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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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hatten eine harte Zeit hinter sich, das mochte stimmen; Veruca Salt nicht. Jana konnte ihre Muskeln nach Bedarf benutzen, und wenn die Ermüdungsgrenze überschritten war, schaltete sie die Schmerzreize aus. Wohlgezielte Korrekturen im Stoffwechsel und galdäische Kontrolle vermochten die verzwickten Prozesse zu entschärfen, die bei jedem Menschen unweigerlich zum schlimmsten Muskelkater des Lebens geführt hätten. Wenn es nötig war, befahl Jana ihrem Körper, nachts genau jene Muskeln wachsen zu lassen, die sich als zu schwach erwiesen hatten, und die gereizten Sehnen zu verstärken. Wenn es nötig war, vereinigte Jana für wenige Sekunden alle ihre Kräfte in eine einzige Richtung, wurde zu einer zielbewussten Maschine aus Knochen, Sehnen und Fleisch. Wenn es nötig war, programmierte Jana ihre Hände, so exakt und zügig zu arbeiten wie eine Maschine. Diese Tricks gingen den anderen ab. Sie hatten getuschelt und die Köpfe geschüttelt, nachdem die Neue, Veruca Salt, am Ende des ersten Arbeitstages scheinbar frisch und ausgeruht aus ihrem Raumanzug gestiegen war und nur pro forma erschöpft stöhnte, nachdem sie die erstaunten Blicke der anderen registriert hatte. Dabei hatte Jana wohl bemerkt, dass man ihr eine seltsam hohe Zahl von extrem kraftaufwendigen Arbeiten übertragen hatte. Eine Art Ritual, die Neuen erst einmal nach allen Regeln der Kunst fertigzumachen. Jana hatte an den ersten Tagen ihres Lebens auf der Werft fressen müssen wie zwei Karnesen, und sie hatte eine Menge von gehaltvollen Nahrungsmitteln mit in ihre winzige Kabine genommen. Fehlender Schlaf war besser zu kaschieren als mangelnde Kraft. Sie war stündlich wach geworden und hatte gegessen. Kalorien für den hochgeschraubten Stoffwechsel und Protein für innere Reparaturen waren die Allheilmittel, um die Testquälereien der Alteingesessenen zu überstehen.
    Dabei war es offensichtlich völlig egal, woher der Neue kam. Jana hatte bemerkt, wie dasselbe neuangekommenen Karnesen passierte, die unter der ungewohnten Hitze litten. Es geschah mit einer oniskäischen Doppelehe. Es geschah Leuten von Atibon Legba ebenso wie solchen von Dortue, Cedar oder ausgewanderten Serafimern. Die wenigen und meistens verloren wirkenden Leute von Engambosch mussten sich zusätzlich ganzer Wogen aus Spott über ihre seltsame Redeweise erwehren. Da musste man durch, und wer das mit Hilfe von irgendwelchen Drogen versuchte, fiel unweigerlich auf die Nase. Man konnte seine Arbeit nicht ordentlich machen, wenn man zugedröhnt war, wovon auch immer. Das lernte früher oder später jeder. Unter den Kreuzerleuten gab es Abkömmlinge aller Menschenwelten, ausgenommen natürlich von Galdäa. Und selbstverständlich gab es keine Goldenen.
    Vor kurzem hatte Veruca Salt zum ersten Mal die madenartigen Nackten auf der Werft gesehen, umschwärmt von Sicherheitskräften und eilig eskortiert in jene tieferen Regionen der Raumstation, in die man Kreuzerleute niemals hineinlassen würde. Das war einigermaßen merkwürdig, schied doch die Goldene Bruderschaft als Kaufinteressent für die Produkte von Die Neue Wohlfahrt aus. Die Goldenen verwendeten keine Weltenkreuzer. Dafür waren sie viel zu paranoid. Sie trauten nur den Schiffen, die sie selbst gebaut hatten. Seltsame Fahrzeuge, in denen alle wichtigen Systeme nicht nur doppelt vorhanden waren, sondern vielfach. Veruca Salt hatte bislang keine solchen Schiffe gesehen; K‘jonasoidt verfügte in ihren Speichern über entsprechende Abbildungen. Das normale, gefechtsbereite Raumschiff der Bruderschaft war die Doppelwespe – zwei schlanke Rümpfe, die nebeneinander lagen und mittels vielfacher Verbindungen Kontakt zueinander hielten. Die Goldenen konnten auf diese Weise praktisch immer auf ein zweites Fahrzeug zurückgreifen. Natürlich war eine solche Bauweise der Metall gewordene Beweis für eine solide Paranoia. Besonders wichtige Mitglieder der Bruderschaft reisten mit Tripel- oder Quadrowespen. Kein Goldener hätte sich je einem Weltenkreuzer anvertraut. Was also wollten die Goldenen auf Die Neue Wohlfahrt ? Jana verfolgte ständig die Nachrichten. Sogar in ihrem Display, das in die Visierscheibe des Raumanzugs eingelassen war, blieb immer ein Fenster für die Neuigkeiten der verschiedenen Kanäle reserviert. Deswegen bekam sie mit, was mit dem Institut passierte. Sie sah die Sondersendungen, die schrecklichen Bilder. Sie hörte die komplett erlogenen Geschichten von den gefährlichen Patienten, die sich gegen ihre

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