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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt zu werden, wenn Ari in der Nähe war. Sie spürte, dass sie sich besser nicht erkühnen sollte, Ari bei Mikko auszustechen. Zwischen den beiden schwelten die Reste einer Beziehung, deren Natur ihr verschlossen blieb.
    Veruca Salt hatte einen ehrenvollen Platz im Transporter bekommen, direkt neben Mikko. Hinter ihr saß Ari. Sie spürte seinen Blick im Nacken. Mikko saß unmittelbar am Fenster, das in Wirklichkeit gar keines war. Das Bullauge war eine Projektionsfläche, die täuschend echt wiedergab, was draußen vorging. Mikko war nie in ein Raumfahrzeug hineingelangt, das Bullaugen besessen hatte. Diese Illusion eines echten Blicks hinaus wäre vollkommen gewesen, hätten nicht alle paar Sekunden leichte Störungen den klaren Weltraum weggewischt und durch den elektronischen Schnee ersetzt, der so typisch war für billige Software.
    Mikko ging mit einem Achselzucken darüber hinweg, rückte näher an Veruca Salt heran und legte seinen Arm um sie. Ihm bedeutete reibungslos funktionierende Technik nicht viel. Er war es gewöhnt, das Zeug reparieren zu müssen. Die Fenster eines Raumfahrzeugs als Statussymbole zu betrachten, kam ihm nicht in den Sinn. Ihm reichte es, seine Hand wie zufällig über die Brust der neben ihm sitzenden hübschen Frau legen zu können. Er hatte keine Ahnung davon, dass wirklich bedeutenden Leuten echte Bullaugen zustanden, teure und aufwändige Löcher in der Außenhaut eines Raumfahrzeugs, verschlossen mit kostspieligen und fünfschichtigen Scheiben aus bestem Monokristallinquarz. Er lachte über die milchweißen Störungen in seinem getürkten Weltraumfenster, weit entfernt vom Snobismus wirklich reicher Leute, denen nach jedem Flug die äußere Scheibe ihres Fensterplatzes ausgetauscht werden musste, damit die Kratzer der Mikrometeoriten und die Schlieren der thermischen Belastung ihnen nicht den Blick trübten. Jana wusste das, und sie fand es irgendwie nett, dass Mikko sich um solchen Quatsch nicht eine Sekunde lang kümmerte.
    Der kleine kräftige Mann war energiegeladen und gutgelaunt. Er staunte aus seinem Pseudo-Bullauge und zeigte Veruca Salt begeistert den phantastischen Farbeffekt, als das Licht des Zentralgestirns sich in der Atmosphäre der Universitätswelt brach und einen kristallklaren Regenbogen aufglühen ließ. Alles war gedämpft genug, um Jana Hakon nicht zu schmerzhaften Korrekturen ihrer Sehkraft zu zwingen. Sie war in letzter Zeit empfindlicher geworden, was grelles Licht betraf. Wahrscheinlich hatten sich ihre Augen an das Halbdunkel der Sebafell gewöhnt und daran, nicht gegen die unangenehm helle Sonne kämpfen zu müssen. Die Bilder dieses billigen Surrogats taten ihr nicht weh.
    »So was Schönes sieht man selten«, sagte Mikko und knabberte aufgekratzt an Verucas Hals. So viel Aufregung wirkte sich direkt auf seine Libido aus. Sein Großhirn nahm die Ausfälle der Bullaugenbildwand kaum wahr. Die Aussicht auf Kampf und Sieg und reichliche Belohnung vernebelte Mikko den Blick. Er hielt Veruca Salts rechte Brust fest in seinem Griff und massierte vorsichtig ihre Spitze. Sie hatte ihn glauben lassen, dass sie das mochte.
    Veruca Salt blieb vorsichtig. Sie wusste Ari direkt hinter sich, und Ari war seit ihrem letzten Gespräch betont reserviert. Vorsichtig, als ob er ihr zuviel von seinem Inneren offenbart hätte. Und vielleicht stimmte das ja. Der kampferprobte, dunkel gefärbte Haudegen hatte die Truppe sorgsam ausgerüstet, und er hatte Veruca Salt nicht vergessen. Er hatte mit seinen langen schwarzen Fingern jedes Waffenhalfter überprüft, jedes Magazin getestet, jeden Kondensatriden durchgemessen und jedes Visier geprüft, ob es wirklich auf die Augen des Schützen abgestimmt war. Alle Ausrüstungsgegenstände waren durch seine Hände gegangen. Ari war ein gründlicher Mensch.
    Das Raumfahrzeug feuerte einen mächtigen Bremsimpuls gegen seine Flugrichtung und ging in einen nervenzerfetzenden Sinkflug, den man besser als kontrollierten Absturz bezeichnet hätte. Auch das hatte Ari erklärt: Man wollte den Gegner überraschen, deswegen landete der Transporter nicht auf die gewohnte Art und Weise, sondern fiel praktisch vom Himmel wie ein Stein. Im Morgengrauen wolle man über dem Zielobjekt sein wie der Habicht über den Hühnern, hatte er gesagt. Jana war sicher, dass weder Ari noch Mikko noch die anderen jemals ein Huhn oder gar einen Habicht leibhaftig gesehen hatten. Sie selbst ebenfalls nicht. Sie verfügte über die

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