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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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einer mächtigen Geste aus, die beinahe sein weißes Hemd sprengte, und tippte sich an die Stirn.
    »Ist alles hier drin«, sagte er. »Und vielleicht nirgendwo sonst. Das Netz ist in einem bedauernswerten Zustand.«
    Wen schert das Netz, dachte Markus. Bonnie verstand besser, was los war. Dieser Fleischberg war auf der Suche nach Verbündeten. Die Soldatin grinste Kaddok an und fragte ihn direkt, ob sie ihm mit einem karnesischen Drink behilflich sein könne.
    »Sehr behilflich«, erwiderte Kaddok. Die Atmosphäre im Zimmer entspannte sich; Markus hatte bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht bemerkt, dass es eine Spannung gab. Seine neuen Talente hatten offenbar die Tendenz, ihm den Blick auf weniger Oberflächliches zu versperren. Nicht gut, dachte Markus.
    Bonnie Wayss servierte dem Schwerweltmenschen ein öliges, schlieriges Gebräu, frisch aus dem Kühlschrank, in einem bauchigen Metallgefäß, das sofort mit Rauhreif beschlug, so kalt war das Zeug. Kaddok nahm einen langen Schluck, und Markus schüttelte sich bei dem Anblick. Er hatte die Getränke der Schwerweltmenschen probiert, und er hatte eines so fürchterlich wie das andere gefunden. Drei Viertel waren der pure Alkohol, der Rest bestand aus ätzenden Gewürzen und unbekömmlichen Drogen. Nicht umsonst sagte man den Karnesen nach, sie hätten stählerne Mägen. Kaddok blickte seine beiden Gastgeber entschuldigend an, weil er ihnen nichts angeboten hatte. Es war Sitte auf Karna, einen Becher kreisen zu lassen. Bonnie lehnte höflich ab. Vielleicht hatte sie Angst, das Zeug würde ihren Sprachprozessor zersetzen.
    Markus dagegen wusste, dass Kaddok das Gesöff bis zum letzten Tropfen hinuntergegossen hatte. Derlei Einzelheiten konnten ihm in seinem Zustand nicht mehr verborgen bleiben. »Was war das jetzt mit dem Angriff auf den Fliegerklub?«, fragte er.
    Kaddok wischte sich die unvermeidlichen Tränen, die der heimatliche Drink hinterlassen hatte, aus den Augenwinkeln. Vielleicht war es nicht nur die Schärfe des Getränks, die ihm das Wasser in die Augen schießen ließ.
    »Dass es sich um einen stillgelegten Fliegerklub handelte«, sagte der Karnese, »habe ich erst später erfahren. Zuerst hieß es, dass es eine militärische Aktion auf der Universitätswelt gegeben habe, und das rief alle möglichen Leute auf den Plan. Ihr könnt euch sicherlich denken, wen alles.«
    Bonnie Wayss und Markus Hataka nickten verständnisvoll; sie hatten zwar beide keine Ahnung, von wem Kaddok sprach; es würde sicherlich irgendeine Behörde geben, die über das Refugium Penta V wachte. Dem Karnesen trieb das eisige Getränk offenbar die Hitze ins Gesicht, er sandte einen entschuldigenden Blick zu Bonnie und öffnete sein Hemd, zog es aus und legte es zu dem zerknitterten Jackett über den Stuhl. Darunter trug er eine Art ärmelloses Leibchen mit weit ausgeschnittenen Schultern, dessen Stoff seinen Rücken und Bauch straff umspannte. Markus bemerkte die eingearbeiteten Polsterungen in der Nierengegend und die Anschlüsse für eine Energieversorgung, um den Körper beheizen zu können; das war echte karnesische Kleidung, gemacht für klirrende Kälte. Markus blieb ruhig, indem er sich vorstellte, wie Karolus angesichts dieser Masse wohlgerundeten männlichen Fleisches das Herz geklopft hätte. Der kleine Mann in seinem staubigen, pedantischen Zimmer tief in Hatakas Schädel machte sich Notizen über die Differenzen zwischen seiner Vorhersage und der Realität, was Kaddoks Fleisch betraf.
    »Das Netz ist immer noch im Zustand der Konfusion«, sprach Kaddok weiter, »und die Versuche, das Problem zu beheben, machen es eher größer als kleiner. Es war also keine Schwierigkeit, einige Informationen zu erhalten. Jemand ist in dieses Objekt eingedrungen, und zwar unter Verwendung einiger exotischer Waffen. Diese Leute hatten Ausrüstung, die es eigentlich gar nicht gibt.«
    Der Karnese bemerkte den Blick, den sich Bonnie und Markus zuwarfen, und er nickte.
    »Das legt natürlich den Verdacht nahe, dass die Goldenen die Hand im Spiel hatten«, sagte er. »Wer sonst verfügt über solche Technologie. Der Rest der Geschichte allerdings klingt nicht nach der Bruderschaft. Mal abgesehen davon, dass die Nackten sich sowieso niemals selbst die Hände schmutzig machen – es ist kaum vorstellbar, dass derart perfektionistische Typen sich die Mühe machen, ein komplett leeres Objekt zu überfallen. Viel weniger vorstellbar ist es, dass diese Leute einander bei einem solchen

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