Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)
mir sicher, dass das System auch … die Mutation repariert hat, die für deine drei fehlenden Zehen verantwortlich war.«
»Meine was? « Ich riss mir die Schuhe und Socken herunter und sah, dass es tatsächlich so war. Ich hatte jetzt acht Zehen am vorderen Ende beider Füße. Alle waren proportional kleiner, sodass mir meine Schuhe weiterhin passten. Aber jeder, der diese … Zehchen erblickte, würde schreiend davonrennen. Und falls ich jemals Mandas Herz gewinnen sollte, brauchte ich irgendeine Ausrede, warum ich meine Socken anbehielt. Für die nächsten sechzig Jahre oder so.
All das schien Carly so lustig zu finden, dass sie einen Kicheranfall bekam, was ich als extrem unsensibel empfand. Ich wollte sie deswegen zusammenstauchen, als mir bewusst wurde, dass sie mich erneut durch ihr Stereoptikon betrachtete und über etwas lachte, das sie darin sah.
»Was ist so witzig?«, fragte ich.
»Ach, nur ein Junk-Joke«, gluckste sie.
»Was ist ein Junk-Joke?«
»Nun, jedes Mal wenn die Bioingenieure ein genetisches Update herausbringen, schreiben sie Witze in die Junk- DNS . Damit alle anderen sie lesen können, wenn wir das Genom von jemandem scannen.«
»Moment … Junk … wie in Abfall?«
»Ja. Dein Körper benutzt nur etwa zwei Prozent deines Genoms. Die übrige DNS ist reine Füllmasse, was der Grund dafür ist, warum sie Junk- DNS genannt wird. Aber jedes Basenpaar enthält zwei Bits an Informationen. Das summiert sich zu mehr als einem halben Gigabyte Speicherplatz für Witze, Gerüchte, Graffiti und solche Sachen.«
»Ich glaube, ich mag das nicht.«
»Gewöhn dich dran. Jetzt sind Millionen Junk-Jokes in deine Zellen geschrieben. Auch in meine und Framptons, genau wie bei jedem anderen Perfuffiniten. Aber mach dir keine Sorgen – das beeinträchtigt deine Gesundheit kein bisschen.« Sie wandte sich an ihren Bruder. »Hey, hier ist ein neuer, der dir bestimmt gefällt.«
»Ah, dann lass mal hören!«
»Wie nennt man die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung artspezifischen Schlafverhaltens beschäftigt?«
»Keine Ahnung.«
»Gähnetik.«
Das schien sogar noch witziger zu sein als meine Begeisterung für die Skyline von Paradise City.
»Könntest du das bitte löschen?«, fragte ich, nachdem die beiden sich eine scheinbare Ewigkeit schlappgelacht hatten.
»Sicher … sicher«, sagte Carly, immer noch kichernd. »Junk- DNS lässt sich personalisieren. Ich werde eine Anfrage an die Gesundheitsüberwachung schicken.« Sie bearbeitete hektisch ihr Stereoptikon. »So. In etwa einer Stunde werden alle Witze aus deinen Zellen gelöscht sein. Und stattdessen werden wir … das hier hochladen!« Der Refrain von »Never Gonna Give You Up« erfüllte das Omnitaxi. Carly stoppte die Wiedergabe, bevor sie oder ihr Bruder wieder ins musikalische Delirium abdriften konnten – obwohl die beiden jetzt so laut lachten, dass es kaum noch schlimmer werden konnte.
»Du hast einen Song in mein Genom überspielt?«
»Klar, schließlich ist da ein halbes Gigabyte Platz«, kicherte Carly. »Das ist genug für komplette Alben. Wie wär’s mit etwas … Simply Red? «
Das ließ Frampton völlig ausrasten.
»Das ist wirklich ein sehr respektvoller Umgang mit dem Code des Lebens«, maulte ich vor mich hin. Ich musste jetzt nicht nur mit sechzehn Zehen leben, sondern schleppte obendrein mehrere Billionen Rickrolls in meinen Zellen mit mir herum. Während Carly und Frampton wie verrückt gackerten, widmete ich mich wieder meinen entspannenden Atemübungen. Nach wenigen Sekunden schlief ich tief und fest.
34 Später erfuhr ich, dass sie eher ein Volk von Hilfskräften waren. Obwohl sie einen vielversprechenden Eindruck machten, als sie vor zwei Milliarden Jahren in die Kultivierte Liga aufgenommen wurden, gaben sich die Perfuffiniten schließlich mit der Existenz von Wanderarbeitern zufrieden, die über ein halbes Dutzend Hinterwäldlergalaxien verstreut waren. Sie neigten zu einfachen, schmutzigen Jobs, die für angesehenere Völker zu langweilig oder würdelos waren. Dann erwiesen sich die Konsequenzen des Kotter-Moments für sie als der unglaublichste Glücksfall seit dem Big Bang. Letztlich war es wirklich nur ein dummer Zufall, wie die meisten Perfuffiniten verlegen zugeben werden. Doch ein paar von ihnen verwechseln ihr unverschämtes Glück mit schicksalhafter Bestimmung und schreiben ellenlange Balladen darüber. Sie treiben ihr Publikum in den Wahnsinn, wenn sie darauf bestehen, diese Songs in ihre
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