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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Räuberpistole von ›Befreiungsaktion‹ zurück nach Kopenhagen! Sie haben offenbar keinen Sinn dafür, daß Sie besser weggeblieben wären!«
    Bolitho wartete, daß der Sturm sich legte. Er hatte Mitgefühl für Inskips schwierige Rolle, bedauerte aber keinen Augenblick, daß er die Schiffe befreit hatte. In diesem Augenblick mußten sie gerade um Skagen in die Nordsee hinaussegeln. Unausdenkbar, was geschehen wäre, wenn er sie in den Händen des Zaren gelassen und der sie den Franzosen als Geschenk oder zur Bestechung ausgeliefert hätte. Noch grausamer wäre es gewesen, ihm die unglücklichen Besatzungen zu überlassen. Die Männer wären in irgendeinem Gefangenenlager verfault oder im feindlichen Klima umgekommen.
    Er sagte leidenschaftslos: »Es war das mindeste, was ich tun konnte, Sir. Die Handelsschiffe brauchen keinen Angriff von seiten der Dänen zu befürchten. Sie waren rechtswidrig beschlagnahmt worden, zumindest ebenso rechtswidrig wie die dänischen Schiffe Anfang des Jahres durch uns. Aber wenn ich hier nicht wieder geankert, sondern mich an den Kanonen des Öre-Sunds vorbeigeschlichen hätte, wäre eine Katastrophe heraufbeschworen worden.«
    Er mußte plötzlich an ihre Rückfahrt denken. Obwohl niemand sie überholt hatte, waren ihnen die Gerüchte vorweggeeilt. Als sie in Kopenhagen ankamen, war das Ufer trotz der Kälte vollbesetzt mit schweigend dastehenden Menschen, und später, als der Hafenadmiral erlaubt hatte, daß sie ihr Schiff ausbesserten und ihre Toten zur Beisetzung an Land brachten, war etwas wie ein großer Seufzer von den Zuschauern aufgestiegen.
    Inskip schien Bolitho nicht zu hören. »Ich hätte derartiges Handeln von einem Ihrer Kommandanten in Kauf genommen, aber nicht vom Befehlshaber des Geschwaders, gewiß nicht. Allein schon durch Ihre Gegenwart repräsentieren Sie König und Parlament.«
    »Sie wollen damit sagen, ein einfacher Kapitän könnte entlassen oder vor ein Kriegsgericht gestellt werden, wenn die Dinge sich gegen ihn wenden, Sir?«
    Inskip unterbrach sein erregtes Auf- und Abgehen. »Schön. Sie kennen also das Risiko eines selbständigen Entschlusses ebenso wie seinen möglichen Lohn.«
    Bolitho wußte, daß sie auf diese Weise nicht weiterkamen. Er sagte: »Wie dem auch sei, ich würde meinem Flaggkapitän gern eine Nachricht schicken, wenn das möglich ist. Ich habe ihm angekündigt, höchstens eine Woche auszubleiben. Die ist jetzt um.«
    Inskip starrte ihn an. »Verdammt, Bolitho! Ich habe ja nicht gesagt, daß Sie nicht erreichen, was Sie sich vorgenommen haben. Es sind Ihre Methoden, gegen die ich Bedenken habe.« Er zeigte ein schwaches Lächeln. »Ich habe Ihrem Geschwader schon Nachricht zukommen lassen.« Dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, was Sie im Parlament oder hier im Schloß erzählen werden, aber ich hätte eine Menge darum gegeben, zusehen zu können, wie Sie unsere Handelsschiffe befreiten! Mein Adjutant hat schon mit Ihrem Captain Neale gesprochen. Dieser junge Mann erzählte ihm, daß die
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den Feind in weniger als zwanzig Minuten besiegt hatte.«
    Bolitho erinnerte sich an Herricks Bemerkung: ›Männer, nicht Schiffe gewinnen Schlachten!‹ Er sagte: »Das ist wahr, Sir. Es war das schnellste Gefecht einer Fregatte, dem ich je als Zeuge beiwohnte.«
    Inskip sah ihn ruhig an. »Ich nehme an, Sie waren nicht nur ›als Zeuge‹ dabei.« Er ging ans Fenster und schaute auf den Platz hinunter.
    »Das Schneetreiben hat aufgehört.« Wie nebenbei fügte er hinzu: »Sie müssen sich für ein Treffen mit dem Generaladjutanten bereithalten. Vielleicht schon heute abend. Bis dahin we rden Sie mein Gast sein.«
    »Und das Schiff, Sir?«
    »Man hat mir versichert, daß es den Hafen verlassen kann, wenn die Reparaturen ausgeführt sind, aber…« Das Wort hing in der Luft, als er sich umdrehte und Bolitho direkt ins Gesicht schaute. »Sie werden sich wohl auf einen längeren Aufenthalt einrichten müssen, falls die Dänen mich auffordern, Sie ihnen auszuliefern.« Er rieb sich die Hände, als ein elegant gekleideter Lakai mit einem Tablett hereinkam, und sagte: »Aber im Augenblick wollen wir lieber erst einmal auf Ihren, äh, Sieg anstoßen!«
    Später, als Leutnant Browne hinzugekommen war, diktierte Bolitho einen ausführlichen Bericht über seine Entdeckung und seine Unternehmung gegen die französische Fregatte. Er überließ es höheren Stellen, die Schlußfolgerungen über Recht oder Unrecht seiner Handlung zu

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