer Bibel, aber meistens ist es das Gegenteil davon. Es predigt, daß der Mensch nichts und niemand verehren soll. Möchten Sie ein paar Stellen daraus hören?«
Wyatt konnte nicht anders, er mußte wohl oder übel zuhören, aber Beauclaire tat ihm leid, weil er sich noch so nahe dem Anfang seines langen Weges befand. Seine Gedanken waren bei Donna, die allein in den Wald gegangen war, um sich von ihrer Welt zu verabschieden. Bald würde er gehen und sie zurückholen. Vielleicht würde sie ein wenig weinen, aber sie würde kommen. Sie würde mit ihm kommen, wohin er auch immer gehen würde.
»Ich habe es so gut übersetzt wie ich nur konnte«, sagte Beauclaire mit belegter .Stimme, »aber vergessen Sie eines nicht. Dieser Mann konnte schreiben. Er war Shakespeare und Voltaire und all die anderen, alles in einer Person. Er verstand es, seinen Lesern Stimmung zu vermitteln. Ich werde das nie werkgerecht übersetzen können, und wenn ich mich auch mein ganzes Leben lang abmühe, aber hören Sie zu und versuchen Sie zu verstehen, was er meine. Ich habe die Sprache der Kirchenväter verwendet, weil sie seinem Stil noch am ehesten gerecht wird.«
»Also los«, sagte Wyatt.
BEAUCLAIRE wartete einen langen Augenblick. Das Ganze ging ihm sehr nahe. Als er anfing zu lesen, war seine Stimme warm und volltönend, und etwas von dem, was er fühlte, schwang darin mit. Während Wyatt zuhörte, merkte er, wie er langsam von dem Gehörten gepackt wurde, und dann spürte er, wie die letzten Spuren seiner Müdigkeit und seiner Trauer von ihm abfielen.
Er nickte lächelnd. Dies sind die Worte, die Beauclaire in dem Buch gefunden hatte:
Erhebe dich mit einem Lächeln und wandle mit mir. Erhebe dich in dem Panzer deines Leibes, und alles, was geschieht, soll deine Angst von dir nehmen. Wandle auf den gelben Hügeln, denn sie sind dein. Wandle im grünen Gras und lasse deine Füße einsinken in die weiche Erde, denn am Ende, wenn all dein Trachten dir zuschanden geriet, wird diese gleiche Erde dein Tröster sein, wird diese gleiche Erde dich aufnehmen, und in deinem dunklen Bette sollst du den Frieden finden, der dir gebührt. Höre meine Stimme in deinem Panzer. Höre mich in dem Panzer deines Leibes. Was auch immer du tun magst, dein Freund und dein Bruder, dein Weib und dein Kind werden dich verraten. Was auch immer du säen magst, das Unkraut und die Winde, der Regen und die Hitze
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