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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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auseinanderliegenden Augen, die schmale Kinnspitze. Die Ingredienzen weiblicher Verführungskraft, kindhafte Gesichtszüge, die ebenso leicht Hass wie Liebe hervorrufen. Nicht jeder kann das eine vom anderen unterscheiden.«
    Katrin Goldfarb untersuchte den zertrümmerten Bereich. »Er muss vor Hass geschäumt haben, wenn er so fest zugeschlagen hat. Wie Sie wissen, sind Schädel verdammt hart.«
    Sie legte einen Finger unter den Kiefer. Ihre Finger lasen die Architektur des Gesichts – auf diesen Knochen würde sie Annäherungswerte von Muskeln und Fett häufen. Clare beobachtete, wie die Künstlerin ein Stück Lehm abzupfte und es zwischen den Handflächen rollte, um es zu erwärmen.
    »Dafür werde ich einen Tag brauchen. Höchstens zwei. Sie finden bestimmt selbst hinaus. Sobald sie fertig ist, rufe ich Sie an.«

11
    Ein Smogschleier hatte sich über Kapstadt gelegt. Vor den Toren des Parlaments in der Plein Street standen uniformierte Polizisten  – ein so leicht ersetzbares Accessoire für wichtige Amtsträger, dass niemand sich die Mühe machen würde, sie zu töten. Bäuche wölbten sich über die Gürtel der blauen Uniformen. Viele Polizisten waren so übergewichtig, dass man meinen konnte, ihr Appetit sei nicht weniger tödlich als eine Kugel oder ein Bombenattentat.
    Riedwaan und Rita befanden sich auf dem Parkplatz gegenüber dem Parlament.
    »War die nicht für das Schulspeisungsprogramm verantwortlich?«, fragte Riedwaan, den Blick auf eine Frau gerichtet, die sich abmühte, ihren massigen Leib aus einem BMW zu wuchten. »Dürre Kinder, die wenigstens eine Scheibe Brot mit Erdnussbutter am Tag bekommen sollten?«
    »Das ist sie.« Rita beobachtete die Frau, wie sie die Stufen hinaufwatschelte. »So wie es aussieht, ist das Essen jedenfalls nicht verkommen, oder? Bei uns stirbt jeder ehrliche Polizist tausend Tode, wenn eine Überprüfung seines persönlichen Lebensstils ansteht. Wissen Sie, wie viel diese Leute ausgeben?«
    »Sagen Sie’s mir«, meinte Riedwaan, während sie die Straße entlanggingen.
    »Die geben mehr für Geschäftsessen aus, als Sie und ich gemeinsam verdienen.«
    »Wir hätten eben in die Politik gehen sollen.«
    »Dafür ist meine Haut nicht dick genug«, widersprach Rita. »Und Ihre auch nicht, selbst wenn Sie noch so gern den harten Bullen spielen.«
    »Soll das heißen, ich bin weich geworden?«, fragte Riedwaan, während Rita die Tür zum Grundbuchamt aufdrückte. Ein Wachmann wies ihnen den Weg zu einem Büro.
    »Ein trauriger Tag, an dem ›ehrlich‹ mit ›weich‹ gleichgesetzt wird, Boss«, sagte Rita und klopfte an die halb offene Tür.
    »Herein.« Eine kühle Frauenstimme. »Kann ich helfen?«, fragte die Frau hinter dem Schreibtisch und strich dabei den schwarzen Rock glatt. Ihr penibel aufgeräumter Riesenschreibtisch stand in augenfälligem Widerspruch zu ihrem Angebot.
    »Ich brauche alle Unterlagen über ein Bauvorhaben in Green Point«, erklärte Riedwaan.
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Wir führen polizeiliche Ermittlungen durch.« Riedwaan zeigte ihr seine Marke, dann nickte er in Richtung Rita. »Das ist Sergeant Mkhize.«
    Die Frau studierte erst seine Marke und danach Rita.
    »Ich möchte wissen, wie entgegen der städtischen Denkmalschutzvorschriften eine Baugenehmigung für das Grundstück erteilt werden konnte«, sagte Riedwaan. »Das ganze Gebiet steht bekanntlich unter Denkmalschutz, weil dort schon mehrfach archäologische Funde gemacht wurden und man auf Knochen stößt, sobald man irgendwo ein Loch gräbt. Warum wurde das Gebäude ohne öffentliche Anhörung genehmigt? Damit hat man ein Hornissennest aufgestört, das wir jetzt wieder beruhigen müssen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Stadtrat einen Fehler gemacht hat, Captain Faizal«, sagte sie und faltete die Hände.
    »Wenn Sie uns die Pläne und die Genehmigung holen«, schlug Rita lächelnd vor, »dann brauchen wir uns gar nichts vorzustellen.«
    Die Angestellte sah auf die Wanduhr. »Wir schließen in einer halben Stunde, Captain. Vielleicht möchten Sie morgen wiederkommen und mit meiner Vorgesetzten sprechen?«
    »Die Pläne landen hier?«, fragte Riedwaan.
    »Das ist richtig, Captain. Aber nur, wenn die Vorschriften befolgt werden.«
    »Wie können die Vorschriften nicht befolgt werden?«
    »Nun ja, es gibt durchaus Menschen, die Pläne einreichen und dann einfach zu bauen beginnen, während die Pläne noch beim Stadtrat liegen.«
    »Bringen Sie mir die Unterlagen«,

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