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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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sich Tasso an eine Leine legen lassen, die das Telemetriekabel enthielt. So angetan, stand er zum ersten Mal auf dem Boden dessen, was er, dem Rechner zum Trotz, für einen Planeten hielt. Es war diesig – weiter als zweihundert oder dreihundert Meter reichte der Blick nicht. Manchmal weniger, wenn blasse Nebelschwaden vorbeitrieben.
    Tasso ging um sein Raumboot herum. Der Sand ringsum war oberflächlich geschmolzen. Die Triebwerke hatten wirklich gearbeitet. Von außen sah das Boot aus wie neu. Auf den Seiten kein Kratzer, im blauen Lack auf der Boostereinheit nur wenige Stellen, wo das alte Grün unter abblätternder Farbe zum Vorschein kam. Vielleicht hab ich das Ding heißlaufen lassen, dachte der Pilot und erinnerte sich an den zwecklosen Kampf mit dem honiggoldenen Gebilde. Das Heck war, wie üblich, schwarz verfärbt; im Inneren der Strahlrohre blaue Anlaufspuren. Die Landekufen waren in den glasigen Sand gesunken. Der Pilot zog die Waffe hervor und blitzte den Sand weg. Dann fiel er ungläubig auf die Knie.
    Dieses Boot würde nie irgendwohin starten. Nicht in einem Stück. Unter dem Sand war schimmerndes Metall zum Vorschein gekommen. Die Kufen waren vollständig und fest damit verschweißt.
    Tasso nahm den Rucksack ab und setzte sich darauf, um zu verschnaufen. Seit dreizehn Stunden war er unterwegs in dieser Welt, die er seit der Entdeckung unter dem Boot nicht länger als Planet ansah. Er hatte sich mehrere Tage lang vergewissert, dass überall unterm Sand das superharte Metall lag. Kein irdisches Metall. Er hatte seine Waffen daran ausprobiert; sie waren wirkungslos geblieben. Jetzt wollte er herausfinden, wo er war. Dazu musste er irgendwohin, wo man Sterne sehen konnte. Auf einen Berg am besten, raus aus dem Dunst. Klaren Himmel sehen, Konstellationen anpeilen, Spektren messen: Der Rechner würde folgern können, wo man sich befand.
    Die ganze Zeit ging es leicht aufwärts, und das strengte Tasso immer noch an. Die Büsche standen nicht mehr in Sand, sondern in stoppeligem Gras; zwar mehr braun als grün, aber wenigstens auf Anhieb als Gras zu erkennen. Tasso wünschte, er hätte das auch von den Bäumen sagen können. Er seufzte. Bäume? Alpdrücken. Baumkronen wie pflanzliche Geschwüre, bunt gefärbt, sich ständig bewegend. Stärker, als der leichte Wind die Äste bewegen konnte. Tasso hütete sich, diesen Dingern zu nahe zu kommen. Er kannte Gruselgeschichten von fleischfressenden Pflanzen. Er wollte keine erleben. Dies war keine Pilotenarbeit, verdammt noch mal! Er hatte Flugboote und Raumschiffe und Gleiter zu steuern, nicht auf einem gigantischen sandgefüllten Kuchenblech herumzustolpern.
    Tasso huckte sein Gepäck auf und ging weiter. Der Wind kam von vorn, stetig den Hang hinab. Er wusste nicht viel von Winden und Wetter und Meteorologie, doch kam es ihm seltsam vor. Ein Wind, der immer ins Tal bläst? Und der trotzdem den Dunst nicht vertreibt ...? Tasso bemühte sich, nicht allzu viel darüber nachzudenken. In der vierzehnten Stunde legte sich der Wind; voraus tauchte eine dunkle Masse aus dem Dunst, die sich als senkrechte Felswand erwies. Tasso verspürte keine Lust, dort hinaufzuklettern. Er hatte allerlei Hilfsmittel, doch ein Schwebezeug war nicht dabei. Also schleuderte er nach Altväterart ein Seil mit Haken dran, so hoch er konnte, und an dem Seil kletterte er keuchend einige Meter hinauf, ehe er genauer hinsah. Durch einen tiefen Spalt zwischen den Blöcken des Felsens schimmerte jenes Super-Metall hindurch. Dasselbe wie unten – das Metall war nur dünn bedeckt, dort von Sand, hier von Steinen.
    Tasso stieg herab, ließ Seil und Haken, wo sie waren, und wandte sich nach links. Sein Plan war, an der Wand entlangzumarschieren, bis er ein Tal emporsteigen könnte. Sicherheitshalber hielt er einen Abstand von hundert Metern ... Steinschläge, Lawinen, seine Vorstellungen davon waren nebelhaft. Er hatte sich nie für Alpinistik interessiert. Als er eine verdächtig aussehende Baumkarikaturen-Gruppe in respektvollem Abstand umrundete, traf ihn der Wind wieder. Seltsam. Tasso prüfte die eigenartige Luftströmung: In zweihundertfünfzig Meter Entfernung von der Wand spürte er ein stetes Wehen. Näher an der Wand nicht mehr. Er war es leid, sich den Kopf über diese Welt zu zerbrechen, notierte ein weiteres auf der Liste der Rätsel und stapfte weiter.
    Er fand einen breiten Einschnitt in der Wand, wo zwei Tunneleingänge einander genau gegenüber lagen. Er wagte sich nicht hinein.

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