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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Erwiderung.
    »Wie viele haben wir verloren?«, fragte Mikko leise. Er war kaum zu hören. Allein seine Präsenz sorgte dafür, dass Ruhe war, wenn er sprach. Der schwarze Mann warf einen Blick auf die Leute, die sich um den Verletzten bemühten. Das laute Stöhnen war verstummt.
    »Robby Merkin, Kopfschuss«, sagte Ari. »Jonathan Sorrel und Tichina Arnold. Daniel Gerrard ist in einen Laser geraten. Ob Tonio Gaudio die Sache überlebt, ist unklar.«
    »Irgendein Hinweis auf den Gegner?«, fragte Mikko. Seine stechend blauen Augen waren starr auf Ari gerichtet, seine Stimme leise und scharf; vielleicht war es an der Zeit, einen Schuldigen für das Desaster ausfindig zu machen. Ari begriff das und fühlte sich nicht sonderlich wohl in dieser Rolle.
    »Nun, wenn du diesen Feuerwechsel meinst ...«, sagte Ari.
    Mikko unterbrach ihn. »Irgendein Hinweis auf den Gegner?«, wiederholte er seine Frage.
    Ari starrte in die blauen Augen seines Ex-Freundes und wirkte zum ersten Mal, seit Veruca Salt ihn kannte, wirklich verunsichert. Der schroffe Tonfall Mikkos war wohl nicht der Grund dafür; eher das, was Ari in den Augen seines Chefs entdeckt hatte. Das überirdisch blaue Leuchten darin hatte sich verfinstert.
    »Der Gegner hat diesen Ort vor kurzer Zeit verlassen«, sagte Ari, »einige Stunden, höchstens ein halber Tag. Eher weniger.«
    »Und wer hat da auf uns geschossen? Wer hat Robby erledigt und Jonathan und Tichina und Daniel? Wer ist das gewesen?« Mikko war sehr gleichmütig, als er diese Fragen stellte.
    Ari schwieg einige quälend stille Sekunden lang und sagte dann: »Das waren wir wohl selbst.«
    Kein Laut in der Halle. Die Leute starrten Ari an, bis auf die drei, die sich um den schwerverletzten Tonio Gaudio bemühten.
    »Großartig«, sagte Mikko. »Ganz große Klasse. Das waren wir wohl selbst. Eine prima Antwort. Genau das, was ich hören wollte.«
    Ari entgegnete nichts. Er stand nur da und schaute Mikko ins Gesicht. Seine dunklen Hände lagen auf der Waffe, die an breiten ledernen Gurten um seinen Hals hing. Da war kein Trotz in seiner Haltung, und nicht das geringste Schuldbewusstsein. Das erbarmungslos helle Licht aus den Jupiterlampen des Fliegerklubs ließ die Waffe glitzern wie ein überdimensioniertes Schmuckstück.
    »Vier unserer Leute sind umgekommen, weil alles aufeinander gefeuert hat«, sagte Mikko, »keine Spur von Planung oder Übersicht. Keine Führung. Das pure Durcheinander. Ich frage mich, wo deine ganzen Erfahrungen geblieben sind. Früher warst du doch nicht so ein militärischer Volltrottel. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da hättest du dich totgelacht über so etwas.«
    Ari betrachtete den langen Lauf seiner Waffe. Er sagte nichts.
    »Der Ari, den ich kenne«, sagte Mikko, »hätte einen Plan der Anlage besessen. Einen detaillierten Plan. Er hätte seine Leute nicht blindlings ineinander laufen lassen. Er hätte seine Waffen sinnvoller eingesetzt, erst recht, wenn er eine nagelneue Technologie wie die da besessen hätte.«
    Mikko deutete mit einem Nicken zu dem ungefügen Ding vor Aris Brust. Je länger Veruca Salt dieses Gerät sah, desto unheimlicher kam es ihr vor. Unbekannt, bedrohlich, verdächtig.
    »Das war es dann«, sagte jemand in einem Winkel der Halle, Instrumente klackten, irgendwelche kleinen Geräte schalteten sich summend ab. »Das Gewebe war zu tief kauterisiert. Da war nichts mehr zu machen. Du warst ein guter Kamerad, Tonio.«
    Eine Hand strich über das erstarrte Gesicht und versuchte vergeblich, die weit aufgerissenen Augen des Toten zu schließen. Die Leiche starrte teilnahmslos zur Decke. Keine Reaktion, als der Finger den Augapfel versehentlich berührte. Jemand stand auf und schickte einen dunklen, anklagenden Blick herüber.
    »Er ist tot.«
    Der Blick des Mannes war nicht auf Mikko gerichtet. Der Adressat dieses unausgesprochenen Vorwurfs war Ari.
    Mikko holte tief Luft. Jana beobachtete ihn besorgt. Sie hatte das bedrohliche Gefühl, in den nächsten Sekunden einen Neuen kennenzulernen. Jemanden, der weder mit Mikko-dem-Macho noch mit Mikko-dem-Kumpel viel gemeinsam hatte, von Mikko-im-Bett ganz zu schweigen. Einen anderen Mikko. Einen, bei dem die blauen Augen kalt und tödlich glitzern konnten.
    »Tonio Gaudio ist tot«, sagte Mikko. »Ich kannte ihn seit vielen Jahren. Beinah so lange wie dich, Ari. Wir haben einen vollkommen leeren Gebäudekomplex angegriffen und fünf Leute verloren. Ein wirklich bemerkenswertes Ergebnis. Es wäre lächerlich, wenn

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