Galaxy of Fear 4 - Die Alptraummaschine
näher.
Zwei Tage zuvor waren die Kinder auf dem Whaladon in die Bucht hinausgeschwommen, nachdem das Meerestier geduldig gewartet hatte, bis sie auf seinen Rücken geklettert waren.
Dieses Mal schien der Whaladon nicht so geduldig zu sein.
Der riesige Fisch schoß mit einem Schlag seiner mächtigen Schwanzflosse durch das Wasser – und hielt genau auf sie zu.
Tash verharrte. „Was hat er vor?“
Eine feine Linie teilte die Front des Whaladons; die Linie verwandelte sich in eine Öffnung, die Öffnung wuchs zu einem monströsen klaffenden Maul. Der Unterkiefer füllte sich mit brodelndem Meerwasser; der Oberkiefer wuchs zehn Meter über die Wasseroberfläche in den Himmel.
„Aufpassen!“ schrie Zak. Aber es war bereits zu spät.
Als die Kiefern zuschnappten, wurden sie in das Innere des gewaltigen Mauls gespült.
Der Whaladon hatte sie verschlungen.
* 12 *
Zak nahm nur Wasser und Dunkelheit und Hitze und Lärm wahr. Zuerst glaubte er, tot zu sein. Doch als das Donnergrollen anhielt und die Hitze ihn weiter wie ein titanischer nasser Mantel einhüllte, erkannte er, daß er noch am Leben war.
Im Innern des Whaladons.
Er lag auf etwas, das feucht war und dennoch fest, glitschig und dennoch sehr stark. Die schwammige Oberfläche zuckte, und Zak wurde in die heiße, dicke Luft geschleudert und landete mit einem feuchten Klatschen.
Ich liege auf der Zunge des Whaladons, dachte er. Ein Ekelschauer durchlief ihn.
Ein zaghafter Laut drang durch den Lärm im Leib des Seeungeheuers an sein Ohr. Das Geräusch kam wieder – „Zak!“ –, und er kroch darauf zu.
„Hier!“ rief er in die tiefe Finsternis.
Eine Hand griff nach dem Kragen seiner Tunika und zog ihn mit Leichtigkeit über die glitschige Zunge des Whaladons, bis er spürte, daß er neben seiner Schwester lag. Sie klammerte sich an etwas Festes, Rauhes, Spitzes.
„Bist du okay?“ rief Tash.
„Keine Ahnung“, entgegnete Zak. „Deevee?“
„Hier.“ Zwei fahle Lichter leuchteten auf: Deevees glühende Photorezeptoren. „Wir stecken im Schlund des Whaladons!" Unter ihnen schwoll die Zunge an und zog sich von den Zähnen des Tieres zurück. „Festhalten!“ warnte Deevee.
Zak fühlte, wie eine gewaltige Kraft an ihm zerrte und ihn auf den Rachen und damit auf den Magen der Kreatur zubewegte. Er klammerte sich so fest an einen Zahn, daß er spürte, wie seine Fingernägel hart über dessen Oberfläche kratzten. Gerade als er glaubte, sich keinen Augenblick länger halten zu können, rollte die Zunge wieder auf sie zu und Zak wurde gegen das Zahnfleisch des Seeungeheuers geworfen.
„Haltet euch gut fest!“ ermahnte sie Deevees Stimme aus der Dunkelheit. „Der Whaladon wird gleich noch einmal schlucken.“
„Ich halte das nicht aus!“ rief Tash. Panik vibrierte in ihrer Stimme, dasselbe Entsetzen, das Zak in seiner Brust wachsen fühlte. „Warum verschlingt er uns nicht einfach und macht ein Ende?“
„Tash!“ schrie Zak. „Gib nicht auf! Wir müssen einen Ausweg finden!“
„Warum?“ gab sie verzweifelt zurück. „Wozu soll das gut sein? Alles würde nur noch schlimmer.“
Zak machte sich große Sorgen. Es war nicht ihre Art, einfach aufzugeben. Ungeachtet der undurchdringlichen Hitze, der Dunkelheit und des Getöses in den Eingeweiden und den Lungen des Whaladons versuchte Zak, seine eigene Angst niederzukämpfen und einen klaren Gedanken zu fassen.
„Daran darfst du nicht denken, Tash“, begann er. „Das darfst du einfach nicht.“
„Was soll das schon ausmachen?“ antwortete sie schwach.
„Mir macht es was aus“, widersprach er. „Komm schon, Tash! Ich habe nur noch dich. Und du hast nur noch mich. Wir haben einander immer geholfen. Du darfst jetzt nicht aufgeben.“
„Aufpassen!“ rief Deevee.
Die riesige Zunge rollte abermals zurück. Zak umklammerte den massiven, glatten Zahn, um nicht in den Schlund des Monstrums gerissen zu werden. Er hörte Tash an seiner Seite schluchzen. Dann schrie sie auf – und war verschwunden.
„Tash!“ schrie Zak. „Bist du da?“
Keine Antwort.
„Tash!“
Durch den Lärm in den Eingeweiden des Whaladons vernahm Zak ein leises Stöhnen. Tash hatte den Halt verloren und lag irgendwo auf der riesigen Zunge des Ungetüms. Bei der nächsten Schluckbewegung des Whaladons würde sie für immer verloren sein.
Zak wollte seine sichere Position nicht aufgeben, aber ebensowenig wollte er seine Schwester verlieren. Er löste seinen Griff und ließ sich blind über die
Weitere Kostenlose Bücher