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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Rücken verschränkt. Ein verspiegeltes Visier starrte dumpf herab. Der Schreck dauerte Sekunden, ehe Tasso bemerkte, dass es ein leerer Raumanzug war.
    Noch japsend, sah sich der Pilot das tote Schiff an. Die zwei Meter großen Skelette in den drei Sesseln waren dreiäugig, hatten zu viele Rippen und vierfingrige Pranken. In die Hinterwand der Zentrale waren sechs Nischen mit je drei leeren Sesseln eingelassen, in jeder Nische viele Apparate, Skalen, Schalter. Wieso sind diese achtzehn Sessel leer?, überlegte Tasso. Wo sind die achtzehn Riesen? Geflohen, ehe das goldene Ding zuschlagen konnte? Haben sich diese drei geopfert? Die fremden Geräte blieben fremd und tot. Nirgends floss Strom. Die schmalen Räume hinter den hohen Türen waren leer, wie ausgefegt. Geräumt? Ins Heck führten massive, verrammelte Schotts. Tasso dachte an Strahlung und kehrte um. Als er wieder draußen war, fiel ihm auf, dass nur der kleinste Teil des Schiffs zugänglich gewesen war.
    Er setzte seine Wanderung fort, immer an der Wand lang. Tasso entdeckte ein zweites Raumschiff, derart verrostet und verrottet, dass nur undeutlich die Form erahnbar war: Eine langgestreckte Säule mit unregelmäßig heraus ragenden Kugeln. Von weitem wirkte es so; in der Nähe blieb der Eindruck eines länglichen Trümmerhaufens, in dem Krüppelbäume wuchsen und Gras auf hochragenden Scherben im Wind wogte. Tasso fand einen Brocken, der an den zerfressenen Kopf eines Robots erinnerte. Konnte alles Mögliche sein, so verwittert, wie das Material war.
    »Diese Leute bauen ihre Schiffe aus Blech«, sagte Tasso, als er bemerkte, wie filigran die wenigen Stücke wirkten, die sich der Korrosion widersetzt hatten.
    Er wanderte weiter und gelangte nach der dritten Ruhepause –»Nacht« genannt – an einen See. Als er Wasser für eine Probe schöpfen wollte, fand er eine Substanz, die als dickflüssiger Schleim aus dem Proberöhrchen zurück in die große Pfütze schlüpfte. Keine Chance, die Energieriegel und das geschmacksfreie Päckchenwasser aus dem Raumboot damit zu verfeinern. Igittigitt!, dachte Tasso, sind dies hier die Überreste eines weiteren Raumschiffs?
    Immer, wenn er das Zelt aufschlug und schlafen ging, prüfte er sorgfältig das einwandfreie Arbeiten des Schutzfeldes, und jeden Morgen besah er den Umkreis nach Fuß- oder sonstigen Spuren. Er konnte nie Derartiges entdecken. Was nicht hieß, dass er nichts sah. Waren diese Mulden im Sand gestern dagewesen? So tief? Und so viele? Und der kahle Streifen im Gras? Sieht er jetzt, nach dem Schlaf, nicht wie ein Pfad aus?
    Als Tasso feststellte, dass seine Vorräte bald zur Hälfte aufgebraucht sein würden, spürte er keine Lust, ins Boot zurückzugehen. Warum sollte er. Es würde einen Sessel geben, darauf ein Skelett mit zwei Augenhöhlen. Grinsend. Totenschädel grinsen immer.
    Also marschierte der Pilot weiter. An der Wand entlang, immer geradeaus. Er blieb stehen, als etwas Langes, Dünnes über die Felsen kroch. Eine Schlange? Wäre das erste Beispiel tierischen Lebens hier. Tasso ging vorsichtig, die Waffe in der Hand, näher heran. Dann lachte er bitter auf. Ein Seil. Ein Seil mit einem Haken. Sein eigenes Seil.
    Die verdammte, unersteigbare Wand führte im Kreis herum.
    Die Rätsel um eines vermehrt, weiter nichts. Tasso fühlte sich müde und zerschlagen. Und er freute sich, dass er nicht vor ein paar Stunden umgekehrt war; er hätte einen langen Weg völlig umsonst gemacht. Als er die vertrauten Umrisse seines Bootes sah, das festgeschweißt im Sand hockte, verspürte er beinahe das Gefühl, zu Hause zu sein.
    Er ließ sich vom automatischen Arzt untersuchen und stellte voller Vergnügen fest, dass der nichts auszusetzen hatte. Das Wächterprogramm wurde abgeschaltet. Der Rechner allerdings, der die neuen Informationen zusammensetzen sollte, benahm sich lächerlich, war nicht in der Lage, vernünftige Folgerungen zu ziehen. Die Messprogramme, die während Tassos Abwesenheit gelaufen waren, brachten ebenfalls nicht viel ein. Oder, besser gesagt, ihre Ergebnisse waren schwachsinnig. Zum Beispiel gab es kein Schwerkraftzentrum. Keinen Punkt, auf den die Gravitation sich zurückrechnen ließe. Selbst künstliche Schwerkraftfelder lassen sich auf ihren Ursprung zurückrechnen, soviel wusste jeder Pilot. Wenn der Rechner nicht einmal solch einfache Dinge herausbekam ...
    Tasso hatte festgestellt, dass der sachte Wind stets von der Felswand herabwehte. Ein Wind also, der aus allen Richtungen

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