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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bereitschaft.«
    Bolitho erwärmte sich allmählich für diesen seltsamen Mann. Er wußte offenbar alles, selbst die Größe seines Geschwaders. Die Tatsache, daß er Inskip einige Informationen geliefert hatte, ließ ihn eher bescheiden als überlegen auftreten.
    Inskip stand auf, wobei er Ozzard, der mit einem vollen Tablett kam, abwinkte. »Nicht jetzt, danke. Wir brauchen klare Kö pfe.« Er lächelte. »Zum Beispiel schlage ich vor, daß Sie Ihrem Kapitän befehlen, den Ankerplatz aufzusuchen. Sie haben schon genug Neugier und Rätselraten ausgelöst. Wenn man Sie nun tatsächlich an Land gehen sieht, würde das dem Klatsch bestimmt neue Nahrung liefern, nicht wahr?« Er ergriff seinen Hut und fügte hinzu: »Tut mir leid, daß Sie ein Zusammentreffen mit einem anderen Reisenden aus England verpaßt haben.«
    Bolitho erlaubte Allday, ihm für diesen offiziellen Anlaß seinen glitzernden Ehrensäbel anzuschnallen, bemerkte aber den Widerwillen in seinem Blick.
    »Oh, wer war das?«
    »Rupert Seton. Soviel ich weiß, ist er der Bruder Ihrer verstorbenen Frau.«
    Bolitho starrte Allday an, innerlich plötzlich wie erstarrt. Seton – er sah ihn wieder als jungen Midshipman vor sich, bei dem unglücklichen Versuch, Toulon für die französischen Royalisten zurückzuerobern. Ein schmächtiger Junge, der stotterte. Und er hatte eine Schwester gehabt, so schön, daß Bolitho ihr Bild ständig vor Augen stand.
    »Seton hat mir natürlich von der Tragödie erzählt.« Inskip bemerkte den Sturm nicht, den er in Bolithos Seele ausgelöst hatte. »Ein vortrefflicher und intelligenter junger Mann. Er hat einen guten Posten bei der Ostindischen Handelsgesellschaft – wo auch ich wäre, wenn ich ein bißchen Verstand besäße. Bei der Regierung Pitts bekommt man mehr Fußtritte als Geld.«
    Bolitho fragte ruhig: »Sie haben ihn hier gesehen?«
    »Ja. Er war auf der Durchreise nach England. Ich riet ihm zur Eile, sonst wäre er noch hier. Aber der Krieg kann sich jeden Tag auswe iten, und ich wollte nicht, daß ein Vertreter der Handelsgesellschaft hier interniert würde.«
    Bolitho sagte: »Geleiten Sie bitte die Herren zu Kapitän Neale, Mr. Browne. Meine Empfehlung an den Kommandanten, und sagen Sie ihm, unsere Besprechung sei zu Ende; wir könnten weitersegeln.« Er sah die beiden Herren unbewegt an. »Ich bin sicher, Sie wollen gern noch vor mir an Land.«
    Inskip schüttelte ihm herzlich die Hand. »Wir werden uns wiedersehen.« Er senkte seine Stimme. »Tut mir leid, daß ich schmerzliche Erinnerungen wachrief. Ich hatte es gut gemeint.«
    Als die Tür sich hinter Browne und den anderen geschlossen hatte, rief Allday verzweifelt aus: »Verdammt noch mal, Sir! Und das nach so langer Zeit. Das ist nicht richtig!« Er zügelte seinen Ausbruch und fügte hinzu: »Soll ich Mr. Pascoe holen, Sir?«
    Bolitho setzte sich hin und nahm seinen Säbel ab. »Nein, aber ich würde es gern sehen, wenn Sie hierblieben.« Er schaute hoch, seine Augen flehten: Wird es denn niemals nachlassen? Ich habe töricht gehandelt, habe sogar Freunde beschämt, immer in der Hoffnung, Frieden zu finden.
    Allday ging zum Tisch hinüber und riß Ozzard fast den Becher aus der Hand. »Hier, Sir, trinken Sie das. Und Tod und Verdammnis dem Krieg und allen, die ihn schüren!«
    Bolitho kippte den Brandy hinunter und wäre fast erstickt, so brannte er ihm in der Kehle.
    Er sah sie wieder, von der Kirchentür umrahmt, eine Hand auf dem Arm ihres Bruders, gerade so wie Herricks Braut, als sie zum Altar geführt wurde.
    Fast zu sich selber sagte er: »Vielleicht war es sogar gut, daß wir einander nicht getroffen haben. Vielleicht gibt Rupert mir die Schuld an Cheneys Tod. Sie war allein, als sie mich brauchte. Seeleute sollten nie heiraten, Allday. Es ist grausam denen gegenüber, die sie zurücklassen.«
    Allday machte eine heftige Kopfbewegung zu Ozzard hin, der die Kajüte wie hypnotisiert verließ. »Für einige mag das richtig sein, Sir. Aber nicht für die Besonderen.«
    Bolitho stand auf und befestigte den Säbe l wieder an seiner Hüfte.
    »Und sie war etwas Besonderes!« Er nickte Allday kurz zu. »Vielen Dank. Jetzt bin ich soweit.«
    Allday sah ihn sich straffen und dann automatisch bücken, um nicht an den Decksbalken zu stoßen, als er schnellen Schrittes zum Achterdeck hinausging.
    Es war schlimm heute, dachte Allday, schlimmer als seit langer Zeit. Der Schmerz war noch da, in Deckung wie ein wildes Tier, aber bereit, hervorzubrechen und ihn

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