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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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Augen wurden untertassengroß, dann tellergroß. Dann trabte er ohne ein Wort davon.
    Das nutzte der Papagei, um auf die Rückenlehne des verlassenen Stuhls zu hüpfen und mich auf gleicher Augenhöhe zu mustern. »Und wer hat diesen Typen eingeladen?«, fragte er, jetzt nicht mehr im Seemannsjargon, sondern im Brooklyn-Akzent der Dodger-Ära.
    Obwohl ich vor Schreck fast erstickt wäre, schaffte ich es, in blasiertem Tonfall zu antworten: »Phluttr.«
    Der Papagei nickte.
    Ich zeigte auf den Tisch. »Deine Reservierung, vermute ich.«
    Wieder nickte der Papagei.
    »Und warum treffen wir uns hier?«
    »Wo sonst kann ein Typ wie ich Kontakt aufnehmen, ohne aufzufallen? Abgesehen von einer Zoohandlung.« Wie aufs Stichwort flog ein waldgrüner Sittich an uns vorbei und plapperte etwas von urbaner Kompostierung.
    Ich nickte geistesabwesend, als wäre das eine völlig offensichtliche Tatsache, an die man keinen weiteren Gedanken verschwenden musste. Aber ich war angestrengt damit beschäftigt, jedes Wort des Papageis zu analysieren. Zahllose eidesstattliche Aussagen hatten mich gelehrt, dass beiläufiges Geplauder eine wertvolle Quelle für nützliche Informationen sein konnte – und ich wollte so viel wie möglich über diesen Burschen in Erfahrung bringen.
    »Wie auch immer«, fuhr der Papagei fort und blickte sich nach beiden Seiten um, »ich schätze, so läuft es hier nun mal … auf dem reichsten Planeten des Universums.« Er kniff leicht die Augen zusammen, als er diese bizarre Bemerkung von sich gab, und er beobachtete mich aufmerksam. Da wurde mir klar, dass wir beide ein ähnliches Spiel spielten. Wahrscheinlich hatte er soeben etwas gesagt, das in seinen Kreisen völlig banal und offensichtlich war, um zu sehen, ob ich verwirrt oder überrascht reagierte (eine Technik, die auch ich häufig anwende). Wenn ich ein Niemand wäre, würde ich mit einer dämlichen und simplen Frage antworten. Aber wenn ich Bescheid wusste, hatte er vermutlich keine Tatsachen verraten, die mir nicht längst bekannt waren. Es war eine risikofreie Methode, um ein Gefühl zu bekommen, mit wem man es zu tun hatte.
    »Ich habe gehört, dass es das beste Restaurant auf dieser Seite der Townshend-Linie sein soll«, sagte ich wie ein Tourist, der einem anderen Touristen einen Tipp gab. Carly und Frampton hatten diesen Begriff benutzt, und mir schien er hier gut zu passen.
    Der Papagei öffnete den Schnabel, um etwas zu sagen, doch dann klappte er ihn wieder zu. Um ihn erneut zu öffnen. Hatte ich einen Volltreffer gelandet?
    »Aber warum hast du mich an diesem Abend hierherbestellt?«, fuhr ich fort, um ihn zu zwingen, das Gespräch fortzusetzen, bevor er mit einer gewieften Erwiderung kommen konnte.
    »Weil … ich alles über deinen außerirdischen Besucher weiß«, sagte er hinterlistig. »Und ich bin hier, um dir zu sagen, dass du in großer Gefahr schwebst.«
    Ha, ertappt! Er fischte im Trüben, und er hatte sich verraten, als er von einem Besucher und nicht von Besuchern gesprochen hatte. Er wusste nicht einmal, wie viele Personen mich besucht hatten, und erst recht nicht, wer sie wirklich waren. Aber er wollte, dass ich glaubte, er hätte sie ganz sicher als die Bösen identifiziert. Es wurde Zeit, in die Offensive zu gehen.
    »Du weißt gar nichts über meinen Besucher«, sagte ich und beugte mich zu ihm vor. »Warum rede ich also überhaupt mit dir? Sag mir, was du willst, oder dieses Gespräch ist beendet.«
    Der Papagei kniff die Augen zusammen und starrte mich an. Dann knurrte er schließlich: »Ooo-kay!«
    Ausgezeichnet, dachte ich. Wenn ich etwas von mei nem iPhone gelernt hatte, dann die Tatsache, dass zornige Vögel Fehler machen.
    »Ich bin hier, um … finanzielle Verluste einzugrenzen«, fuhr er fort. »Für mein Team.«
    »Natürlich. Und wie viel habt ihr verloren?«
    »Mehr als alle anderen.« Der Papagei hüpfte vom Stuhl auf den Tisch und kam ein paar Schritte auf mich zu. » Alle anderen.«
    Verdammt, er machte mit seinem Spiel weiter. Dieser dramatische Superlativ sollte mir eigentlich sagen, mit wem er zusammenarbeitete. Also konnte ich ihn nicht danach fragen, ohne meine Maske des gebildeten Alien-Kenners abzulegen. Aber er hatte mir einen kleinen Anhaltspunkt gegeben, indem er implizierte, dass auch viele andere Gruppen finanzielle Einbußen hinnehmen mussten.
    »Ach, heutzutage ist jeder etwas angeschlagen.« Ich zuckte mit den Schultern, als hätte er sich eigent lich längst damit abfinden müssen.

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