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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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vergehen, ehe die Truppe dort in den still daliegenden Gebäuden merken würde, was los war. Drei Minuten lang konnten die unsichtbaren Helfershelfer und Auftraggeber jeden darüber täuschen, dass da ein Transporter voller schwerbewaffneter Leute vom Himmel gefallen war. Länger nicht.
    Zeit genug, hatten Mikko und Ari beschlossen, um den ehemaligen Fliegerklub zu überrennen und seine Insassen zu Paaren zu treiben. Veruca Salt hatte sich gehütet, den beiden zu verraten, dass man es mit Auswahl-Leuten zu tun haben würde. Mit der Truppe von Bonnie Wayss, und die war sicherlich alles andere als ein leichtes Opfer.
    Ari stürmte voran, sein monströses Geschütz quer vor der Brust. Natürlich war das zu einem gewissen Teil reines Imponiergehabe. Jana konnte nicht umhin, die enorme Kraft des alten Mannes zu bewundern. Mit seinen bloßen schwarzen Schultern und dem stahlblau schimmernden Schießprügel wirkte er wie die fleischgewordene Rechnersimulation eines apokalyptischen Kriegers. Das von dem fahlen Minimond kaum aufgehellte Dämmerlicht des Morgengrauens ließ ihn größer erscheinen, als er ohnehin schon war. Janas Augen hatten keinerlei Mühe, seine Gestalt in der Finsternis auszumachen.
    Jana Hakon folgte den Unterdeckmannschaften, die sich in einer wilden Hatz auf die Gebäude zu bewegten. Dort sah alles leer und verlassen aus, doch das konnte nur zu leicht täuschen. Leider hatte Jana keine Möglichkeit, sich unauffällig zu verdrücken. Man hatte ihr einen Werfer in die Hand gedrückt und Waffengurte umgeschnallt, und neben ihr liefen obendrein zwei oder drei Typen, die von Mikko offensichtlich zu dem Zweck abgeordnet waren, seine Veruca Salt zu beschützen. Wirklich rührend. Und störend. Das waren keine Waschlappen.
    Jana aktivierte die Kontrolle T‘Arastoydts und beschleunigte; ihre Beschützer hielten problemlos Schritt. Die Päpste mochten wissen, was für ausgebuffte Drogen in ihrem Blut unterwegs waren. Gemeinsam setzten sie über Unebenheiten und überholten einen Söldner nach dem anderen. Janas Gedanken waren während dieser kritischen Sekunden nicht ganz bei der Sache. Sie grübelte, wieso die Goldene Bruderschaft ausgerechnet einen solchen Haufen ausgewählt hatte, den Störfaktor im Fliegerklub auszuschalten. Sollten die superreichen Goldmaden wirklich nichts Besseres für all ihr Geld bekommen können? Oder war die Erosion des weltenumspannenden Rechnernetzes so weit vorangeschritten, dass der goldene Typ seine wirklichen Kämpfer nicht alarmieren konnte? Oder sollten Mikkos Unterdeckleute mit voller Absicht in eine Falle laufen und von haushoch überlegenen Auswahltypen zusammengeschossen werden? In jedem Fall musste sie so rasch wie möglich hier weg. Die hundertachtzig Sekunden mussten bald vorüber sein.
    Wenige Meter vor ihr – Veruca Salt hatte samt ihrer Begleitmannschaft fast alle anderen überholt – brachte Ari sein Ungetüm von einer Kanone in Anschlag, ohne langsamer zu werden. Es gab keinen Mündungsblitz, nur ein grelles, flirrendes Licht, das aus dem Lauf seiner Waffe hinüber zu den dunklen Gebäuden sprang und das trügerische Licht des langsam heraufziehenden Sonnenaufgangs zerriss. Es leuchtete sekundenlang in den überraschten Augen Jana Hakons nach wie eine schmerzende Wunde. Das Glühen sickerte in die Wand hinein, breitete sich in der Substanz der Mauer aus wie Tinte in Löschpapier. Dann verwandelte sich ebendiese Substanz in eine formlose Masse herumfliegender Staubkörnchen. Das dumpfe Ächzen zerfetzten Metalls und Gesteins war das erste wirklich laute Geräusch bei diesem Angriff, zählte man nicht die Schritte mit und das Klappern der Ausrüstung oder das gelegentliche leise Klirren von Waffen, die aneinander schlugen. Durch die finstere Wolke stürmte Ari hindurch, als wäre das nicht eben noch eine stabile Mauer gewesen.
    Wie ein Gespenst, dachte Jana, ehe ihre Füße sie selbst ebenso durch das Gebilde trugen. Die Zerstörung der Wand war so schnell erfolgt, dass die winzigen Trümmerteile für Sekunden die alte Form beizubehalten suchten, sozusagen aus Gewohnheit. Erst allmählich drifteten die vergesslichen Bröckchen auseinander, und jeder Lufthauch trieb sie weiter zu unförmigen Wolken. Mikko lief hindurch, Veruca Salt samt ihrer Leibgarde lief hindurch, die ganze Unterdeckmannschaft lief durch diese verschwimmende Mauer. Jeder einzelne von ihnen verursachte Wirbel und Schlieren in der Luft. Als alle drinnen waren, sah das Gebilde so aus, wie es richtig

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