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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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zu bohren versuchten. Jede einzelne dieser lächerlich kleinen Wunden hatte er vorhergeahnt.
    Kaddok beugte sich vor, und das Möbelstück unter ihm ächzte, als wäre seine Widerstandskraft dem Ende nah. Der Karnese neigte seinen Kopf in Richtung Bonnies und nickte langsam. Markus dachte daran, was wohl geschehen würde, wenn dieser Schwerweltmensch übergeschnappt wäre, komplett verrückt. Bonnies Fähigkeiten als Nahkampfwaffe waren ihm unbekannt. Genau wie seine eigenen, frischen Begabungen, die er Maja Maja zu verdanken hatte. Selbst wenn er von beiden das Beste annahm, gab er einem Kampf gegen einen Karnesen wie diesen hier kaum mehr als einige Sekunden.
    Besorgt warf er einen Blick auf das angeblich unzerbrechliche Metall, das sich unter der Last Kaddoks bog. Es war dieses Geräusch, das ihm im Gedächtnis blieb und vielleicht einmal in ein Musikstück eingebaut werden konnte. Das Zerplatzen des Apparates vorhin hatte eher unspektakulär geklungen.
    »Ohne euch wäre all das nicht passiert«, sagte der Karnese leise, zumindestens mit viel weniger Kraft in der Stimme als eben. Seine Worte füllten nicht mehr den Raum aus wie dröhnende Watte. Sein Blick klebte auf Bonnies Stirn. Die Muskeln seines Stiernackens vibrierten. Bonnie ließ sich nichts anmerken und blieb ruhig.
    »Das verstehe ich nicht«, erklärte sie. Das Implantat arbeitete mit kühler Präzision, und sie klang wie einer dieser sprachbegabten Rechner, denen Markus immer das Reden verbot, weil ihm ihre Stimmen fürchterlich auf die Nerven gingen.
    Kaddok ließ sich schwer zurücksinken. Markus nutzte die Gelegenheit und schnippte die spitzigen Bruchteile von seinen Schultern und weg von seinem Hals. Er tat es effektiv. Bei jeder Bewegung räumte er mehrere der kleinen Störenfriede weg, und seine Finger bewegten sich mit beängstigender Präzision. Mit maschinenhafter Genauigkeit. Weder Bonnie noch Kaddok bemerkten es.
    »Ihr habt da irgendetwas losgetreten«, sagte der Karnese, und für seine Verhältnisse flüsterte er. »Ich habe es anfangs nicht begriffen. Ich habe den Zusammenhang nicht gesehen. Aber es gibt ihn. Die Rechner auf Die Neue Wohlfahrt waren von genau derselben Krätze befallen wie alle anderen im Netz. Ungeheure Datenmengen, die sich fortpflanzen wie fruchtbares kybernetisches Leben. So geschickt programmiert, dass man kaum ein Gegenmittel findet. Man kann den Stecker ziehen und sich vom Netz trennen, niemand tut das. Und kaum verbindet man sich wieder mit dem Netz, hat man flugs dasselbe Problem am Hals. Überall diese Krätze, überall.«
    Bonnie und Markus warfen sich einen ratlosen Blick zu. Beide dachten natürlich an jenen unseligen Studenten, dessen Aktivitäten den Spuren im Netz zufolge all die Konfusion ausgelöst hatten. Michael Sanderstorm war es, den der Karnese meinte und dessen Fährte er verfolgt hatte. Diesen Jungen traf wohl kaum eine Schuld an der Katastrophe auf Die Neue Wohlfahrt . Dominosteine, die einander umwarfen. Kaddok redete weiter, als habe er nichts bemerkt.
    »Und all dieser Kram kommt von Galdäa. Besser gesagt, all dieser Kram stammt von Galdäa, beschreibt diesen Planeten. Ich habe nur ein paar der Dateien entschlüsseln können, ehe die Goldenen mir die Rechner abgeschaltet haben. Aber es ist ganz eindeutig – Galdäa hat die Krätze auf die Menschheit losgelassen ...«
    »Die Goldenen?«, fragte Bonnie. »Was hat denn die Goldene Bruderschaft damit zu tun?«
    Kaddok schaute die Soldatin an, als sei sie eben erst in diesem Zimmer gelandet. Die völlig unkarnesische Wärme forderte ihren Tribut: Er schob den Zeigefinger unter seinen Schlips und lockerte den Knoten. Der oberste Knopf seines Hemdes riss ab und sprang leise klickend auf dem Boden herum. Während er hüpfte, wusste Markus bereits auf den Millimeter genau, wo der Knopf zur Ruhe kommen würde.
    »Die haben mir den Saft abgedreht, als ich ein bisschen zu lange nachgeforscht habe«, sagte Kaddok. »Oder zu tief. Oder an der richtigen Stelle. Plötzlich gingen alle Anzeigen aus und die Türen auf, und man bat mich nachdrücklich, zu verschwinden und alles zu vergessen.«
    Markus musste grinsen. Irgendwie bekam er dieses Bild nicht auf die Reihe, ein Prachtstück von einem Karnesen, bedroht von nackten goldbehangenen Fettleibern.
    Er erntete einen bösen Blick.
    »Diese Typen machen derartige Drecksarbeit nicht eigenhändig«, sagte Kaddok. »Dafür haben sie ihre Leute. Ich habe sie nicht wirklich gesehen. Ich habe ihre Präsenz im Netz

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