Galaxis Science Fiction Bd. 13
aus mehreren Wunden blutend – in einer Spalte zwischen zwei Felsen. Er kniete nieder und nahm sie in seine Arme. Behutsam und vorsichtig, durch die Nacht und die Feuer und an den Toten vorbei, trug er sie zurück zum Schiff.
FÜR Beauclaire war alles erschreckend klar geworden. Er sprach mit den Leuten und begann zu verstehen. Die Meteore waren gefallen vom Anbeginn aller Zeiten an, so sagten die Leute. Vielleicht war die große Staubwolke daran schuld, durch die der Planet seine Bahn zog, vielleicht lag es daran, daß dieses Sonnensystem nicht immer nur einen einzigen Planeten besessen hatte – eine Anzahl anderer durch unbekannte Gravitationskräfte auseinandergerissener und zerstörter Planeten würde Meteore für eine lange, lange Zeit liefern. Und da die Luft dieses Planeten dünn war, bot sie nicht soviel Schutz wie die Atmosphäre der Erde. So fielen die Meteore Jahr für Jahr. An Orten, die man nicht vorherbestimmen konnte, zu Zeitpunkten, die man nicht ahnen konnte, fielen die Meteore wie steinerne Geschosse von der Hand eines zürnenden Gottes geschleudert, und so waren sie gefallen, soweit man zurückdenken konnte. So erzählten es die Leute, mit gleichgültiger Stimme und völlig ungerührt.
Das war der Hinweis, den Beauclaire noch benötigte. So bestürzt und erschüttert er auch war, so war Beauclaire doch ein Mann, der hinter allen Erscheinungen nach der Ursache suchen mußte. Und so ging er auch dieser Sache bis zum Ende nach.
In der Zwischenzeit pflegte Wyatt das Mädchen. Sie war nicht sehr schwer verletzt und genas schnell. Aber ihre Familie und ihre Freunde waren wohl alle tot, und so gab es für sie keinen Grund, das Schiff zu verlassen.
Langsam lernte auch Wyatt die Sprache. Der Name des Mädchens klang in der Übersetzung lächerlich, und so nannte er sie Donna, was ähnlich wie ihr richtiger Name klang. Wie der Rest ihres Volkes kümmerte auch sie sich nicht um die Meteore oder um die Toten. Sie besaß, im Gegenteil, ein außergewöhnlich heiteres Wesen. Ihre Gesichtszüge waren klassisch zu nennen, ihre Wangen glatt und lächelnd, ihre Zähne vollkommen. In dem Spiegel ihrer Fröhlichkeit und ihrer Schönheit sah Wyatt jeden Tag aufs neue, was er an jenem Tag, an dem die Meteore gefallen waren, erkannt hatte. Liebe war für ihn etwas völlig Neues und Unbekanntes. Er wußte auch nicht, ob er nun verliebt war oder nicht, aber das kümmerte ihn nicht weiter. Er wußte, daß er dieses Mädchen brauchte, daß sie für ihn sein Zuhause war, daß er bei ihr ausruhen und mit ihr reden konnte und ihr zusehen konnte, wenn sie schritt, und so zum ersten Male wirklich verstehen konnte, was Schönheit war. Und während dieser Tage im Schiff begann ein großer innerer Frieden sich auf ihn herabzusenken.
Als das Mädchen wieder wohlauf war, hatte Beauclaire das Buch schon halb übersetzt – jenes bibelähnliche Buch, das dieses Volk so hoch in Ehren zu halten schien. Je mehr er mit seiner Arbeit fortschritt, desto augenscheinlicher wurde der Wandel, den er durchmachte. Er verbrachte lange Zeiten allein unter dem sternenlosen Himmel, starrte hinauf zu dem weichschimmernden Licht, durch das sehr bald die Sterne durchbrechen würden. Er versuchte Wyatt zu erklären, was er empfand, aber Wyatt hatte keine Zeit für ihn.
»Aber Billy«, sagte Beauclaire erregt. »Sehen Sie denn nicht, was diese Leute durchmachen müssen? Sehen Sie denn nicht, wie sie leiden?«
Wyatt nickte, doch seine Augen ruhten auf dem Mädchen, das verträumt einem Tonband mit klassischer Musik lauschte.
»Sie leben in dauernder Erwartung«, sagte Beauclaire. »Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was diese Meteore sind. Sie wissen nicht, daß es im Universum noch andere Dinge gibt außer ihrem Planeten und ihrer Sonne. Sie glauben, das sei alles. Sie wissen nicht, warum sie leben, und nicht, warum es das alles gibt – und aus der Tatsache, daß die Meteore fallen, können sie nur einen einzigen Schluß ziehen.«
WYATT löste mit einem träumerischen Lächeln seinen Blick von dem Mädchen. All das berührte ihn nicht. Er hatte so oft der Ordnung und der Schönheit des Weltalls gegenübergestanden, dieser unglaublichen Vollkommenheit des Universums, daß es ihm wie Beauclaire ergangen war, daß er einfach an einen letzten Sinn, eine letzte Bedeutung aller Dinge glauben mußte. Als sein Vater auf Oberon an einem Insektenbiß gestorben war, hatte er an eine darunterliegende Absicht geglaubt und nach ihr gesucht. Als sein erster
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