Galaxy of Fear 1 - Lebendig begraben
Kribbeln breitete sich in ihr aus. Sie stellte sich vor, wie das Energiefeld größer wurde, wie es die schreienden Kreaturen weiter und weiter davontrieb. Und während sie das tat, verwandelte sich das Kribbeln in einen starken elektrischen Strom, der sie vom Scheitel bis in die Zehenspitzen durchfloß. Einen Augenblick lang spürte sie, wie sie sich mit etwas verband, das größer war als sie selbst, größer sogar als der Planet, auf dem sie stand.
Dann begann der Boden zu beben.
Zunächst war es nur ein leichtes Grummeln. Direkt unter ihren Füßen nahm es seinen Ausgang. Sekunden später wurde aus dem Grummeln ein Dröhnen, und das Zittern verstärkte sich zu einem ausgewachsenen Erdbeben. Die Enzeen schrien überrascht auf. Bäume ächzten, einige brachen und krachten zu Boden. Tash wurde umgeworfen und mußte husten, als das Erdbeben Staub und trockenes Laub aufwirbelte. Die Sonne war nicht mehr zu sehen, als sich der Himmel verdunkelte. Irgendwo in der Ferne hörte Tash den lautesten Krach, der je an ihre Ohren gedrungen war, als würden zwei Berge zusammenprallen. Die donnernde Explosion schien gleichzeitig über und unter ihr stattzufinden. Später, als sie an diesen Augenblick zurückdachte, glaubte Tash, daß es so klingen müsse, wenn ein Planet sprechen könnte.
Das Erdbeben war schneller vorbei, als es begonnen hatte. Es gab einen letzten Knall, der an einen Riesen erinnerte, welcher eine Tür zuschlug, und dann hörte der fürchterliche Lärm schlagartig auf. Die Äste der Bäume zitterten noch einige Sekunden lang. Schließlich herrschte Stille. Nur die Dunkelheit blieb. Innerhalb weniger Augenblicke schien aus dem Vormittag früher Abend geworden zu sein. Man mochte meinen, das Beben habe den Planeten in seiner Drehung näher an die Nacht herangetrieben.
War ich das? fragte sie sich voller Ehrfurcht.
Das Erdbeben hatte die Enzeen genauso überrascht wie Tash. Auch sie lagen am Boden. Tash witterte ihre Chance.
Sie lief los.
Diesmal blickte sie nicht zurück. Sie rannte, so schnell ihre Füße sie trugen, achtete nicht auf Zweige und Äste, die über ihre Haut peitschten. Falls sie nur das Städtchen erreichte, würden Hoole und die Siedler ihr helfen.
Tash hörte keine Schritte hinter sich. Die Enzeen waren von dem Beben zu erschüttert, um sie weiter zu verfolgen. Tash wußte nicht, wie lange das so bleiben würde, deshalb rannte sie unentwegt weiter. Erst wenn sie sich in Sicherheit befände, würde sie stehenbleiben.
Durch die Bäume sah sie schon die Gebäude. Ihr Herz hüpfte vor Freude! Sie würde es schaffen! Gleich hätte sie es hinter sich!
Und Tash brach zwischen den Bäumen hervor und rief: „Onkel Hoole, Onkel Hoole! Zak! Hallo, ist da irgendwer?“
Sie bekam keine Antwort.
Wieder und wieder rief sie nach ihnen, rannte von Tür zu Tür. Sie lief die Hauptstraße hinunter, dann zum Raumhafen. Und endlich kam sie zum Bleibt-doch.
Aber die Stadt war wie ausgestorben.
* 13 *
Sie war allein.
Auf unbegreifliche Weise waren alle Personen der Stadt verschwunden. Onkel Hoole war weg. Zak war weg. Selbst Deevee war weg. Tashs schlimmster Alptraum war Wirklichkeit geworden. Sie war einsam und verlassen.
Die Enzeen würden sie bald finden, das wußte sie. Nur machte ihr das jetzt nichts mehr aus. Ihre gesamte Familie war verschwunden. Ihre Eltern waren bei der Zerstörung von Alderaan getötet worden. Und jetzt waren auch Hoole und Zak verschwunden, und nicht nur sie, sondern eine ganze Ortschaft voller Siedler.
Und dann traf sie mit voller Wucht ein noch entsetzlicherer Gedanke: Hatte sie das verursacht?
Sie hatte versucht, die Macht zu rufen. Statt dessen war ein Erdbeben ausgebrochen. Hatte dieses Beben die Siedler – und mit ihnen Hoole und Zak – verschluckt? Und hatte sie das Beben mit der Macht hervorgerufen?
Der Gedanke lastete mit dem Gewicht eines ganzen Planeten auf ihren Schultern.
Erschöpft und niedergeschlagen machte sich Tash zum Raumhafen auf. Alle Schiffe waren noch da. Niemand war gestartet. Verschwunden waren sie trotzdem.
Tash blieb vor der Lightrunner stehen. Kurz überlegte sie, ob sie mit dem Schiff davonfliegen und so vor den Enzeen fliehen sollte. Aber dazu war sie nicht in der Lage. Sie tat zwar immer so, als wäre sie eine Pilotin, doch ein Raumschiff konnte sie allein nicht steuern.
Als sie weiterging, stieß sie mit dem Fuß gegen ein flaches, anderthalb Meter langes Brett, das oben mit Klebestreifen und unten mit Triebwerksdüsen
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