Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)
Autonomie primitiver Gesellschaften ist in jeglicher Hinsicht unantastbar, insbesondere in juristischer.«
»Großartig«, sagte ich. »Also sind sich alle darin einig, dass die Berner Konvention auf der Erde gültiges Recht ist. Und auf der anderen Seite verlangt die Doktrin der Einheimischen Künste von der Kultivierten Liga, die Gesetze, Bestimmungen und Normen der Menschheit zu respektieren, die in Bezug auf das künstlerische Schaffen der Menschheit erlassen wurden. Richtig?«
Carly verdrehte die Augen. »Natürlich. Genau darum geht es in der Doktrin der Einheimischen Künste.«
»Gut. Und was wäre nun, wenn unsere Gesetze ausdrücklich besagen … dass unsere Regeln für euch nicht gelten? Müsstet ihr dann nicht gemäß eurer Doktrin unser Recht dahingehend respektieren, dass unsere eigenen Gesetze nicht auf euch angewendet werden dürfen?«
»Natürlich«, sagte Carly. »Aber das Gesetz zur Erhöhung von Schadensersatzforderungen bei Urheberrechtsverletzungen scheint keine Ausnahme für außerirdische Zivilisationen zu machen, oder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber das muss es auch gar nicht. Weil meine Gesellschaft keine Schadensersatzforderungen für Piraterie geltend machen kann, die außerhalb der Nationen stattfindet, die die Berner Konvention unterzeichnet haben. Ernsthaft. So weit es unsere Gesetze, Bestimmungen und Normen betrifft, könnt ihr auf euren eigenen Planeten so viele von unseren Songs kopieren, wie ihr wollt, ohne dass ihr euch strafbar macht.«
»Ich verstehe«, sagte Carly. »Also würde eine Schadensersatzforderung nur dann fällig, wenn wir auf dem Territorium eines Unterzeichnerstaats Raubkopien eurer Songs anfertigen?«
Ich nickte selbstgefällig. »So ist es.«
»Zum Beispiel in Ländern wie den Vereinigten Staaten?«
»Ja.«
»Zum Beispiel in Städten wie New York.«
»Ja. Schließlich liegt New York in den Vereinigten Staaten und so.«
»Zum Beispiel auch in den Bahnhöfen und Tunneln unter New York?«
»Klar. Also solltet ihr … äh … da unten keine Raubkopien machen.«
»Ups«, sagte Carly. »Leider ist es so, dass jede Kopie jedes menschlichen Songs, dem das Universum bis zu diesem Moment lauscht, genau unter Gleis einundsechzig der Grand Central Station angefertigt wurde.«
Ich verstummte, als mir die Absurdität dieses Umstands bewusst wurde. Schließlich sagte ich: »Ihr habt ernsthaft … eure Kopien … auf der Erde gemacht?«
»Du hast es erfasst«, sagte Carly.
»Unter der Grand Central Station?«
»Ja.«
»In New York?«
»Ja. Schließlich liegt New York in den Vereinigten Staaten und so.«
Das konnte nicht sein. »Mal im Ernst«, sagte ich. »Von all den Milliarden Planeten im Universum …«
»Trilliarden«, stellte Frampton richtig.
»Na gut. Von all den Trilliarden Planeten im Universum musstet ihr euch ausgerechnet die Erde aussuchen, um eure ganze verdammte Musik zu kopieren?«
»Zunächst einmal ist es eure verdammte Musik«, gab Carly zurück.
»Ja, richtig. Und genau das ist ja auch irgendwie das Problem, nicht wahr?«
»Und zweitens sah der ursprüngliche Plan vor, einfach nur einen Horchposten einzurichten.«
»Einen Horchposten?«
Carly nickte. »Niemand wollte den Zugang zu eurer Musik verlieren, nachdem die Townshend-Linie aktiviert wurde, also mussten unsere Ingenieure eine Empfangsstation bauen, damit wir die neuen Songs in euren Radiosendungen aufzeichnen können. Und das musste irgendwo auf der Erde geschehen, weil das Kraftfeld verhinderte, innerhalb des Umkreises von einhundertvierundvierzig Lichtjahren um euer Sonnensystem eine Sonde zu stationieren.«
»Aber warum die Grand Central Station?«
»Sie wollten nur einen einzigen Posten einrichten, um das Risiko einer Entdeckung zu minimieren«, sagte Carly. »Und New York war genau die richtige Stadt, wegen der Qualität und der Dichte der dortigen Radiosender. Die einzige Stelle, die man fand, wo wahrscheinlich nie wieder jemand vorbeischauen würde, war ein stillgelegter U-Bahn-Tunnel, der in Verbindung mit dem Eisenbahnnetz der Grand Central steht. Also installierte man den Horchposten dort – und auf Druck der Öffentlichkeit auch gleich das Kopiersystem.«
»Auf Druck der Öffentlichkeit?«
»Klar, alle fanden, dass es richtig cool wäre, Kopien von eurer Musik zu bekommen, die direkt aus der City of New York stammen«, erklärte Frampton. »Ich meine, warum auch nicht?«
»Nun ja, das Warum kostet 150000 Dollar pro Kopie«, sagte ich. »Aber davon mal
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