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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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ihrer Auftritte auf Zinkiwu besucht habe und ein großer Fan von ihr bin – ich bin ein großer Fan von Ihnen allen , wirklich –, muss ich tun, was ich tun muss. Aber ich habe zumindest eine kleine gute Nachricht für Sie.«
    »Welche?«, fragte ich.
    »Der Eid, dass vor Gericht niemals gesungen werden darf, ist nunmehr hinfällig, weil die Verhandlung beendet ist. Also werden Sie nun vor Ihrer Einäscherung in den Genuss kommen, den Song ›Taps‹ in der Fassung meines Volkes zu hören. Es ist trist. Es ist bewegend. Es hat einen großartigen tanzbaren Rhythmus. Und wegen der kollektiven künstlerischen Nutzungsrechte in meiner Kultur ist es nun Allgemeineigentum der gesamten Kultivierten Liga. Also ist es in gewisser Weise auch Ihr Lied.« Er holte tief Luft.
    Ich hätte nicht gedacht, dass grausamere Geräuschfolgen möglich waren als bei Paulie Stardusts Gesangsauftritt in Aurale Skulpturen . Aber dieser Typ war die Steigerung der Hannah-Montana-Nummer des Vogels. Ich hätte fast darum gefleht, unverzüglich eingeäschert zu werden. Doch noch während mein Überlebenswille unter der akustischen Attacke zusammenbrach, suchte mein Verstand instinktiv nach einem Ausweg. Mir gingen immer wieder bestimmte Phrasen durch den Kopf, die der Gefängniswärter gesagt hatte. Ich bin ein großer Fan von Ihnen allen … die Musik war meine erste Liebe … ich bewundere die Musik von der Erde noch viel mehr als die meisten Kultivierten Lebewesen. Als sein Song zu Ende war, hatte ich einen verzweifelten, verwegenen Fluchtplan entwickelt.
    »So«, grollte der Gefängniswärter. »Haben Sie noch irgendwelche letzten Wünsche?« Er sah Carly und Frampton an, aber beide hatten immer noch die Augen geschlossen, und ihre Lippen legten in einer Minute eine Meile zurück. Er wandte sich an mich. »Und Sie?«
    »Nur einen einzigen«, sagte ich.
    »Welchen?«
    »Ach bringt mich dooooorthin«, säuselte ich und zeigte auf den Boden. Carly und Frampton rissen sofort die Augen auf.
    »Ich sag euch – wir sollten nicht mehr hier sein …«, improvisierte ich nach der Melodie von »I Want It That Way«, des gefühlsduseligen, geschmacklosen Hits der Backstreet Boys.
    »Ich sag euch – bitte tut es einfach für mich …« Nun schnippte ich im Rhythmus des Songs mit den Fingern. Das Auge des Gefängniswärters wurde noch größer, und das Licht in seinem Mund erlosch.
    »Ich sag euch – ich möchte nicht mehr bleiben …« Das Auge des Gefängniswärters drehte sich immer mehr nach oben und offenbarte eine blutunterlaufene Masse aus Gewebe und grünem Scheim. Die Beine von Carly und Frampton zuckten immer heftiger.
    Ich zeigte wieder auf den Boden und wiegte die Hüften wie Shakira. »Und nun bringt mich dooooorthin.« Daraufhin verfielen Carly und Frampton in ihre chaotischen Tanzbewegungen, und der Gefängniswärter führte dazu eine Art epileptischen Two-Step auf. Als ich zur zweiten Strophe ansetzte, wurde mir klar, dass dies vermutlich das erste Mal war, dass ein Mensch tatsächlich live vor einem dieser musikverrückten Aliens sang. Okay, es war eine einstimmige Version eines Scheißsongs von Leuten, die eigentlich gar keine Sänger waren. Aber ich kann mehr oder weniger eine Melodie halten. Und die Konzerte der Perfuffiniten auf Zinkiwu hatten mir demonstriert, wie sehr diese Idioten selbst die miesesten Live-Performances liebten. Und der Gefängniswärter mochte noch so immun gegen Ruhm sein – kein Kultiviertes Lebewesen kommt gegen unsere Musik an. Und mit meinem Song machte ich ihn in kürzester Zeit zum Sklaven.
    Als ich den dritten Refrain sang, klatschte ich den Rhythmus mit und stolzierte im Gerichtssaal herum. Meine Groupies folgten mir in einer gruseligen Zombie-Prozession. Ich zeigte jedes Mal mit theatralischer Geste auf den Boden, wenn ich »nun bringt mich dorthin« sang. Schon bald sackte der Gefängniswärter in sich zusammen und ließ sein Auge auf eine eigentümliche Weise rotieren, während er dem Podium zugewandt war. Das führte dazu, dass eine Hälfte des Bodens wie eine Falltür nach unten aufklappte.
    Als sich der Boden unter unseren Füßen öffnete, verwandelte er sich in eine Art Teppich, der herunterfiel und die obersten paar Stufen einer ansonsten durchsichtigen Treppe bedeckte, die weiter in die Tiefe führte, als ich sehen konnte – vielleicht sogar die kompletten hundert Meilen bis zur Planetenoberfläche. Es war ein typischer Treppenschacht mit etwa zwanzig Stufen zwischen jedem Absatz, an dem die

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