Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
Gebilden lauerten voluminöse, unbestimmbare Schatten. Kalt, stumm und finster trieben hier die gigantischen Skelette mehrerer Weltenkreuzer im All, in verschiedenen Stadien der Fertigstellung. Bunt und winzig glommen weit entfernt die Lichter einiger anderer Werften. Die ebenso verschwenderisch wie überflüssig erleuchtete Strahlendhelle Eintracht beispielsweise und weniger bunt, im aggressiven Licht der Schweißbrenner flimmernd, die Positives Ergebnis , von der alles sprach, weil sie vor kurzem einen Riesenauftrag an Bord gezogen hatte. Beide wirkten wie Spielzeug, und mancher von Kaddoks Leuten verrenkte sich den Hals, um diese seltsamen Sternbilder zu betrachten.
    Niemand außer Jana versuchte, einen Blick zurück auf Die Neue Wohlfahrt zu werfen. Die Werft war ein unbeleuchteter Zylinder, nach außen hin völlig ohne Fenster. Für so was hatte Die Neue Wohlfahrt keine Verwendung. Glücklicherweise konnte Jana Hakon die Empfindlichkeit ihrer Augen in einem gewissen Umfang willentlich verändern, und so konnte sie selbst im All den düsteren Leib der Werft ausmachen, eine riesige zerschrundete Masse. Es waren nicht nur Meteoritentreffer, die Narben in dieses Artefakt geschlagen hatten. Im Panzer von Die Neue Wohlfahrt gab es Spuren von direktem Beschuss mit schweren Waffen, und eine Stelle sah verdächtig nach einem Rammstoß aus. Als ob ein Raumfahrzeug an der Wandung der Werft zerschellt wäre.
    Augenblicke wie dieser waren das Einzige, was Jana an ihrer neuen, bloß geborgten Existenz als Veruca Salt wirklich störte. In den freien Raum zu gehen, schnitt sie von allen Verbindungen ab, die ihr wirkliches Ich hatte. Es gab hier nur eine einzige Person, die wusste, dass sie nicht tatsächlich jemand namens Veruca Salt war. Nur eine, die darum wusste, dass selbst Jana Hakon unmöglich ihr wahrer Name sein konnte. Weil auf Galdäa so kurze Namen einer Beleidigung gleichkamen: Wie konnte jemand vollständig sein, dessen Aspekte keine eigenen Namen hatten? Sie war Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt, und niemand ahnte etwas davon. Nur Markus wusste und Bonnie Wayss vermutete, dass Jana Hakon nur eine Hülse war, in der sie selbst, Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt, wie eine Nuss in ihrer Schale steckte.
    Wer mit seinem Raumanzug und ein paar Steuerdüsen ins freie All ging, konnte nicht mehr mit dem großen Netz kommunizieren, das die raumfahrende Menschheit zwischen den Sternen gesponnen hatte.
    Bonnie hatte bei ihrem Gespräch gesagt: »Sie werden dich natürlich aufspüren. Es ist nicht so einfach, wie zwei und zwei zusammenzuzählen, aber irgendwann finden sie heraus, wo du bist; das steht außer Frage. Wir hinterlassen eine breite Spur aus Informationen, egal was wir tun, und es ist eine Frage von Zeit und Rechnerkapazität, wann jemand die richtige Fährte gefunden hat. Die Quadratwurzel aus 784. Irgendwann kommt selbst der blödeste Uniformierte auf die Lösung. Ich muss es schließlich wissen, denn ich bin einer von ihnen.«
    Bonnie hatte freudlos gegrinst, eine Grimasse der Vergeblichkeit, während K’jonasoidt sofort die Achtundzwanzig ausgerechnet hatte.
    »Ich gebe dir Bescheid, wenn sie deine Spur haben. Dann kommt der Anruf: Sagen wir, ich nenne diese Zahl. Ein prima Kennwort. Selbst wenn Fischerprogramme im Netz sind: Danach suchen sie bestimmt nicht.«
    Es war nicht so sehr die Arbeit selbst, die hier Körper bis aufs Äußerste forderte und jeden zweiten, der es versuchte, wieder vertrieb. Es waren die enormen Kräfte, die von den Düsen ausgingen. Kräfte, die es einem einzelnen Menschen ermöglichten, mit den Teilen der künftigen Weltenkreuzer zu hantieren. Die waren zwar schwerelos, ließen sich aber wegen ihrer Masse nur schwer bewegen. Kräfte also, die einem Untrainierten leicht den Arm brechen konnten. Im besten Falle.
    Jana kannte die Erklärungen, warum man auf die archaische Technologie zurückgriff, lebendige Menschen ins All zu schicken: die Empfindlichkeit der entstehenden Riesenraumschiffe, die Enge des Raums in der Nähe der Orbitalwerft, die Vielzahl von Objekten, die jeder künstlichen Vorrichtung überlegene menschliche Fähigkeit zur Improvisation. Überzeugend klang das alles nicht. Vermutlich hielt man aus alter Tradition daran fest, die Weltenkreuzer wachsen zu lassen, wie es die Vorväter getan hatten. Lebewesen, nicht einfach nur Maschinen.
    Hier waren es sechs Schiffe, die von Die Neue Wohlfahrt aufgezogen wurden. Dass fünf davon bislang nicht verkauft

Weitere Kostenlose Bücher