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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Unternehmen gegenseitig über den Haufen schießen.«
    Bonnie gickerte leise. Das Geräusch war, nachgeahmt von einer Maschine, alles andere als heiter.
    »Was?«, fragte Markus wenig freundlich.
    »Genau das«, sagte die Soldatin, »haben wir uns für den Fall eines Angriffs als günstigsten Irrtum unserer Gegner vorgestellt. Dass ihre Abteilungen den Gebäuden folgen, im Kreis gehen und irgendwann ihre eigenen Leute unter Feuer nehmen.«
    »Die Goldene Bruderschaft macht solche Fehler nicht«, sagte Markus. »Schon gar nicht solche ausgemacht dummen.«
    »Das ist richtig«, brummte der Karnese. »Sie würden keine Leichen herumliegen lassen. Es wurden einige dort gefunden. Alle von ihren eigenen Kameraden über den Haufen geschossen. Opfer einer langfristig wirkenden List, sozusagen.«
    Er machte eine halbe Verbeugung in Richtung von Bonnie Wayss. Die Soldatin winkte hoheitsvoll zurück. Markus Hataka konnte den Blick nicht von dem Körper des Karnesen wenden. Es sah wunderbar aus, wie all diese Muskeln ineinander und übereinander arbeiteten, eine Sinfonie aus Fleisch. Man müsste Musik machen können, die genauso funktioniert, überlegte die kleine Fee. Der eiskalte Überwacher Maja Majas meldete, die Aufmerksamkeit sei besser anderen Dingen zuzuwenden.
    »Es sickert einiges durch«, sagte Kaddok, »die Rechnerkrätze legt so manche Funktion lahm. Das hat seine Vorteile. Einer der Angreifer soll gleichsam hingerichtet worden sein; eine Reihe von Raumschiffen in der Nähe sind verdächtig, als Basis gedient zu haben. Man hat sie natürlich zum Beidrehen aufgefordert, und natürlich haben sich alle vier aus dem Staub gemacht. So schnell, wie es nur ging. Interessanterweise war eines der Schiffe zum Zeitpunkt des E-Tags an Die Neue Wohlfahrt angedockt.«
    »Die Sebafell «, sagte Bonnie.
    »Dasselbe Schiff, auf dem wir beide unsere Veruca Salt so gut untergebracht hatten«, bestätigte der Karnese. »Ich würde Wetten eingehen, dass die Sebafell jetzt ohne getarnte Galdani weiterfliegt.«
    »Hoffen wir es«, sagte Markus.
    »Ich gehe davon aus«, meinte Kaddok.
    »Das«, unterbrach Bonnie, »bringt uns zum E-Tag zurück und dazu, dass all das kein technisches Versagen gewesen sein soll. Dass es eine Ursache gab. Das hätte ich gern genauer beschrieben.«
    Kaddok seufzte. »Es war, ganz kurz gesagt, die Rechnerkrätze; die Sicherheitssysteme von Die Neue Wohlfahrt waren destabilisiert und funktionierten nicht richtig.«
    Markus und Bonnie blickten einander verblüfft an.
    »Und genau das ist die Erklärung, die man der Öffentlichkeit gab. Die nur ein klein wenig verdrehte Wahrheit, keine direkte Lüge. Schaut man aber genauer hin ...«
    Kaddok stand auf, als wolle er aufgeregt hin und her gehen; er sah schnell ein, dass dieses Unterfangen in dem kleinen Zimmer völlig zwecklos war. Markus beobachtete fasziniert, wie sich die Muskeln und Knochen des Schwerweltmenschen unter der Haut und durch die eng anliegende Kleidung abzeichneten. Jede Linie, jede Kurve wurde vermessen und verzeichnet. Dem Karnesen war unmenschlich warm in diesem Raum. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn und saßen wie Kolonien klarer Perlen auf der Haut seines Körpers und betonten effektvoll die Konturen. Er setzte sich wieder, und abermals ächzte das Metall unter der Last. Der unbarmherzige Buchhalter zählte die Schweißtropfen, komponierte ausgreifende Linien aus ihnen und sagte voraus, wann und wo ein Tropfen karnesischer Körperflüssigkeit zu Boden fallen würde.
    Und es wäre zu klären, was vorhin diese Bemerkung über die Tåström zu besagen hatte. Nichts wird mehr vergessen, niemals wieder, dachte Markus, und bei dem Gedanken spürte er leises Entsetzen.
    »Ich habe mich mit dem, was da durch die Gegend schwirrt, eingehender befasst«, sagte Kaddok, »und ich habe nicht auf die endlosen Statistiken gestarrt, die da ankommen, oder auf die Texte und Bilder. Ich habe mir angesehen, was übrigbleibt, wenn man den nutzlosen Kram abzieht – das Rauschen dazwischen, sozusagen. Da gibt es ein paar kleine, raffinierte Programme, die jeden betroffenen Rechner zwingen, immer wieder neue Dateien zu laden und zu entpacken und zu speichern. Nichts weiter als Viren also, allerdings elegant gemachte. Nun ja ... es bleibt ein gewisser Teil Rauschen zurück. Und in diesem Teil steckt es.«
    Kaddok hob den leeren Becher zum Mund, starrte in das Gefäß und stellte es so heftig auf den Tisch zurück, dass Glas oder Keramik unweigerlich zersprungen

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